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bezahlt." „1693 am Kirmeßmarkte war zu Zittau ein fremder Arzt, hatte einen Seiltänzer bei sich, welcher den 11. September vom St. Iohanniskirchturm zweimal auf einem Seile heruntergefahren." Zu den oielbestaunten Wundermenschen gehörten dann Riesen, Zwerge, „wilde" Menschen und Miß geburten. „1615 zeigte sich am 12. April in Budissin ein langer Wundermann Jacob Dammann aus Lüneburg. Seine Spanne 16 Zoll, seine Länge 5 Ellen oder 96 Zoll, 23 Jahr alt, also dicke und ungeschickt, daß er kaum auf stehen und sich bewegen kann. (Mart. Mylius, ^nnale8 Ooriicen868. Frenzel, 11. n. 1323 sl). 1608 war am 2. No- oemder in Görlitz in Herrn Eilfmarken Hause ein Pole zu sehen, ungefähr 18—20 Jahr alt, 4 Ellen und 1/2 viertel lang gewesen. Sein Schwert soll einen halben Zentner ge wogen haben. 1682 in Görlitz eine sehr lange und starke Weibsperson aus Bayern zu sehen, 24 Jahr alt, Anna Maria. Eine voll ausgewachsene Mannsperson konnte ihr, ohne mit dem Haupte anzustoßen, unter den Armen durchgehen." (I. bl. n. 1324). Einen Zwerg konnte man 17 lO am 8. Sep tember und die folgenden Tage auf dem Jahrmärkte zu Zittau bei einem Marktschreier bewundern. „Ungefähr 30 Jahr alt, eine Elle und ein viertel lang, hatte er einen dicklänglichten Kopf mit bräunlichen Haaren, wie sonst ein starker Mann breite Brust und dicken Leid wie ein 14 jäh riger Knabe, redet eines Mannes Sprache und machte gar höfliche Komplimente." 1678 erregte ein „Wilder" in Bautzen ziemliches Aufsehen, (bl. n. 1325). „1678 den 27. und 28. April wurde von et lichen Polacken ein Mensch von Warschau nach Budissin gebracht (den 23.April und folgende Tage in Görlitz gewiesen), von welchem sie erzählten, daß er vor 10 Jahren an der moskowitisch und türkischen Grenze in einer Jagd nebst zwei Bären, ein Stück Hirschfleisch in der Hand haltend, wäre gesangen worden, sei darauf an den polnischen König lichen Hof geliefert, allwo man ihn gezähmet, unterrichtet und endlich getauft, auch Simon genannt. Es hat ihm aber die Rede ganz nicht beigebracht werden können, daher er nur wie ein Bär brummte, auch der Bären Art an sich hatte und tappete nach den Menschen, die ihm zu nahe kamen, sonderlich nach dem Frauenzimmer, ungefähr 18 Jahr alt, klein von Statur, eines großen und dicken Kopfes, mit kurzen, doch stachlichen Haaren bis unter die Stirn, auch unterm Halse bis zum Munde bewachsen, dünn und weiß am Leibe. Hatte hingegen eine weiche Nasen ohne Knorpel oder Bein. Aß wenig, trank aber desto mehr, ergriff, so man ihm den Trunk reichte, nicht gleich zu, sondern sah das Gefäß scheel an, bald aber und in einem Hui ergriff ers mit beiden Händen und ließ es nicht eher vom Munde, bis alles rein ausgetrunken. Dieser Wilde wird von hier nach Präge geführt. Etliche Verständige wollten damals mutmaßen, daß mit dem Kerle nur Betrügerei und Falschstellung ge wesen. Man sagte, er fräße Hühner und was er bekommen roh ein. Der Wirt zu Görlitz brachte ihm eine tote Taube, dieser habe er ein wenig vom Flügel abgebrochen und die Federn ausgerauft, nach dem sie ganz roh gefressen." (bl. n. 1325). Auch von einem seltsamen „Fischmenschen", einer Miß geburt, die in Görlitz gezeigt wurde, weiß Frenzel zu be richten. (bl. n. 453 f ) „1689 im März ward nach Görlitz durch einen Hamburger ein junger Mensch, an Statur ein 17 jähriger Knabe, gebracht. Die Person, so ihn zu sehen verlangte, mußte 6 Pfennige geben. Er war außer dem Gesichte am ganzen Leibe schuppig oder mit einer dicken, schwarzen Fisch- oder Schildkrötenhaut überzogen: sonsten fehlte ihm nichts, hatte Rede und Verstand wie andere Menschen, wußte viel Sprachen, konnte auf einer starken Geige streichen und hatte sonderliche Begierden nach dem Frauenzimmer, das er zu sich riß, wenns ihm nahe kam, mußte darum gescholten werden, damit ers zufrieden ließ. Die gedruckteBeschreibung von diesem Monstra lautete also: „daß der gar zu große weibliche Fürwitz jederzeit seinen Frevel gebüßet hat, gibt dessen klar Zeugnis Elisabeth Rosina Petri Antonii Consiglio ehelich Hausfrau, wohnhaft in der Stadt Biglia in Aprilia; nach dero selbsteigener Äußerung ist von diesen beiden armen Leuten dieses wunder seltsame Kind auf diese Welt herfürgekommen. Seiner Monstrosität oder Abscheulichkeit soll ein Ursprung gewesen sein folgendes: Die obgedachte arme Elisabeth begab sich zum öfteren hinaus an das Gestade des Meeres, alldort notwendiger Lebensmittel Aufenthalt zu erheischen. Diese obengemeldete Gegend oder Ende des Meeres dieser Laud- schast ist begabt mit einem großen Überfluß an Meeroitein, Meerschnecken oder Schildkröten wie auch Fischen (gleich denjenigen, so man Rochen nennt) von einer Haut rauh und fest, womit man wohl auch Holz und Helfendetn reiben kann. Diese Meerwunder waren der ursprüngliche Zweck und Vorbild des gar zu weiblichen Fürwitzes, so ffich in der Spekulation ober Nachsinnen und Anschauen kaum zur Genüge tun konnte, zu welchem dann der Einfluß von oben her das Seinige beizutun nicht unterlassen hat. Auf diese Weise ist Kraft gewöhnlicher Generation und menschlicher Geburt dieses vernünftige Meer- und Wunderkind aus diese Welt gekommen. Das Angesicht dieses wunderbaren Kindes ist von einer genugsam proportionierten Form und Gestalt, zum Teil braun, der übrige Leib aber, von Haupt und Hals mit schwarzfleischlichem Schleier bekleidet, schier gar, als ob er ganz seiden wäre, zum Teil mit weißen Sternlein ist et was difformieret und oerungleicht, die Gestalt der Hände von einer unmenschlichen Organisation und Beschaffenheit. Die Füße weißbeschuppet, unterschiedlich, auch nicht gar zum annehmlichsten und gestrecket, nicht fast ungleich ge meldeten Meerschnecken oder Schildkröten, und was das Abscheuen und Schrecken an diesem Wunderwerk vermehren kann, ist, daß er nämlich »durch sympathetische Eigenschaft also geartet und naturiret) bei dem Meer und Wasser sich befindend in dasselbe hineinsturzet, wofern er nicht mit Ge walt davon abgehalten würde. Seines Alters ist 15 Jahre, in der heiligen Taufe genannt Bernhardinus. Die Mutter dieser wunderlichen Frucht forchtend, daß auf selbige eines sträflichen Fürwitzes billiger Argwohn möchte geworfen werden, hat man solche bis anhero vor des Landes Er kenntnis in einem stillen Arrest verborgen gehalten." Allerlei Krüppel, „verstümmelte und doch kunst reiche Menschen", traten auch früher in den Sechsstädten mit verschiedenen Künsten auf. (ll. n. 1326 s.) „1616 brachte ein Mann nach Görlitz eine Jungfrau namens Magdalena Esmone (12. September 1596 in Ostfriesland auf dem Dorfe Engerhaue bei Emden geboren), war ohne Arme und hatte ein kleines Bein, daran nur vier Zehen stunden. Hat sich damit selbst geäzet und getränket, auch sonst viel Sachen verrichten können. (Lontinuutor blzNi in Xnnai. 6orl. ucl t>. u ) — 1654 zu Zittau den 6. Juni, zu Görlitz den 15. Funi und zu Budissin den 21. Juni, war ums Geld ein Mann zu sehen namens Theodorus Stieb, 25 Fahre alt, von Wien gebürtig, 11/2 Ellen lang, ohne Arme und Hände geboren. Hat doch alles, was sonst die Menschen tun, mit seinen Füßen verrichten können. Wußte überdies auch viele