Volltext Seite (XML)
Asgen ströme! Erde dürstet, sie liegt im Fieber. Dis hsißs Sommsr- sonne hat sie krank gemacht. Ms trocken ihre Lippen sind, lauter Sprünge und Äisse im Erdreich. Me matt ihr Auls schlag geht, träge fließen dis Ströme ihres wasssrhellsn Blutes. And da und dort versiegen die Duellen, werden dis Ädern blutleer. Arms Erdsl Sie, dis sonst jo Lsbsnsfrischs, ist schachmatt. Ihrs Kinder, dis Blumen, Früchts, Bäume und Tiere leiden, wenn die Mutter krank ist. Dis Blumen verblühen so rasch, dis Bäume haben schon Welks Blätter, dis Früchts verkümmern und den Tieren fehlt das Lebendige, Frifchs. Wehs uns allen, wenn dis Mutter krank istl — Ihrs Nllerklsinften, die Schwachen und Aartsn, dis sie noch an der Brust hat, dis müssen sterben, wenn dis Mutter nicht bald wieder gesund wird. And ihr Haushalt, der riesengroße, ist arg vernach lässigt, wenn das tüchtige Hausmüttsrchsn nicht schaffen Kann. Da liegt zu viel Staub, dort gibts nichts zu essen, da fshlts am nötigen Getränk und wieviel verdirbt und verkommt. — Dis Menschen, ihrs klügsten Kinder, dis so oft vergessen, daß sie von Erde sind, stehen rat- und tatlos all dem Leiden gegenüber und sie selbst leiden unter der Sonnsnglut und Dürrs. Helsen können sie ihrer Mutter Erde nicht. Nur daß sie in Sorge und stummem Flehen zum Himmel schauen und bitten: „Degen ströme!" Der Himmel ist der Arzt der Erde, er kann sie gesund machen. Wir sind ja doch alle vom Himmel abhängig. Wundersames Leben, Erde und Himmel brauchst du zu gleich, um fortbsstshen zu können. — Nun ist dis Erde krank, sie liegt im Fieber, sie dürstet. Wie uns das mit Sorge erfüllt. Ihre Dualen sind unsere Dualen. And immer wieder blicken wir juchend, bittend, flehend zum Himmel auf: „Degen ströme!" Marg. Äsichel-Karsten. MlMlMMHIIllHHMHIMUMMIMUttllMttHMMIlHMttMMIMttMNUlUHttMMMMHIIttlU Neues vom Lausitzer (_D Wege Dun O. Weder Wandern, Wandern meine Lust, das kannst du, lieber Leser, erst recht verstehen, wenn du dich außTage hinaus freigemacht hast von den Alltagssorgen, von Landstraße und Eisenbahn, von Baedeker und Kursbuch und frisch und fröhlich durch deutsches Land pilgerst. Wer aber leitet deinen Fuß und gibt dir ein sicheres Ziel? Das sind die großen Fern markierungen, die mehr und mehr unsere Heimat durchziehen und die anmutigsten Punkte verbinden. So begleite uns denn heute ein Stück auf dem Lausitzer Landweg mit seinem blauen Diese Markierung ist bereits 1912 vorgenommen worden, seitdem immer weiter fortgesetzt und in diesem Jahre vom Verbände Lusatia in seinem südlichen Teile zweckmäßig angelegt worden. Um dje Weiterführung haben sich außer den Verbandsvereinen in letzter Zeit besonders verdient gemacht der Gebirgsverein Battenberg i» Niederneukirch*), der Verein Heimatlnst in Weifa und der Gebirgsverein Kamenz. An der Umlegung und Neu markierung haben sich beteiligt der Gebirgsoerein Zonsdorf, der Verein für wissenschaftliche Unterhaltung in Hainewalde, die Humbsldtvereine in Eibau, Walddorf und Löbau sowie der Fortbildungsverein in Kottmarsdorf. So führt jetzt der Weg von Bahnhof Jonsdorf (Landesgrenze) über Kottmar, Bielebog, Valtenberg bis zum Kamenzer Hutberg. Für heute begleite uns, lieber Heimatfreund, nur einen guten Tagemarsch auf dem süd lichen Teile. Dieser gibt den Anschluß an einen prächtigen Fern weg (markiert mit weiß-grünen Rhomben), den in diesem Jahre Herr Lehrer Hanel in Warnsdorf, ein sehr verdienter Förderer des Wanderverkehrs, markiert hat von Liboch an der Elbe, durch heiß umstrittene deutsche Sprachinseln, deren Besuch eigent lich Ehrenpflicht aller Freunde deutschen Geistes und Zusammen Halles ist, über Widim, Hirschberg am Großteiche, das Kummer gebirge in seiner träumerischen Einsamkeit, den trotzigen Roll und den schlanken Hochwald. Wir durchschreiten das schmucke Neujonsdorf, wenden uns bei der Post zum Hieronymusstein und erreichen über das reich gesegnete Bertsdorf den Breiteberg, der, vergleichbar dem Gickels- ') Ist inzwischen dem Dcrdnndc Lusatia beigetrcten. berge bei Reichenau, einen überraschend schönen Rundblick ge währt über die Gebirgskette im Süden und die stattlichen Siede lungen der Lausitz und des böhmischen Niederlandes, die sich zwischen wald- und turmgekrönten Bergkuppen freundlich ver teilen. Haben wir uns in der gastlichen Bergwirtschaft erquickt, so eilen wir den steilen Nordhang hinunter, am Kaiser Friedrich- Denkmal vorbei, das den Umsturz glücklich überstanden hat, und sind bald in Hainewalde, das sich freundlich an der rauschenden Mandau hinzieht und das mit seinem mächtigen Schlosse, der Wasserburganlage, dem Schloßparke im französischen Geschmacke und dem künstlerisch wertvollen Mausoleum der Familie von Kyaw dem Geschichtsfreunde viel Interessantes bietet. An der Krähenhütte vorbei, einem alten gut erhaltenen Unterbau für die Jagd mit dem Uhu, steigt der Weg empor zu dem herrlichen Hainewalder Forstrevier, dessen Durchwanderung und Markie rung wir mit der Liebenswürdigkeit seines Pflegers, Herrn Ober förster Reußner, verdanken. Der schattige Weg läßt den felsigen Lindeberg zur Linken und führt uns zum „Weißen Stein". Das ist eine Gruppe von Quarzfelsen, ein Teil des langen Quarzit- ganges, der in sudetischer Richtung (dIW—30.) gegen 20 km weit zu verfolgen ist. Hier war ein Versteck der berüchtigten Räuberbande des Karaseck, die um 1800 in der Umgegend ihr Unwesen trieb. Daher ist die Felsenbildung noch heute als „Karaseckhöhle" bekannt. Nach wenig Minuten öffnet sich dem Blicke das schmucke Dorf Spitzkunnersdorf, über dem Spitzberg und Kottmar emporsteigen. Wir durchschneiden den Ort beim Gasthofe „Zur Stadt Zittau" und folgen der Oderwitzer Straße. Bald macht uns ein Wegweiser aufmerksam auf den „Großen Stein" (ein doppelgipfliger Klingsteinfels mit herrlicher Aussicht). Wir kehren zurück zum Hauptwege, durchqueren Neuspitzkunners- dorf und sind bald im Hochwalde. Am stimmungsreichen „Schwarzen Teiche" vorbei, der seinem Namen alle Ehre macht, nähern wir uns der Häusergruppe von Neumittelleutersdorf, der sogenannten „Sorge". Vorher führt wieder eine Abzweigung als Stichweg hinauf zum Oderwitzer Spitzberge, die der Wanderer nicht übersehen darf, denn nicht nur der gewaltige Gipselfels aus Phonolith mit dem stillen Teiche und der einladenden Wirt schaft, sondern auch der schöne Rundblick über den gesamten süd- lausitzer Gau lohnt die kleine Mühe des An- und Abstieges. Während früher der Lausitzer Weg ülxr die offene Oderwitzer Talwanne zu den Koitmarhäusern weiter führte, geht die neue Markierung von der „Sorge" aus unmittelbar zum Kottmar, unserm heutigen Reiseziel. Die von Waldesgrün umgebenen Bleichteiche erquicken unser Auge. Wir überschreiten die Zittau- Dresdener Bahnstrecke, erreichen in der Nähe der Brauerei Eibau, bleiben aber auf dem abwechselungsreichen Kirchwege und er reichen bald den Bahnhof. An einem Denksteine vorbei, der an das Kriegsjahr 1813 erinnert und gut in Stand gesetzt worden ist, nähern wir uns wieder dem alten, stattlichen, echt lausitzer Charakter tragenden Dorfe, das wir an der Grenze von Wald dorf, der jungen, freundlichen Waldkolonie, durchkreuzen. Die „Lange Gasse" geht es hinauf zum Kottmarwald. Eine Bank am Waldsaum läd dich ein zum Rasten und beim Umwenden breitet sich vor dir ein bezauberndes Bild aus: Bon der kühnen Nase des Ieschken bis zum turmgekrönten Wolfsberge liegt die ganze Herrlichkeit der Zittauer und nordböhmischen Berge vor uns. Und wie malerisch liegen Walddorf und Eibau zu unfern Füßen und steigt das Häusermeer von Neugersdorf gegen den Horizont empor! Schwer trennt sich das Auge von dem unvergeßlichen Bilde, aber ein Wegweiser lockt uns bald zu einem Heiligtum des Heimatgaues, der Kriegerehrenstätte an der Spreequelle, die der Lusatiaverband errichtet hat und am 4. September 1921, seinem eigentlichen 40 jährigen Gründungsfeste, weihen will. Ein hochragender Buchenwald umfängt dich, den die Stadt gemeinde Löbau zum Naturschutzgebiet erklärt hat. Das Jubeln der Drosseln und das Hämmern der Spechte umgibt dich. Das leise Plätschern einer Quelle lockt dich und schon stehst du vor einer mächtigen Rundmauer aus heimischem Stein, nur ge schmückt mit zwei ernsten Kriegerköpfen aus Lausitzer Granit: Alter und Jugend, Rückblick und Borblick, Trauer und Hoffnung