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Ebenso eröffnete die herrschaftliche Gutsverwaltung zu Reibersdorf um diese Zeit zwischen Reibersdorf und Gieß mannsdors in Nähe der Ziegelscheune eine Kohlengrube, welche über 30 Jahre betrieben worden ist. 1805 wurde nach Pescheck 6) bei Drausendorf eine Kohlen grube begonnen, sie mußte aber, da man jedenfalls nur klare Kohle fand, bald wieder verlassen werden, auch mag der hohe Grundwasserstand hierzu viel mit beigetragen haben. Mit mehr Erfolg baute man seit 1802 in Oppelsdorf auf einigen Stellen Kohlenflöze von 2^/2 Ellen Mächtigkeit ab. Die Kohle scheint sehr gesucht gewesen zu sein. Angeblich war dort eine Belegschaft von 25 Mann tätig, die Ausbeute habe 2000 Taler Überschuß betragen. Ein Arbeiter bekam täglich 10 Groschen: ^/4 Dresdener Scheffel Kohle zu ge winnen, erforderte 4 Groschen Arbeitslohn. Diese Grube war die erste Schachtanlage (Tiefbau), sie arbeitete mit einem kleinen Kunstzeug, welches das Wasser 6 Lachter (12 m) hob. Ein Teil der Kohle wurde im Tagebau gewonnen. Das Oppelsdorfer Werk hatte nach bergfachmännischer Beur teilung nur unbedeutende Mängel aufzuweisen.?) Wahrscheinlich im Jahre 1808 eröffnete im nahen Görs dorf die Elam-Gallassche Gutsverwaltnng ein Kohlenwerk. Bergassessor Kühn^) gibt uns hierüber folgenden eingehen den Bericht: „1810 hatte man daselbst 3 Flöze ausgerichtet, das oberste liegt 24l/s Ellen tief und hat 7 Ellen Mächtigkeit, es führt hauptsächlich Streichkohle. Das zweite Flöz lag in 28 Ellen Teufe und zwar 3 Ellen stark, das dritte Flöz ist 30^/2 Ellen tief und ebenfalls 3 Ellen mächtig. Das letztere (zurzeit noch abgebaute) zeigt sehr feste Kohle und bituminöses Holz (Stücke von 8 und mehr Ellen Länge). Die Hohlrüume wurden wieder versetzt." Um dieselbe Zeit betrieb man auch eine zwischen Hörnitz und Bcrtsdorf gelegene Grube. Die Kohle lag angeblich 20 und mehr Ellen mächtig, nur die oberen 6—8 Ellen wurden abgebaut.9). Kühn wurde 1808 vom Rate der Stadt Zittau beauftragt, über die im Zittauer Stadtgebiete sich oorfindenden verwert baren Mineralien sich gutachtlich zu äußern. Er erstattete einen umfangreichen geologisch-petrographischen Bericht und verbreitete sich im zweiten Teil desselben ausführlich über die Aufsuchung, den Abbau und die Benutzung von Braunkohlen. Er fügt eine petrographische Karte und eine Belegstückensammlung seiner Arbeit bei4») Kühn kommt nach Erörterung der geologische:: Verhältnisse und der Be schaffenheit des Geländes, sowie nach Behandlung der sonst verwertbaren Gesteine und Erden zu dem Ergebnis, daß die Kohle der wichtigste Bestandteil des unterirdischen Besitzes der Stadt Zittau sei und daß auf die Gewinnung und Ver wertung der Kohle das Hauptaugenmerk gerichtet werden müsse. Sodann läßt er sich ausführlich über die Lagerstätten, deren Ergiebigkeit und die Art des Abbaues der Kohle aus. Von Interesse sind seine Berechnungen über die Rentabili tät der Kohlengewinnung. Der Berichterstatter empfiehlt nach Durchführung von Bohrungen an verschiedenen Stellen — auf den Fluren am Kummersberg, Hirschfelde, Olbers dorf und Hartau — die Anlage von Schächten zwecks Ab baues der Kohlenlägsr an den von ihm näher bezeichneten Stellen, während er die Eröffnung eines Tagebaues im Südosten von Türchau in Nähe der bereits bestehenden Ein- siedelschen Grube für die zweckmäßigste Art der Kohlen gewinnung bezeichnet. Weiterhin macht Kühn 14 Örtlichkeiten im Stadtgebiete namhaft als Lagerstätten von Torf, welcher als letzte Bil dung des „aufgeschwemmten Gebirges" anzusehen ist. Im Hartauer Revier schätzt Kühn auf einem Abbaufeld von 3000 X 1500 Ellen, bei 8 Ellen Mächtigkeit, eine Aus beute von 72 Millionen Dresdner Scheffel, welche 2,88 Mil lionen Klafter Brennholz ersetzen. Am Kummersberg rechnet er bei 350 X 100 Ellen Abbaufeld auf 780000 Kubikellen, d. s. 1 560000 Dresdner Scheffel Kohle. Auf jeden Scheffel Aussaat — 150 Rth. schätzt Kühn bei 4 Ellen Mächtigkeit ein Ausbringen von 36562 Kubikellen 73124 Dresdner Scheffel Kohle. Im Seitendorfer Revier gibt ein Scheffel Landes bei 26 Ellen Mächtigkeit 438724 Scheffel Kohle. Diese Berech- nungen Kühns sind zwar allem Anschein nach ohne Rück sicht auf etwaige Zwischenmittel und Brandoerluste auf gestellt, immerhin bewegen sie sich in den Grenzen der Mög lichkeit bei restloser Gewinnung der Kohle. Die Bemühungen Kühns und seine warme Befürwortung für Inangriffnahme des ordnungsgemäßen Kohlenabbaues der Stadt haben jedoch keine unmittelbaren Erfolge gezeitigt. Der Rat hat jedenfalls keinerlei Anstalten getroffen, seine Vorteile zu wahren und als energischer Unternehmer den Abbau der Kohlen zu betreiben. Das Kühnsche Gutachten und die darin niedergelegten Ermittelungen haben indessen unzweifelhaft fruchtbringend auf den Unternehmungsgeist Einzelner gewirkt und den Ansporn zurInangriffnahme neuer Werke ergeben. Drei Zittauer Bürger, der Bleicher Schramm, der Rats kellerpachter Thüring und der Kämmereikassierer Plehn bildeten 1810 mit dem Müllermeister Kummer in Olbers dorf eine Gewerkschaft und bauten auf Kummers Grund stück in Olbersdorf Kohlen ab. Sie gründeten 1812 mit einem Kapital von 400 Talern die„Sozial-Mineral-Bergwerksgewerkschaftzu Olbersdorf". Die Gewerkschaft kaufte nun am 14. April 1812 die so gen. Erbmühle in Olbersdorf mit den zugehörigen Grund stücken für 600 Taler. Bald danach mag der Schichtmeister Schubert beigetreten sein, an welchen 1816 die Gewerkschaft das Bergwerk verpachtete. Da es jedoch an einer geeigneten Verwertung der ge förderten Kohle gebrach, konnte der Grubenbetrieb nur müh sam aufrecht erhalten werden. Schubert richtete desbalb 1817 auf dem von ihm mitgepachteten Mühlengrundsiück zwecks Aufbereitung der schwefeikies- und vitriolhaltigen Kohle eine Vitriol- und Alaunsiederei ein. Die Kohlengewinnung erfolgte fast ausnahmslos an allen den vorbefchriebenen Abbaustellen in der Weise» daß die anstehende Kohle der teils zu Tage tretenden oder nur mit geringem Deckgebirge überlagerten Flöze im Tagebau gefördert wurde. Der unterirdische Abbau wird nur in Oppelsdorf in beschränktem Maße und in Görsdorf aus dem Graf Clam-Gallasschen Werk in weiterem Umfang in Anwendung gebracht. Mit der aus den nur seicht geschürften Grubenbauen ge förderten, vorherrschend erdigen Kohle wußte man indessen nicht viel anzufangen, schüttele sie auf Halden und ver arbeitete diese erdige Kohle hier und da zu sogenannten Batzen, genau in der von der Torsaufbereitung her be kannten Weise. Man war eben nur imstande, die großstückige holzartige Kohle in den Haushaltungen und sonstigen gewerblichen Anlagen zu verfeuern.