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vcnboren Sonntag, 21. Nugust(Ernting)1921 -Nr. N UW Un berechtigter' Nach^nui^ Gescbicbte, ^Ku nst/Literatu!" Drucf u.Verlog:Älwin Marx (Jnl).0ttoMa>7) Südlausi^en Rachrict)^en, Reichenau, Sa. 2. Jahrgang Grscheini allen Lage A^nei/ogE Blatten fün L?elmatkunöe Schristleitung und Geschaftsskelle in Reichenau, Sa. Fernsprecher Nr. 21Z KKKKKKKNKKNKKKKKKKKK KKK««KKNKKKAKKKKKKKK Abschied vom Elternhaus Noch einmal schaue ich zurück, Nmfajje dich mit Scheidsblick And segne dich visltausendmal, . Mein Vaterhaus im stillen Tal. Wie hast du mich jo treu umhegt! And dis erschlosj'ne Seels trägt Verborgen deines Friedens Kraft Als fester Stab zur Wanderschaft. Sum Himmel dringt mein heißes Flehn, Das) deine Mauern sicher stehn, And daß ich unter deinem Dach Hsinckshrend finde Liebs wach. Anna Dix. Großwelka um 1860 Bon vr. pkil. ot tdeol. k. c. Georg Müller, Leipzig ick Ostern 1856 aus meinem Heimatdorfs Merka, HMU 7 Kilometer nördlich von Bautzen, in Pension zum Lehrer Andreas Höhne in Großwelka, dicht neben der Herrnhuter Kolonie Kleinwelka, kam, trat ich in eine Anstalt, die mit der Schule als wendisches Prioallehrerseminar von dem Rittergutsbesitzer August Adolf von Below 1746 gegründet worden war, aber seit Errichtung des Landständischen Seminars in Bautzen ihren Sondercharakter aufgegebcn und nur noch die Vertiefung der Volksschulbildung zum Ziele hat. Das Dorf war von meinem bisherigen Aufenthaltsorte wesentlich verschieden. Während Merka ein Industriedors mit Braunkohlenwerken und Ziegeleien und dadurch ziemlich regem Verkehr aus der Kohlenstraße von Milkel nach Bautzen war, trug Großwelka ein durchaus ländliches, agrarisches Gepräge. War die Lags auch nicht so schön, wie die meiner Heimat, — steckte ich zu Haus früh den Kops aus meinem Bett, dann überblickte ich die ganze Lausitzer Bergkette, namentlich den Lzorneboh — so hatte sie doch manche Vorzüge: vor der Schule befand sich ein großer freier Platz, auf dem die Dors wege sich kreuzten, sür unsere Kinderspiele trefflich geeignet; an das Schulhaus stieß ein wohlgepflegter Garten, über dessen Besitz und Benützungsrecht wohl damals allerlei Auseinander setzungen statlsandeu und der neben allerhand Gemüsen hoch, stämmige Rosen, Nelken, Astern, Braut in Haaren, Kalthäuser- nelken aus mit hohem Buchsbaum umgebenen Beeten aus« wies, dazu ein großer Grasgarten mit einem mächtigen Birn baum am Eingang und anderen Oojrsorien, namenrlich Pflau. menbäumen am unteren Teile, sür uns Kinder Gegenstand eifriger Beobachtung und sehnsüchtiger Erwartung. Mächtige Lindenalleen führten nach verschiedenen Seilen, nach der Wind« wühle, nach Kleinwelka am Parke entlang, nach der Wiwalze, einem gegen 250 Meter hohen Hügel, der einen prächtigen Umblick nach dem hochgebauten Bautzen mit seinen Kirchen und Türmen und weiter nach den Bergen bis zum Strom berg bei Weißenberg bot. Auch bezüglich der Bewohnerschaft bestand manche Verschiedenheit. War mein Heimatdorf fast durchweg von kaiholischen Wenden bewohnt, — nur die we nigen Deutschen waren evangelisch, so gab es in Großwelka fast nur prvtestanische Wenden. Ich kann mich nicht erinnern, daß kalhoiische K-nder die Schule besucht hätten; sie gingen in die katholisch- Domschule nach Bautzen oder die katholische Volksschule zu Radibor. Die Schule, eine wendische Neben schule, die zur wendischen Parochie St. Michael in Bautzen gehörte, wurde von den Kindern aus 10 meist kleineren Dör fern besucht. Die Schulgemeinde bestand aus ungefähr 800 Seelen. Nach der in den Erblonden gelegenen Parochie Göda war Schmochlitz, nach Neschwitz Milkwitz eingepsarrt, während das vorwiegend katholische Cölln in die katholische Psarrei Radibor gehörte. Die einzelnen Dörfer trugen verschiedenen Charakter. Den Mittelpunkt von Großwelka bildete das stattliche, nach dem Brande von 1801 von dem Kummerherrn von Polenz erbaute Schloß. Es war von umfangreichen Wirtschaftsgebäu den und großen Gärten umgeben. Diese, wie den Hof, um schlossen hohe Mauern, die nur durch Türen und Tore dem neugierigen Kinderauge Einblick gestalteten. Durch eine Lin denallee gelangte man in den Park. In ihm hatte 1845 der Hildburghausensche Kammerherr Wilhelm von Hartmann gen. Koch, ein tatkräftiger Freund der Wasserheilmethode, die nach ihm genannte Wilhelmsquelle mit Steinen soffen lassen, die schönes Wasser lieferte. Da die Schule damals noch keinen eigenen Brunnen besaß, mußte von hier täglich das Wasser geholt werden. Aber namentlich in trockenen Jahren wurde sie von anderen Dörfern, z. B. von dem wasserarmen Klein- seidau, benutzt. Die Wilhelmsquelle speiste auch die beiden darunterliegenden Teiche, die außerdem noch durch einen aus der Richtung der Wiwalze herkommenden Graben Zufluß er hielten. In dem klaren Wasser konnte man bei Hellem Sonnen schein die Forellen spielen sehen. Das Rittergut besaß damals Hermann von Hartmann, der aber bereits am 7. Februar 1860 an Lungenentzündung im Alter von 38 Jahren verstarb. Er wurde auf dem Friedhöfe der Herrnhuter Kolonie Kleinwelka beerdigt; auch der Schul- chor gab ihm das Geleite. Kurz daraus verabschiedete sich die