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Schicksal dieser stillen selbstgewollten Dulderin erinnert leb- hast an das der heiligen Elisabeth auf der Wartburg. 1240 in Gabel geboren, war sie so von schwärmerischer Frömmigkeit erfüllt, daß sie bereits mit sieben Fahren das elterliche Haus heimlich verließ, um in einem einsamen Walde als Einsiedlerin ungestört ihr religiöses Tun aus üben zu können. Wieder heimgekehrtz wurde sie sehr zeitig mit einem Herrn auf Schloß Lämberg, Gallus Iablonsky von Wartemberg, vermählt, jenem in der Geschichte Böhmens als ehrenfesten, mutigen und kühnen Ritter bekannten Edlen, der zu der zarten und frommen Zdislawa sehr wenig paßte. Wie die vielen auf Blech gemalten Ölbilder in der Gruft zeigen, war auch ihr Leben in der Ehe dem der heiligen Elisabeth sehr ähnlich. Eine Mutter der Armen, Kranken und Bedürftigen, genoß sie schon bei Lebzeiten die Verehrung einer Heiligen. Einen Kranken, so erzählt die Sage, habe sie einst in dem Bette ihres Gemahls untergebracht. Als dieser ihr darüber heftige Worte sagte und die Decke des Bettes aushob, lag darunter ein mit Rosen geschmücktes Kruzifix. Er versprach ihr, sie sortan nicht in ihren religiösen Handlungen zu stören. Nachdem sie 1266 das Dominikaner kloster gegründet hatte, legte sie selbst das Ordenskieid an. Steine, Holz usw. trug sie eigenhändig mit zum Bau, auf ihrem Schlosse Lämberg ließ sie sich eine Zelle bauen, die heute noch mit ihrer kärglichen Einrichtung zeigt, welche große Entsagung sich die Gräfin selbst auferlegte und wie weltfremd, nur Gott in dauerndem Gebet ergeben, sie hier ihre einsamen Tage lebte. Durch eine Öffnung über dem Fußboden ließ sie sich das Essen hereinschieben, um nicht bei ihrem Gebete gestört zu werden. Kein Wunder, wenn ihr zarter Leib dieser Kasteiung erlag. 1285 endete ihr Leben, reich an Entbehrungen gegen sich selbst und an Wohltaten gegen andere. Fn der Klosterkirche wurde sie beigesetzt und nach dem Neubau der Kirche 1702 in die jetzige Trust überführt. Mit stiller Bewunderung betrachten wir den Sarg dieser edlen Zdislawa. Fn derseloen Gruft liegen noch die letzten Reste des Franz Antons Berka Howara von der Duba, des letzten seines Geschlechts. Uber der Tür zur Sakristei sehen wir seine Büste, ihn darstellend in den letzten Fahren, als sein Name nicht nur in Böhmen, sondern weit über sein Vaterland hinaus berühmt war. Durch das kleine Fenster- chen im Sarge sehen wir seinen einbalsamierten Leichnam, zusammengeschwunden, vergehend, ein Nichts. Was ist der Mensch mit seiner Macht? Was sind Glanz und Reichtum? Hier unten wird uns die Antwort: Ein wenig Staub und Asche. Fn einer zweiten Gruft stehen Metallsärge, verblichene Wappen hängen an den Wänden. Auch hier ruhen die Letzten einer einst mächtigen Grafenfamilie. Eine großeHalle war ehemals die Gruft der Dominikaner, hier brachte man unter feierlichem Grabgesang die Brüder zur ewigen Ruhe, die oben ihr Leben schon von allem Irdischen befreiten. Warum man sie hier nicht ruhen ließ, ist nicht recht ein leuchtend: denn hier würde doch wohl der Eindruck ein ge waltiger sein, sähen wir die Erdmüden in ihren schlichten Särgen in zwei langen Reihen ruhen. Weniger empfind same Menschen aber kündigten ihnen diese Ruhestätte und nun sehen wir in einer kleinen Seitengruft die morschen Särge übereinander getürmt. Die zerfallenden Särge zeigen uns wieder ihre Schläfer. Da grinst ein fahler Schädel heraus, die Augen in den Höhlen sind nun zu einer dünnen Kruste zusammengetrocknet, dort ist ein Bein oder eine Hand sicht bar, und nur ein Sarg zeigt uns den gut erhaltenen Leich- nam eines Klosterbruders. Braun und lederartig die Haut, schmal und klein die zusammengetrockneten Hände. Dom Gewand ist nur der lederne Gürtel übrig. Ein Blechschild am Sarge verrät den Namen und das Todesjahr. So liegen sie hier, dieser noch den Rosenkranz, jener ein schlichtes Kruzifix in den knochigen Händen haltend, und wir ahnen nicht, welche Seelenkämpfe diese Hirne zermarterten und welche Stürme durch diese Herzen gelobt sind, ehe sie die Welt flohen und hinter hohen Klostermauern ihr Leben vertrauerten. An einer zweiten vermauerten Gruft vorbei steigen wir wieder hinauf in die Kirche, die Herdstsonne läßt ihre letzten Strahlen durch die Kuppelfenster einfallen und spielt mit den Glasleuchtern auf einem Seitenaltare. Ein junges Mädchen kniet betend an der Zdislawa-Gruft, ihr Haar vom Sonnengold umflossen. Der Hochaltar liegt schon in tiefem Schatten, nur das ewige Licht glüht mattrot. Wir treten hinaus, wo uns warmes Leben umpulst. Ein Schwalbenpaar schießt zwitschernd vorüber, tief atmen wir die frische Abendlust ein und lenken unsre Schritte wieder dem Walde zu, der schon mit blauen Schatten steht. Un vergeßlich sind uns aber die tiefen Eindrücke, die wir emp fingen an dem Orte, wo uns der Tod in seinem Reiche die Vergänglichkeit und Nichtigkeit des Menschen auf Schritt und Tritt deutlich vor Augen führte. Am Elternhaus Von Wilh. Fischer, Sittau 1. Unter Vor meinem Elternhaus Da stehn zwei grüne Linden, Darunter eine Dank, Am dis sich Dlumsn winden. Als Kind sah ich schon gern An diesem trauten Plätzchen, Als Jüngling scherzte ich Mit meinem holden Schätzchen. Den Linvsn Mein liebes Mütterlein Sitzt treu mir an der Seite, And grüßend gehn vorbei Gar wohlbekannte Leute. Doch viele sind mir fremd. Dis Freunds sind geschieden. Mit denen froh ich war, Sie schlafen längst in Frieden. Ms lange wirds noch sein, Trägt man auch mich zu Grabe. Ein Trost ist mir, daß ich Noch sine Heimat habe. Als Mann mit Weib und Kind, Die liebend mich» verehren, Nuh ich hier, denk der Seit, Die nie kann wiederkshren. Drum, wenn die Linden blühn. Will unter ihren Zweigen Im Kreise meiner Lieben Ich sitzen still und schweigen. 2. Vas vaumkonssrt Auf der grünen Linde Hinterm Elternhaus Sah ich gern als Junge And lacht andre aus. Aber mir im Häuschen Wohnte der Starmatz Mit dem sungsn Weibchen, Seinem holden Schatz. Pfiff er hell sein Liedchen Auf dem Dlättsrdach, Nahm ich meins Flöte, Machte es ihm nach. Schlug ec mit den Flügeln Laut den Takt dazu, Tat ichs mit den Armen Ganz in stiller Nuh. And dis Leuts lauschten Anssrm DaumKonzsrt. Keiner von uns wußte, Wer des Lobes wert. And wer wohl der beste Musikants war. Doch ich sag es heute: „'s war mein Freund, der Starl 3. vsr Weinstock Den Weinstock vor dem Hause Mein Vater hat gepflanzt. Wenn seine Trauben reiften. Hab ich als Kind getanzt. Nun bin ich alt geworden, Der Weinstock grünt noch frisch. Ich sitze gern mit Freunden Beim Glass Wein am Tisch. Am Weinstock wachsen Neben Ihr Saft gibt frohen Ginn. Ich freue mich auf Erden, Daß ich zufrieden bin. Im Weine liegt die Wahrheit. Das ist und bleibt mein Wort- „Ich liebe meine Heimat, Das Elternhaus im Grt l"