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Gkerlauflher Helmatze!tmig )8 Är. 2 der Beschaulichkeit gewidmetes Altersasyl zu errichten. Kein Geringerer als Peter Pailer von Gmünd, der als Nachfolger des Franzosen Matthias von Arras 1352 zur Vollendung des Veitsdomes nach Prag berufen worden war, hat entweder selbst hier gebaut oder doch wenigstens die Pläne gemacht und durch gelegentliche Besuche von Prag aus den Bau geleitet. Die Klosterkirche aus dem Oybin hat in Sachsen und wohl auch in Deutschland nicht ihresgleichen. Um Naum für sie zu schaffen, mußte der von der Ringmauer der Burg umschlossene Fels in langer Fläche abgearbeitet werden. Nun wächst die südliche Langwand der Kirche unmittelbar aus dem Felsen hervor, so daß der gewachsene Fels den unteren Teil der Mauer bildet. Die nördliche Langwand aber ist mit tiefgegründeten Pfeilern in der steil abfallenden Felswand verankert und ruht auf einem starkwändigen Kreuzgang, der zugleich als Wehrqang dient. Uber dem Kreuzgang liegen vier Kapellen, in gleicher Höhe mit dem Fußboden des Schiffs und des Cho>s, und über die Kapellen erhebt sich das graziöse Schiff, doppelt so hoch als breit, und der gleichhohe, ober noch schmälere, also noch weit enger gepreßte, nach dem Himmel weisende Chor. Feine Bildhauerarbeiten schmückten das Innere, kunstvolles Maßwerk, teilweise erhalten, die hohen, schmalen Fenster. So stand die Kirche des Oybin engverwachsen mit ihrem Felsen, umrauscht vom deuischen Walde, aber in ihrem französischen Raumgefühl doch ein Fremdkörper in der deutschen Landschaft, als sie 1384 nach achtzehnjähriger Bauzeit geweiht wurde. Ihrem Stifter war es nur einmal, im November 1369, vergönnt, eine Nacht in seiner werdenden Schöpfung zu ruhen: schon 1378 raffle den Rastlosen im Alter von 62 Iayren der Tod dahin. Obwohl der Kaiser im Stiftungs briefe des Klosters ausdrücklich bestimmt hatte, daß seine Nach- Abb. 3. Inneres der Klosterkirchenruinc. - (Aufnahme von B. Zill essen, Bautzen) seiner Regierung eine steigende Teilnahme. Im Jahre 1364 ver- pachtete er die Burg Oybin samt den dazu gehörigen Dörfern und Wäldern an Zttau und stellte dadurch die Burg unter die besondere Fürsorge des Rates. Zugleich verlangte und erreichte er, daß ihm die Stadt zu seinem eigenen Bedarf dicht an der Stadt mauer und ebenso auf dem Oybin ein Wohnhaus erbaute. Von diesem auf der Nordkante des Felsens stehenden „Kaiserhaus" sind noch Ruinen vorhanden: es war ein länglicher, schmaler Bau von drei Stockwerken. Dem Hause fehlte, da den Kaiser die Regierungsgeschäfte meist fernhielten, zunächst die Seele. Da zog Kaiser Karl im Frühling 1365 nach Avignon, um den Papst zu bewegen, daß er nach Rom zurückkehre. Von dieser Reise brachte Karl zwei Zölesttnermönche aus dem unweit Avignon gelegenen Kloster S. Martial de Gentilly au pont de Sorgue mit; zwei andere Zölestiner aus dem hochangesehenen Kloster des Ordens zu Paris folgten. Und für diese vier Brüder, von denen Michael Roger die Würde des Priors führte, mußten die Zittauer Bürger mit Unterstützung der umwohnenden Spannbauern seit 1366 innerhalb der Ringmauer der Burg Oybin das Kloster bauen, das den Namen IVlorm purucleti („Berg des Trösters") erhielt. Ich gehe auf die tieferen Absichten, die Kaiser Karl mit diesem Bau erfüllen wollte, hier nicht ein, da ich im 6. Bande der Mitteilung, f. Heimaischutz hierüber eine neue Ansicht ausgestellt und begründet habe. Nur soviel sei bemerkt, daß Karl IV., einer der sorigeschrittensten Menschen seiner Zeit, auf dem Oybin auch für sich selbst die Stätte eines neuen, der Pflege der Persönlichkeit gewidmeten Lebens im Sinne der damals anhebenden Früh renaissance begründen wollte. Deshalb mußten die besten Bau meister und Steinmetzen herbei, um hier in den Formen franzö sischer Gotik ein besonders weihevolles Gotteshaus und für den Kaiser und seine geistigen Genossen ein der Geistesarbeit und Abb. 4. Das obere Burgtor. (Aufn. von BZillessen,Bautzen)