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Wollen zu guten Hoffnungen berechtigte. Möchten sie glauben: Wir der Herr es gewollt, also ist es geschehen. — Dein Grab kenn ich auch, du armer, armer Wanderer, der du am Wege starbst, ungekannt und ungeliebt. Nicht decken dich Rosen und Nelken, aber die gütige Natur pflanzte Gras und ein paar Wildblumen auf deinen kleinen Hügel. — Es reden Gräber und Steine, cs mahnt ihre große Zahl, ihre vcr- schieden« Größe, ihr Schmuck, ihre Verlassenheit: Mensch, be denke das Enoe! Glücklich, wem einst die Worte gelten: Wer liebend wirkt, bis ihm die Kraft gebricht, und segnend stirbt, ach, den vergißt man nicht. Wie wirds sein, wenn auch ich unterm Kühlen Rasen liegen werde? Wie lange leuchtet meinen Augen noch des Himmels Licht? Findet mich der letzte Tag getreu? Ich möchte so gern noch manches erreichen, sehen, erleben, streben, schaffen und froh sein. Wer gibt Ausschluß über das, was kommt? Aber nicht gezagt, hoch das Haupt! Die Sonne strahl», das Leben rüst. Wer nur nach unten schaut, verliert Weg und Ziel. Noch rollt das Blut in den Adern, die Zeit genützt, das Rechte getan. Doch auch die edlen Freuden nicht verschmäht, die lichte Welt beut ihrer so viels. Lebe, lebe sroh im Licht, so meints wohl die bunte Blume, der begrünte Strauch, das frische Reis am alten Stein. — Uder die Gräber weg schweift der Blick hinab ins Tal mit seinen vielen Häusern und hin zur Ferne. Der Ostwind bläst, die Sonne lacht, sie umspielt mit ihren Strahlen das alte Grabmal, sie verschönt die Landschaft. Aue, Berg und Waid liegen in Helle da, sein der Blick, das Brid vom Leben. Und vor mir sicht die Kirche. Wenn die Glocken hallen, dann grüßen die vollen Schläge auch die Schläfer am Berge, rnsen hinab ins Reich des Todes. Dioden aber am Turme reckt sich das goldene Kreuz hoch auf, leuchtend und mahnend: Glaube und hoffe! Es siegt nicht der Tod, es herrscht das Licht, das Leben. Der Leib ist wohl vergängiich, der Geist entschweb» ihm; er gleicht dem leichten Falter, der seine Schwingen hebt und aufwärts strebt. Der Sonne zu, den Blick hell empor! Dann komme, was da kommen mag, und sets der Tod, fürchte ihn nicht, er ist ein Freund all denen, die sich wühlen, das Gute zu tun. Er führt sie höhenwärts, hiaans zu Gott, zum Herrn des Ledens. Ihm befiehl dich und dem Geschick, so war deist du gut und ohne Furcht dem Ende zu. MMIMIII»MII»IIIIIII»IMIIIIIIIIII»I»»»»I0IIIUIIIIIIINIIIIIII»»IIIM!III»I!UIIM!UUUINUI« Ein Besuch im Herrnhuter Völkermuseum Eine völkerkundliche Betrachtung im Anschluß an einen Lehrausflug Von Heinz Geißler, Zittau AWMn gewaltigen Eisbergen und treibenden Eisfeldern MD/W vorbei, auf denen sich Eisbären und Robben tummelten, war das Missionsschiff, die „Harmony", oft nach La- brador gefahren, um den dort wohnenden Missionaren MIkW Nachrichten aus ihrer Herrnhuter Heimat und un- —' entbehrliche Gebrauchsgegenstände zu überbringen. Begierig drängten sich die Eskimos um die Landungsstelle, denn gar zu gern tauschten sie europäische Sachen gegen die Erzeug nisse ihres Fleißes ein. Am Absahrtstage der „Harmony" galt es dann für viele Missionskinder, von ihren geliebten Eliern Abschied zu nehmen, denn bei den Herrnhuter Brüdern und Schwestern sollte ihre Erziehung geleitet werden. Die vielen Kisten und Kasten, die die von den Eingeborenen eingetauschten Sachen enthielten, wurden mit an Bord genommen; zum großen Teil waren sie für das Bölkermusenm in Herrnhut bestimmt, wo sie dem ahnungslosen Beschauer einen Begriff von der Lebens- weise der Missionare und Eingeborenen in fremden Erdteilen geben sollen. Bei einem Gang durch das Museum fällt einem sofort ein voll ständig bespannter Hundeschlitten auf. Wenn man dieses dort im Eislande einzig mögliche Transportmittel betrachtet, erkennt man erst die ungeheuren Schwierigkeiten, unter denen die glaubens starken, willenskräftigen Herrnhuter den heidnischen Eskimos das Evangelium predigen müssen. Durch endlose Eiswüsten ge trennt liegen die kleinen Missionsstationen, die der Missionar alle aufsuchen muß. Auf dem niedrigen, langgestreckten Schlitten durcheilt er, von zehn starken, noch halbwilden Hunden gezogen, die großen Entfernungen. Jedes der bissigen Tiere Hal seine eigene Zugleine, und nur die nie ruhende, sehr lange Peitsche lenkt sie und hält sie auseinander, denn sonst gäbe es einen un entwirrbaren Knäuel sich beißender Hunde. Endlich erreicht l»er Missionar das Eskimodorf, dessen niedrige Hütten sich nur wenig vom Eise abheben. Die Gemeinde versammelt sich zum Gottes dienst. Alle haben den besten Staat angelegt; Männer und Frauen tragen langschäftige, rote Stiefel, Hosen und Jacken aus See hundsfell und käppchenartige Kopfbedeckung. Glücklich schätzt sich die Eskimofrau, die sich noch einen einfachen Giasperlenschmuck umhängcn kann. Nach dem Gottesdienste geht aber das Alltags leben weiter. Die Männer begeben sich zum Hafen, um in ihren kleinen aber seetüchtigen Booten, den Kajaks, auf die Jagd nach Walrosse», Seehunden, Fischen, oder, in Gesellschaft, nach Walen zu fahren. Diese Tiere liefern ihm alles, was er zum Leben braucht. Aus den Fellen werden Kleidung und Leder gefertigt, das Fleisch liesert Nahrung, die Därme werden zu Nähfaden gedreht, der Tran wird zum Zubereilen der Speisen gebraucht und muß die Lampen speisen. Die Gräten der Fische dienen als Nadeln, die stärksten werden als Widerhaken an den Fischspeeren gebraucht; die Walroßzähne liefern Harpunenspitzen, die nur lose mit dem Schafte verbunden sind und infolgedessen sich beim Auftreffen los lösen und im Fleische des Iagdlicres stecken bleiben. Durch einen Riemen ist ein Luflsack aus Leder mit der Spitze verbunden, so daß der Eskimo stets weiß, wo sich das verwundete Wild befindet, und er es beim Austauchen durch einen zweiten Harpunenwurf löten kann. Sein Kajak ist außerordentlich leicht, da er nur aus einem Holzgestell mit darüber gespannten Häuten besteht, also noch mit Luft gefüllt ist. Er hat eine sehr gefällige Form mit lang ausgezogenen Spitzen, die zum Schutze noch mit einer Hornkappe versehen sind. Das Boot ist bis auf eine Öffnung, wo gerade ein Mann durchschlüpfen kann, geschlossen. Zum Fortbewegen dient ein verhältnismäßig kurzes Paddelruder, dessen Blätter zum Schutze mit Hornplatten belegt sind. — Während der langen Abendstunden sitzt die ganze Familie beim Schein einiger qual menden Tranlampen in der Hütte. Die Männer arbeiten an einem neuen Schlitten oder schneiden Lederzeug zurecht, die Frauen nähen oder verfertigen sich Lederschmuck, indem sie winzige bunte Lederstücke mit zwei Stichen auf einen Gürtel aufnähen. Diese Lederornamente sind derart fein und genau gearbeitet, daß man staunt, wie sie bei dem trüben Licht in verqualmter Hütte so etwas fertig bringen. Was für die Eskimo die Harpune, ist für viele Völker die ein fache Lanze. Es ist nun sehr lehrreich, sich in die einzelnen Ent wicklungsstufen zu vertiefen. Wahrscheintich ist es der Dorn ge- wesen, der den Urmenschen als Vorbild gedient hat. Wenn sie durch die Urwälder streiften, stachen sie sich hier und da an den scharfen Spitzen, und dabei kamen sie auf den Gedanken, sich dieser Dornen im Kampfe zu bedienen. Für ihre Zwecke brauchten sie allerdings längere. Sie suchten sich also schlankgewachsene, jüngere Baumstämme aus, fällten sie mit ihren einfachen Werk zeugen und spitzten sie vorn durch Wetzen auf Stein zu. Durch Zufall merkten sie, daß angekohltes Holz bedeuleno härter als frisches ist. Deshalb hielten sie die Lanzenspitzen in die glimmende Herdasche, härteten sie und erhielten damit eine schon ganz gut brauchbare Waffe. Freilich geschah es oft, daß die Lanze wohl in das Fleisch des Feindes oder Wildes eindrang, aber leicht heraus gezogen oder abgeschüttelt werden konnte. Um dies zu verhindern, wurden nahe der Spitze Kerben angebracht. Mit der Zeit wurden die Lanzen immer besser gearbeitet. Früher waren Spitze und Schaft aus einem Stücke gefertigt, jetzt unterschied man sie. Die