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den Weg durch das luftige Blätterdach der hochstämmigen Buchen finden, huschen geschäftig über die ständig leise bewegte Wasser fläche. Sie tragen das Sinnbild des sich dauernd erneuernden Lebens an die Stätte, die uns an die Vergänglichkeit gemahnen will und führen uns zum Ewigkeilsgedanken. Es dürfte ohne weiteres einleuchten, daß durch diese Neuerung der Stimmungs gehalt der Anlage noch wesentlich erhöht worden ist. Diese Lösung machte aber auch eine anderweite Unterbringung der Ruhebänke notwendig. Sie haben aus dieser Veranlassung übrigens einen erheblich günstigeren Platz erhalten, als ursprüng lich vorgesehen war. Sie stehen jetzt auf der talwärtigen Grenze des Denkmalsvvrplatzes und gewähren einen vorzüglichen Über blick über die Gesamtanlage. Einen gewaltigen Eindruck macht das halbkreisförmige Mauer werk, das aus behauenen Phonolithblöcken vom Kottmar auf geschichtet ist. Nur quer über die Schauseite läuft ein Band von poliertem Granit, das von zwei ausdrucksvollen Kriegerköpfen im Stahlhelm begrenzt wird. Es trägt die schlichte und doch so inhallschwere Widmung: „Unfern Gefallenen. -Verband Lusatia." Darunter sind die Namen der Orte, an denen die Verbands vereine ihren Sitz haben, aus dem Stein herausgearbeitet. Wundervoll ist die Harmonie zwischen dem eine so eindringliche Sprache redenden Kunstwerk und der herrlich umgebenden Natur. Die beiden werden im Laufe der Jahre vollends zu einem ein zigen untrennbaren Ganzen verwachsen. Die Einweihung gestaltete sich za -Mer herrlichen, erhebenden Feier. Die Männergesangvereine zu Kottmarsdorf und Wald dorf sangen in kräftiger Tonfülle, mit schönem Wohllaut und in sorgfältiger Abtönung unter der Leitung des Herrn Kantors Kern einleitend die schlichte Weise vom Men Kameraden, die von tiefster Wirkung war. Dann sprach eine äußerst befähigte junge Künstlerin, Fräulein Ada Horn aus Reichenberg, mit wundervollem Ausdruck das an der Spitze der Nummer 18 der „Oberlausitzer Heimatzeitung" veröffentlichte Festgedicht, worauf der verdienstvolle Leiter der Bauausführung, Herr Baumeister Hausmann aus Eibau, das Denkmal übergab. Hieran schloß sich die gehaltvolle Weiherede des Herrn Professors Dr. Weder- Zittau. Mit beredten Worten herzlichen Dankes gedachte der Verbandsvorsitzende aller der Persönlichkeiten, die mit selbstloser Hingabe und unter bedeutenden Opfern an Feit, Mühe und Geld an dem Zustandekommen des schönen Ehrenmals milgewirkt haben, besonders auch der Stadt Löbau, die als Grundherrin dem Werke jede erdenkliche Förderung hatte angedeihen lassen. Ihrem Schutze empfahl er die Anlage, deren Unterhaltung aber selbstverständlich eine der vornehmsten Pflichten des Verbandes bleiben wird. Dem Verbandsverein zu Walddorf wurde die be sondere Fürsorge für das Denkmal anvertraut. Namens der Stadt Löbau und ihrer Forstverwaltung erklärte sich Herr Bürger meister Dr. Schaarschmidt gern bereit, die Kriegerehrenstätte in seine Obhut zu nehmen, und Herr Lehrer Böhme- Walddorf versprach im Auftrage seines Vereins, für sachgemäße Pflege des Denkmals aufkommen zu wollen. Eine weitere Reihe von Anspra chen war zum Teil mit der Niederlegung von Blumenspenden verbunden. Fräulein Hilde Rößler-Walddorf überreichte im Namen des Verbandes einen prachtvollen Eichenkranz mit blau- gelber Schleife und sprach dazu mit tiefer Innigkeit ein Widmungs gedicht, das in dem Gelöbnis gipfelte: „Was ihr für uns erduldet, soll nie vergessen sein! Einst kehrt im deutschen Volke ein neuer Frühling ein! Und unsere Jugend werde wie ihr so stark und treu: Dann grünt aus dürrem Holze die deutsche Eiche neu!" Im Namen des Lesevereins Neugersdorf gab Herr Berndt seinen Empfindungen Ausdruck. Herr Oberlehrer Frenze l sprach für den Gebirgsverein Bautzen und schloß mit einer wirkungs- vollen poetischen Widmung des Budissiner Dichters Zeibig. Weihevoller Chorgesang, Hoffmann von Fallerslebens „Wie könnt ich dein vergessen" in der Vertonung von Adam, gab der schlichten und doch so wunderbaren Feier einen überwältigenden Ausklang. Erwähnt sei noch das einfache Gedenkblatt, das der Verband bei dieser Gelegenheit herausgegeben hat. Es verzeichnet die Namen der im Weltkriege gebliebenen Mitglieder des Verbandes vereinsweise geordnet. Namen von allerbestem Klang, die wir nicht ohne tiefe Wehmut lesen, befinden sich darunter. Weiterhin enthält es die Festordnung und einen Auszug aus der Bau geschichte, der über alle wissenswerte Einzelheiten Aufschluß gibt. Das Merkblatt ist wert, als dauerndes Andenken an die erhebende Feier aufbewahn zu werden. Der Festplatz war von einer nach Tausenden zählenden Men schenmenge umlagert, die nach dem Verhallen der letzten Töne wie ein gewaltiger Ameisenschwarm aus allen Wegen und schmalen Fußpfaden den steilen Berghang Hinaufklominen, um sich für den zweiten Teil der Feier in der Turmwirtschaft ein Plätzchen zu sichern. Ein Teil jedoch konnte dort beim besten Willen kein Unterkommen mehr finden. Der Berggipfel dürfte überhaupt noch nie einen derartigen Andrang gesehen haben. Es dauerte natürlich geraume Zeit, bis die Massen insoweit die erwünschte leibliche Stärkung gefunden hatten, daß sie zur Aufnahme der weiteren sehr abwechselungsreichen Darbietungen geneigt waren. Wiederum eröffneten die fleißigen Gesangvereine den Reigen. Herr Professor Dr. Weder gab darauf in einer Ansprache einen Überblick über die Geschichte des Kottmarturms. Herr And ert- Ebersbach erfreute durch mundartliche Gaben, von denen „Der Riese vom Kottmarberg" besonders verzeichnet sei. Fräuleintzilde- gard Lorenz übermittelte einen Gruß in gebundener Rede, den Herr Konrektor Professor Dr. Lamprecht sandte. Herr Böhme- Walddorf gab einen anziehenden Bericht über die erstmalige Fassung der Kottmar-Spreequelle, die genau vor 35 Jahren, am 4. September 1886, erfolgt war. Weitere gesangliche Darbietungen, an denen sich auch der Frauenchor von Kottmarsdorf unter der Leitung des Herrn Kantors Kern beteiligte, umrahmten die ein zelnen Beiträge und gaben auch dieser zweiten Feier einen freund lichen Abschluß. Der 4. September 1921 wird allen Beteiligten nnoerlöschlich in der Erinnerung haften. Er ist zugleich ein Ehrentag für den Verband „Lusatia", seine Einzelvcreine und deren Mit- glieder geworden. BrunoReichard. * * 1» Unter all den Stätten, die in unseren Tagen Gemeinden, Ver eine und Verbände den Gefallenen zum Gedächtnis weihen, nimmt das von dem Lausitzer Verbände „Lusatia" errichtete Ehrenmal eine besondere Stelle ein. Nicht nur wegen der Originalität des Gedankens, die Spreequelle als Denkmal zu wählen, sondern auch vor allem darum: Es ist die ganze Lausitz, die ihren Gefallenen hier einen Denkstein weiht. Wenn man von „der" Spreequelle spricht, so ist das eigentlich nicht recht zutreffend, denn es gibt deren mehrere, nach manchen zwei, nach manchen drei. Freilich nicht alle wissen darum. Die Quellen liegen sämtlich dicht beisammen und zwar in unmittel, barer Nähe des gewerbfleißigen Ortes Neugersdorf, so recht in der Mitte der Obcrlausitz. Die Zeit ist noch nicht lange vorüber, da stritten die Gelehrten eifrig darum, welches denn eigentlich „die" Spreequelle sei. Die einen sagten, die „historische Spreequelle" sei es. Und sie begründeten ihre Behauptung damit, daß sie das „historische" betonten und erklärten, auf früheren Landkarten sei überhaupt nur sie als einzige Quellader geführt worden, außer dem hätte sie sich des öfteren Besuchs von Herrschern aus dem Hohenzollernhause zu erfreuen gehabt. Sie ist seit 1896 gefaßt und mit einem zierlichen Pavillon geschmückt. Die anderen sagen, eine in der Nähe des Bahnhofs Neugersdorf gelegene Wasserader sei die rechte Spreequelle und führen für ihre Behauptung die Tat sache ins Feld, daß sie am wasserreichsten sei. Wieder andere sprechen als Spreequelle den sogenannten Rabenborn am Kottmar an. Trotzdem es nun immerhin nicht unwichtig ist, zu wissen, wo der wahre Ursprung des Deutschlands Hauptstadt durchströmenden Flusses liegt, ist der Streit nicht geschlichtet worden. Selbst die Tatsache, daß Friedrich d. Gr. einstSOTaler zu einem Spreehäuschen über der Neugersdorfer Quelle spendete, hat ihn nicht zu entscheiden vermocht.