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Oskar Schwär, ein Dichter der Oberlausitz Von Richard Blasius Das Bildnis ist nach einer Kohlezeichnung von Professor Osmar Schind ler hergestellt Boden der Oberlausitz sind die Werke Oskar Schwärs wurzelständig. Die Gestalten seiner schlichten Erzählungen HM sind mit der Scholle ihrer Heimat eng verbunden, zeigen alle Merkmale bodenständiger Charaktere, mitunter knor rige Eigenarten, durch welche sie aber gerade um so lebenswahrer wirken und echte Volkstümlichkeit erlangen. Die Schilderung der Gestalten in ihrer Abhängigkeit von der Heimatserde machte ihren Schöp'er zum Dichter der Oberlausitz. Dadurch aber, daß er die Menschen seiner Werke mit Problemen allgemein menschlicher Natur ringen läßt, hebt er sein Schaffen über bloße Heimats- schriststellerei heraus und gewinnt über den engen Rahmen seiner Heimat hinaus Bedeutung. Schwär ist selbst ein Kind der Oberlausitz. 1890 in Dürrhennersdorf geboren, besuchte er'l904—10 das Lehrerseminar zu Löbau. Mit 18 Jahren lernte er zum ersten Male auf einer Reise durch Frankreich die Welt kennen und damit zugleich die Sehnsucht »ach dem Weiten, Unnennbaren, was viel leicht damals noch unbewußt den Dichter in ihm wachrief. Wie jeder angehende Dichter warf auch er sich im Jünglingsalter zunächst der Lyrik in die Arme. Lenau ward sein Lieblingsmeister, was wohl auch auf eine gewisse weltschmerzljche Note in seinem damaligen Schaffen schließen läßt. 1911 als Lehrer nach Dresden versetzt, schrieb Schwär ein Bühnenstück, das zwar nicht über die Breiter ging, ihm aber die Freundschaft eines Mannes von literari schem Rufe brachte, Ottomar Enkings, der seine Gestaltungsgabe erkannte und den Einundzwanzigjährigen auf sein eigent liches Gebiet wies, die Prosa-Erzählung. 1917 erschien das erste Buch Schwärs im Verlag Reißner„Dresden, eine Samm lung von acht Bolkserzühlungen unter dem Titel „Die Mummels- walder". Gleich dieses erste Werk zeigte die Vorzüge dieses neuen Erzählers, die in ausgezeichneter Charnkterisierungsgave und in anerkennenswerter Ehrlichkeit in der Schilderung auch weniger sympathischer Eigenarten des Lausitzer Stammes bestehen. Ein feiner Humor, der nie grotesk wirkt, macht das Buch besonders wertvoll. Als eine Fortsetzung der „Mummelswalder" sprechen die Er zählungen seines zweiten Buches an, das unter dem Titel „Die Höllmühle und andere Erzählungen" bei Glauber-Görlitz heraus kam. Dem verdienstvollen Erforscher des Oberlausitzer Volkstums Herrn Professor Dr. Curt Müller, Löbau, zugeeignet, bringt es sechsErzählungeu, unter denen „DieHöllmühle" besondersh-rvor- Irilt, und eine allerliebste Schilderung „Bach in Munimclswalde." 1920 trat Schwär mit zwei größeren Erzählungen hervor: „Der Vater" und „Karl Molstig", in einem Bande wieder bei Glauber- Görlitz erschienen. In diesen zwei Werken zeichnet Schwär typi sche menschliche Vorgänge mit feinem psychologischen Verständnis. In der ersten Erzählung ist es die Abneigung eines Vaters gegen sein Kind, dessen Geburt der von dem Gatten geliebten Mutter das Leben gekostet hat. Gattenliebe ringt mit Vaterliebe, bis end lich naturgemäß die letzte durchbricht. In „Karl Mohtig" spinnt der Verfasser den in den „Drei Mohtigen" in den „Mummels- waldern" schon begonnenen Faden weiter aus und erweitert die Geschichte, indem er an dem Nachkömmling einer vollständig entsittlichten Familie einen Fall von Ver- erbungstheorie zeigt. „Karl Mothig" über trifft noch die erste Erzählung an lebens wahrer Darstellung. Ein fröhliches Buch schenkte der Dichter seinen Lesern mit der von Rübner-Dresden trefflich bebilderten „Ahnengalerie". Es enthält elf Schilderungen von Dörfler originalen, die entzückend wirken. „Der Friedensstifter", eine kleine dramatische Arbeit, spricht mehr als Versuch an. Wie fein auch Schwär den Stimmungen der Natur lauschen und ihre Eindrücke sprachlich darstellen kann, beweist er in dem kleinen Merkchen „Bergstunden", bei Walde-Löbau erschienen. Derselbe Verlag brachte 1919 eine für jeden Oberlausitzer sehr wertvolle literaturgeschichtliche Arbeit Schwärs heraus „Die Heimatdichtung der Oberlausitz, >n der per Verfasser mit großem Fleiß und sachkundiger Kritik als erster dem Schrifttum seiner Heimat gerecht wird. In einem kleinen Fastnachtsspiel „Der Bierkrieg", bei Marx-Reichenau erschienen, zeigt der Dichter, wie gut er nicht nur in die Form, sondern auch in den Geist der Schwänke von Hans Sachs eingedrungen ist. Schließlich sei noch eines Werkes gedacht, das noch nicht in Buchform vorliegt, sondern 1920 in der „Oberlausitzer Heimat zeitung" erschien, des Romans „Die Heimatlosen". Schwär schildert darin eine Familie, die ihr heimatliches Dorf verläßt, an dem sie mit allen Fasern hängt, und in die große Stadt zieht, dort aber freudlos und kümmerlich ihr Dasein fristet und schließ lich an den ungewohnten neuen Verhältnissen zugrunde geht. Aus dem Werke klingt eine warme, echte Heimatliebe, wie sie ja auch dem Dichter eigen sein muß, der seine Scholle besingt. Gespannt darf man aus Schwärs neues Werk sein, den Volks roman „Die selige Magd", dessen erster Teil vor seiner Ver- öffentlichunss steht. Burg Scharfenstein Skizze von Fr. Bernhard Störzner n der Nacht vom l. zum 2. Juni 1921 ist das male rische Schloß ^chaifenstein bis auf die Umsassungs mauern ein Raub der Flammen geworden! — So meldeten anfangs Juni die Zeitungen. Als ich damals das las, wurde mir so eigen; fast ward ich wehmütig gesummt. Liebe Elinnerungen aus meiner Jugendzeit wurden aus einmal wach. — Wie ost bin ich, wenn es in die Ferien ging ''der wenn ich aus meiner thüringischen Heimat wieder nach Annaberg zurückkehrte, an Scharfenstein vorübergefohren! Ich blieb dann am Fenster des Bahnwagens so lange stehen, dis Echarsenstein meinen Blicken entschwand! — Wie ost bin ich wänrend meiner Seminarzeit von Annaberg aus an freien Nachmittagen oder Sonntags allein oder auch mit lieben Tr>unden nach Scharfenstein gewandert! Die altehrwürdige Burg mit ihrer romantischen Umgebung hatte mir es angetan, noch mehr aber die B-rgangenheit jenes uralten Ritteisitzes, der vom immergrünen Eseu der deutschen Sage so lieblich umrankt wird. Gern lauschte ich den Erzählungen des greisen