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Z Ki^-i^ M lv Mathilde Scherzgedicht von Louis Wünsche In des Frühlingsabends Milde Gingen Hermann und Mathilde Dei der Amsel Wen Klängen In des Parks gswundnen Gängen. Durch der Däume tausend Lücken Dringt die Sonne mit Entzücken, Am mit ihren letzten Strahlen — Wie sie's gerne tut — zu prahlen. And vor allem bei Mathilde Hatte heute sie im Schilds, Ihre reichen Locksnwsllsn In das rechte Licht zu stellen. Insbesondre tut sie gerne In der Nähe, in der Ferne, In dem Drauthaar goldig glänzen. So dis Mitgist zu ergänzen. „Welch ein göttliches Gebilde!" Hermann riss, „mein Schatz, Mathilde!" - And sein Arm, der will verwegen Sich um ihrs Schultern legen. Doch Mathilde, ahnend leise, Protestiert mit keuscher Weiss: „Hermann, Hermann, nicht vergessen: Suppe mit der Gabel essen l" ^ Hermann zog den Arm zurücke, Etwas breiter ward die Lücks, Etwas länger sein Gesichts, Fast zu lang sür dis Geschichte. Doch die Sonne, grosi im Dij'ko, Ging zum Strand von San Francisco, Dort die Lisbeslsute necken, Dort sie aus dem Schlummer wecken. Awichach war dec Sonne Walten In der neuen Welt, der alten, Hier galts neue Lisbsslsidsn Nun in Dunkelheit zu kleiden. Als nun Nacht deckt dis Gssilde, Spricht zu Hermann leis' Mathilde: „Liebster, brauchst Dich nicht mehr grämen, Kannst ja nun den Lössel nehmen!' Vergessene Lausitzer Sagen Mitgeteilt von Fritz Leister Die St. Georgenkapelle zu Spremberg /"^^us dem nahe bei der Stadt Spremberg, jenseits der 11 Spree gelegenen Hügel stand einst eine reich aus- F I gestaltete, dem St. Georg geweihte Kapelle. Zu dieser sollte, wie man sich erzählte, von der Stadt aus ein unterirdischer Gang unter der Spree hindurch führen. Seit langen Jahren hatte jedoch niemand mehr gewagt, ihn zu betreten, da man teils seine Baufälligkeit, teils die in ihm herrschenden bösen Geister fürchtete. Dennoch ließ die Neugierde den Bürgern keine Ruhe, und gar zu gern hätten sie erforscht, ob der Gang noch gehbar sei und was für Geheimnisse er berge. Da sie nun keine andere Versuchsperson auftreiben konnten, be dienten sie sich eines Sträflings, der zum Tode verurteilt war. Sie schenkten ihm das Leben unter der Bedingung, daß er den unterirdischen Gang untersuche und zur Georgenkapelle heraus käme. Der Sträfling, unter zwei Übeln das kleinste wählend, ging mit Freuden den Vorschlag ein. Er betrat von der Stadt aus den Gang ; aber vergebens harrte man seines Erscheinens bei der Kapelle, als auch seiner Rückkehr in die Stadt. Man glaubte deshalb allgemein, er sei verunglückt oder von den Geistern fest gehalten worden. Da es aber nur ein Sträfling war, dachte nie mand daran, wegen seines Ausbleibens eine Untersuchung an zustellen. Mehrere Jahre später kamen einige Spremberger Bürger, die Zeugen jenes Vorfalles waren, nach Zittau. Nichts ahnend gingen sie, um ihre Einkäufe zu besorgen, durch die Stadt; als sie plötz lich in dem Besitzer eines großen reichen Geschäftes jenen -zum Tode verurteilten Menschen wiedererkannten. Sie bestürmten ihn sofort mit Fragen, wie er aus jenem Gange entkommen sei. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit vertraute er ihnen seine Geschichte. Er erinnerte sie daran, daß es gerade ein heiliger Tag war, an dem man ihn in den finstern Gang hinabgelassen habe, weshalb er ganz besonders unter dem Schutze der Heiligen stand. Zuerst sei ihm zwar sehr unheimlich zu Mute gewesen, da er außer einem gespenstischem Rauschen und Flüstern in dem dunk len Gange nichts gehört habe. Nachdem er jedoch eine kurze Strecke gegangen war, sei über ihm ein heftiges Hundegebell laut geworden. Daraus schloß er, daß er sich unter der Scharf richtern befinde. Gleich darauf sei ihm ein Geist mit einer bren nenden Kerze erschienen und habe gefragt, wohin er wolle. Auf seine Antwort: er sei ein zum Tode verurteilter Verbrecher, welcher auf diesem Wege zur St. Iakobskapelle steigen solle, tröstete ihn der Geist mit den Worten: „Geh getrost weiter, mein Sohn, bessere dich und du hast bald dein Glück und deine Frei heit gefunden." Hierauf gelangte er bald in ein Gewölbe, worin 12 Apostel, aus purem Golde getrieben, jede Figur etwa einen Arm lang, gestanden hätten. Hier verweilte er bis zum Abend, dann nahm er einen der Apostel auf die Schulter und stieg eine Treppe empor, die ins Freie führte. Mit seinem Schatze floh er ins Böhmerland. Dort verkaufte er ihn, indem er die Statue in einzelne Stücke zerschlug. Dieser Handel brachte ihm eine sehr beträchtliche Summe zusammen, mit der er sich in Zittau ansässig machte. Um das früher begangene Böse wieder gut zu machen, war er von da an stets bemüht, ein fleißiges und ehrbares Leben zu führen, wodurch sich auch sein Wohlstand ständig mehrte. Als die Bürger wieder nach Spremberg kamen, konnten sie jedoch nicht reinen Mund halten und verbreiteten das Erfahrene. Aber trotzdem hatte niemand den Mut, jenen Gang zu betreten, ja der Eingang zu demselben wurde sogar, weil ein pestilenziali- scher Geruch aus demselben emporstieg, später zugemauert und die anderen elf goldenen Apostel harren heute noch der Erlösung. Aus dem Gachsenlande Löbau. Eine freie Vereinigung von Geschichts freunden der Heimat cht hier von einer Anzahl Herren ins Leben gerufen worden. Die neue Arbeitsgemeinschaft verfolgt den Zweck, die tzeimatsgeschichte zu erforschen und sie wissenschaftlich und auch volkstümlich in Veröffentlichungen und Borträgen darzustellcn. Zum Vorsitzenden des Vereins wurde der durch seine historischen Arbeiten bestens bekannte Studienrat Professor Staudinger gewählt. Bautzen, 7. Sept. Wandertage sind jetzt in den städtischen Volksschulen eingcfiihrt worden. Die Anregung zu dieser Einrichtung ging aus von der Bolksschullehrerschaft, welche dem Stadtrate zur Genehmigung einen Wanderplan eingereicht hat. Dieser ist so auf gebaut, daß in den einzelnen Schuljahren ein gründliches Studium der Lausitzer Heimat durch Wanderfahrten erfolgen soll. An den Wanderungen beteiligen sich die Schüler des 3. bis 8. Schuljahres, und zwar sind jährlich 3 Wanderungen vorgesehen, die sür Lehrer wie Schüler verbindlich sind. Der Stadtrat hat die Reisekosten sür die Schüler und die Tagegelder für die begleitenden Lehrer bewilligt. — Gewiß ein lobenswerter Zug! Pulsnitz, 31.August. Das seltene Fest ihres 450jährigen Bestehens konnte vorn 28.-30. August die Prtv. Schützen- gesellschastvon Pulsnitz feiern und zwar in einer Praästentfal- tung, wie sie die Stadl noch nie gesehen hat und wohl auch nicht gleich wieder sehen wird. Die kleine „Pfefferkuchenstadt" Pulsnitz, die abseits vom lauten Verkehr im nördlichen Teil der Lausitz liegt, war schier überschüttet von Fahnen, Ehrenpforten, Strängen und Tannengewinden. Schon am Tage vor dem Feste brachten die Züge Scharen von Festteilnehmern von nah und fern. Sämtliche Schützen gesellschaften der Lausitz nahmen daran teil, dazu die von Senften- berg, Weinböhla, Radeburg, Pirna, Meißen, Dohna, Dippoldiswalde, die Bogenschützen von Dresden, die Landsmannschaft Pulsnitz in