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Nr. 20 Gbevlauflher Helmatzsttung 2S5 Inthronisation des neuen Bischofs von Sachsen Bautzen, 18. September ist der Tag nicht lange vorüber, als sich in Bautzen kirchengeschichtlich wichtige Akt der Wieder- errichtung des alten Bistums Meißen vollzog, und schon saß Bautzen wieder ein geschichtlich kaum weniger großes Ereignis: Die Inthronisation des neuen B'schofs Dr. Christian Schreiber. Am Sonnabend abend 9 Uhr traf er, mit dem Schnellzug von Fulda kommend, wo'die Bischofsweihe stattgefunden hatte, in Bautzen ein. In seiner Begleitung be fanden sich der Domdekan von Bautzen Prälat Protonotar Skala, der Domdekan von Fulda Herbner und der Generalvikar von Fulda Dr. Müller. Auf dem Bahnhofe hatten sich zum Empfange eingefunden Vertreter des Kirchenvorstandes, des Klerus und der kaihol'schcn Vereine, sowie Oberbürgermeister Nicdner. Auf dem Bahnsteig hielt Pfarrer Heduschke eine Ansprache an den Bischof. Er begrüßte ihn und verband damit Wünsche für Wohlergehen und langes gesegnetes Wirken in seinem neuen Amt. Darauf wurden ihm die einzelnen Herren vorgestellt. Der Bischof dankte in huldvollen Worten für den herzlichen Empfang und versicherte, er würde sein Amt in Treue und Liebe führen, wie es der Ring gebiete, den ihm der Papst zum Zeichen seiner Vermählung mit der Kirche verliehen habe. Im Bahnhofsgebäude und am Bahn hofsvorplatz hatte sich eine tausendköpfige Menschenmenge ein gefunden, die den Bischof mit lauten Heilrufen empfing. Vom Wagen aus dankte er auch für diese Beweise der freudigen Auf nahme und fuhr, von brausenden Hochrufen begleitet, nach der bischöflichen Wohnung im Domstift. Der Hauptfesttag war der Sonntag. Zahlreiche hohe Gäste hatten sich eingefunden. Neben den Vertretern der Kreishaupt- mannschast, Amtshauptmannschaft und Stadt waren erschienen Prinzessin Mathilde von Sachsen, Prinzessin Johann Georg von Sachsen, Graf v. Schönburg-Glauchau, Graf v. Stollberg- Brauna, Graf Schall-Riaucour, der Abt von Ossegg, Landtags abgeordneter Heßlein, Landgerichtspräsident Köhler, Vertreter der beiden sächsischen Zisterzienserinnenklöster Marienstern und Marienthal, hohe geistliche Würdenträger aus Sachsen, der Klerus u. a. m. Das gemeinsame Officium der Kanoniker hatte bereits Sonnabend nachmittag mit der ersten Vesper um 3 Uhr begonnen. Die kanonische Besitzergreifung erfolgte Sonntag vormittag im Domstifl. Früh 8 Uhr versammelten sich Kanoniker und Klerus im Bildsrsaal der Residenz, bekleidet mit Rochett, Mozetta, Signum und Birett, und die Prälaten in der Manteletta. Alle hatten das Brevier bei sich. Unter Vorsitz des Domdekans Proionotar Skala nahmen sie im Halbkreis um den Tisch im großen Saale Platz. Inmitten des Halbkreises war ein Sitz für den Bischof bereitet, auf der Kapitellade stand inmitten zweier Dreiarme mit brennenden Kerzen das große silberne Kreuz, davor die bischöflichen Insignien : Mitra und Hirtenstab. Kurz darauf traf der Bischof ein, bekleidet mit gepaspeltem schwarzem Talare, Eingulum.Pektorale.Ferrafuolo und violetten Handschuhen, das Birett in der Hand. Neben ihm trug ein Geist licher auf silbernem Teller die päpstliche Ernennungsbulle. Der Bischof sprach stehend eine kurze Rede zum Kapitel über seine Ernennung durch den hl. Vater, wobei der eigene Lebens- und Studiengang mit einigen Worten gestreift wurde. Darauf las der Begleiter die päpstliche Bulle vor, die alle stehend anhörten. Darauf nahm Domdekan Protonolar Skala in die Bulle Einsicht, gab sie an die übrigen Domherren weiter und sprach in kurzer Rede die gehorsame Annahme der in dieser ausgedrückten Willens meinung des hl. Vaters seitens des Kapitels, die Übergabe der Jurisdiktion über die Meißener Diözese seinerseits aus. Ium Schlussewurde dasProtokoll vorgelesen und durch Unterzeichnung der Kanoniker, des Notars und des Bischofs, der es mit seinem Siegel versah, beurkundet. Während sich der Bischof entfernte, um die violette Sutane zu nehmen, formierte sich der Einzug in die Dom Kirche. Unter feierlichem Glockengeläut verließ der mit allem rituellen Pomp ausgestattete Zug das Prunkportal des altehrwürdigen Domstifts. Voran gingen 2 Fahnen, Ministranten und Diener, es folgte der Klerus, das Kreuz, die Domherren, Dignitäten, der Bischof in Caps muAnu, den Schluß bildeten 12 katholische Laien. Am Kirchentor erwartete den Zug Domdekan Protonotar Skala (unter Assistenz) in Pluviale und Mitra und reichte ihm das Aspergil, darnach entblößte» Hauptes das Navikel und inzen- sierte ihn triplici chuctu. Der Chor intoniert das „Ccce sscercios ma^nus". Während der Bischof vor dem Hochaltar, an dem Kerzen brennen, odoriert, stellen sich die Kanoniker im Halbkreise um ihn aus. Domdekan Protonotar Skala singt aus den Altar stufen der Epistelseite gegen den Bischof gewandt das »Urotector noster gspice Deus" und führt ihn zum Throne, indeß vom Chore Iubelgesang ertönt. Darauf empfängt der neue Bischof am Throne sitzend Dignitäten, Kanoniker und Geistliche des Kapitels zum Handkuß, begibt sich dann zur Mitte des Altars, küßt ihn uud liest nach Absingen der Antiphon mit Versikeln und Resp. durch den Chor die Oration zum hl. Petrus. Zurück gekehrt zum Throne wird er vom Domdekan Protonotar Skala begrüßt. Nach den üblichen Zeremonien folgt die Terz. Der Bischof legt die Pontifikalgewänder an und betet die Vorbereitung zur hl. Messe. Daran schließt sich das Pontifikalamt mit Predigt, Verkündigung der ersten Ablässe, Segen und dem De äeum zum Schlüsse. Unter Glockengeläut verläßt der Zug den Dom und kehrt zum Domstift zurück. Mittags fanden im Domstift Empfänge statt, wozu sich ein gefunden hatten Kirchenoorstand, Schwestern, Schulen (Seminar und Domschule), Vereine, Honoratioren, Domkapitel und andere Geistliche. Nachmittags fand Pontifikalvesper statt, womit die Feier ihr Ende erreichte. Es war das erste Mal seit fast 500 Jahren, daß in Bautzen ein Diözesanbischof eingesetzt wurde, die bisherigen Bischöfe von Bautzen waren nur Titularbischöfe. Bischof Christian ist der erste Bischof im wiedererrichteten Bistum Meißen und das gab dem Tage besondere Bedeutung und Denkwürdigkeit. O. Fl. 'n Lausitz'rn a Berlin? Von Obl. W. I., Btz. Raicht is 's und gutt, doaß Ihr 'ch de Hand yegahn, wullt Troie hal'n 'n Gau, wu Ihr gebur'n. Wie moanch'r woar, Ihr hoat's ju oft gesahn, dar a d'r Stoadt sen'n Dulkstum ging vcrlur'n. „Sich Ding gibt's itze a Berlin ne mih," su murm'lt früh de Spra a Oi'rn Mauern, vill Griffe brengl se mitte, hirrt oack hie. woas se Verzählt, und kenn'r werd's bedauern: „Vu'n Köpper*) kumm'ch, wu's Harze will usgihn, läßt enn'r do zängsrim de Og'n schwccs'n. Doas schiene Bild! Vill Barg' und Hüb'l sttehn, fruchtboare Flur dähni sich a lang'n Strees'n. Oalländch'n loicht'n Däch'r rut und blo, Roochfoahn'n ziehn, a'n Fanst'rn bliihn de Steck'l, hübsch virgericht't senn oalle Gart'l o; d'r Oarbcit Zccch'n leit us jed'n Fleck'l. Su is de Heemt, und mir senn stulz uf sie, mir Lausitz'r. und wull'n 's o imm'r bleib'n, moaa uns 's buMscheck'ge Lab'n sunst wuhic vu Kindheetstag'n bis äs Ahl'r treib'n. Dich war'n zu ihr oft de Gedank'n trein, a's liebe Boat'rhaus warbt Ihr sche l-nk'n. Wie mierd's mich frön, 's is goar ne auszusoin, kennt'ch noa amol doas Land oals Raign tränk'n!" *) Kollmar. Haushalten mit der Kraft, haushalten mit der Zeit, mit solcher Kunst bringt man's im Leben weit.