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Die Rettung des Oybin Von Oberstudienrat vr. Otto Eduard Schmidt, Dresden MM nser Sachsen ist an seyens- WM werten Klosterruinen nicht eben reich. Von dem älte sten Benediktinerstift, das sich öst lich der Saale zu halten vermochte, dem Kloster,Pegau (1091), ist nichts übrig als das herrliche Grabmal seinesStisters.DieReste der Benediktiner-Klöster Riesa, Chemnitz und Altzella, desAugu- stiner-Cyorherrenstistes Zschillen (Wechselburg), der Zisterzienser klöster Buch.Grünbain und ande rer sind teils durch landwirtschaft liche Benutzung, teils durch jahr hundertelange Vernachlässigung bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Wenigstens die Klosterkirchen sind an einigen Orlen, z. B. in Wechselburg und schloß Chem nitz, in gutem Zustande übrig geblieben, aber in ganz Sachsen gibt es kein aufgehobenes Kloster, dessen Ruinen die ursprüngliche Anlage und Ausdehnung irgend wie mit Sicherheit erkennen ließe. Wegen ihrer schönen Lage und ihrer malerischen Reize werden Al>l>. 1. Oybin, Kl >s!rr und Burgruine. (Ausnahme von B. Zille ssen, Bautzen) Abb. 2. Oybin, Großer Kreuzgang. (Aufnahme von P. Zill essen, Bautzen) noch heute viel besucht die Ruinen von Allzella, Nimbschen bei Grimma, des Kreuzklosters bei Meißen und vor allem der Oybin bei Zittau. Seine inmitten eines waldigen Gebirgskessels auf hohem Felsen thronenden Ruinen gelten als die schönsten und eindrucksvollsten, die Sachsen aufzuweisen hat. Es umschwebt sie noch heute der Duft einer besonderen Romantik, und mit dem Klang des Namens Oybin ist ein Zauber verbunden, der weit über Sachsens Grenzen hinauswirkt. Aber nicht nur der Freund alter Klosterruinen sucht den Oybin auf, sondern ebenso der Verehrer alter Burgen. Denn der Oybin trägt auf seinem Felsensattel auch die Reste einer bedeutenden Burg, ja die Burg war die frühere Anlage, in sie hinein ist erst die Abtei mit ihrer stimmungsvollen Kirche und ihren bescheidenen wirtschaftlichen Anlagen gestellt worden. So ist der Oybin ein Doppelwesen: Burg und Kloster oder vielmehr ein Burg-Kloster in einer ganz einzigartigen.gegenseitigen Durchdringung dieser beiden typischen mittelalterlichen Siedlungsformen. — Die vom Süden her nicht leicht zu erschließende Wald- und Felswildnis d. s böhmischen Gaues Zagost (d. h. des Landes hinter dem Walde) wurde verhältnismäßig spät besiedelt. Erst 1255 gründete König Ottokar II. von Böhmen unweit des Zusammenflusses der Mandau und Neiße die Stadt Zittau. Etwa sechzig Jahre später, um 1315, baute der Ritter Heinrich von Leipa zur Deckung der von Zittau nach Leipa führenden Straße die Burg Oybin, indem er die Süd kuppe des Berges mit einer Ringmauer umgab, innerhalb der selben aber einen Wohnturm für den Burgherrn errichtete und in den leicht aushöhlbaren Quadersandstein Gemächer für die Knappen und Vorratsräume einschneiden ließ. Schon 1319 ging diese Burg samt der Stadt Zittau in den Besitz des Königs Jo hann von Böhmen, 1346 in den seines Sohnes Karl über. Der neue Herr, der als Kari IV. zugleich deutscher Kaiser war, bewies der Stadt Zittau und der Felsenburg Oybin in der zweiten Hälfte