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Nr. 1s Gberlaufltzer HeimatzeiLung.221 Oybiner Waldthealer Die Oybiner Waldbühne hat am Sonntag, den 24. Juli, wieder einmal den Nachweis erbracht, daß sie es als eine ihrer vornehmsten Aufgaben betrachtet, bezüglich der Neuerscheinungen ans dem Gebiete der ernst zu nehmenden dramatischen Dichtkunst auf dem Laufenden zu bleiben. Es wurde hier eine Erstaufführung von ganz besonderer Bedeutung herausgebracht, und zwar handelt es sich um ein neues BUHnenwerk des jungösterreichischen Dichters und Wiener Burgtheater- Direktors Anton Wtldgans, dessen Wiedergabe an die Aussiihren- dcn derartig weitgehende Anforderungen stellt, daß sich bisher erst zwei größere und besonders leistungsfähige Theater an die Ausgabe herangemacht haben. Der Dichter, dessen bisherige Dramen „Armut", „Liebe" und „Vies irse" einen zwar nicht unbestrittenen, aber doch schließlich endgültigen und nachhaltigen Erfolg erzielt haben, ist seit etwa zwei Jahren mit einer gewaltigen Trilogie beschäftigt, deren Helden Kain, Moses und Jesus sind. Fertig ist unseres Wissens bis jetzt nur das erste Werk, cs läßt jedoch den Grundgedanken erkennen, der allen drei Teilen gemeinsam sein wird und durch eine mehrtausend jährige Entwickelung des Menschengeschlechts den urewigen Wider streit zwischen Gut und Böse behandelt, der über Schuld und Sühne zu dem großen Erlösungsproblem führt. Aber die Einzelgestalten bes Dramas wachsen Uber sich selbst hinaus und verkörpern in ge wissem Sinne die Menschheit in ihrer Gesamtheit. Die Oybiner Erstaufführung von „Kain", die sich vor einer ungemein ansehnlichen Besucherschar vollzog, war von erdrückender Wirkung und ist als ein gewaltiger Ersolg des Dichters und seines Werkes zu verzeichnen. Wildgans lehnt sich im allgemeinen an die biblische Überlieferung an, doch behandelt er seinen Stoff mit künstle- rischer Überlegenheit als ganzer und echter Dichter. Die Sprache vereinigt in seltener Harmonie dramatischeWuchtund lyrischen Schmelz; geradezu vorbildlich ist cs, in welch reines, keusches Gewand der Verfasser auch schwül-erotische Szenen zu kleiden versteht, wie es eben nur begnadete Kunst vermag Wundervoll fügte sich die herrliche Bühne den Anforderungen der Dichtung; den hier gebotenen Nahmen kann kein gedecktes Theater ltrsrin. Die Inszenierung (Spielleitung: Direktor Klötzel) war hervorragend. Das feste Blockhaus aus der Bühne war oelklcidct und stellte sich als gewaltiger baurnbewachscner Felsen dar. Sehr hübsch wirkte die Wohnhöhle der ersten Menschen. Die Kostllmfrage war ausgezeichnet gelöst. Der Anachronismus der metallenen Herden glocken angesichts der steinernen Werkzeuge und Geiäle ist nicht der Spielleitung, sondern dem Dichter in Rechnung zu stellen. Eine überragende, ganz erstklassige Leistung bot Walter Brandt in der Titelrolle. Er beherrschte seine riesige und unglaublich schwierige Ausgabe mit überlegener Künsilcrschast und wirkte überwältigend mächtig. Derartige schwere Hcldenparlien scheinen ihin ganz beson ders zu liegen. Auf kaum geringerer Höhe sland die von Fräulein GUHne meislerhajt verkörpere Loa. Ob die gewallig auslodernde Leidenschafl oder die visionäre Fähigkeit der gemarterten Mutter eindrucksvoller zur Geltung kam, mag dahingestellt bleiben. Gut angelegt halte Eduard Pötter den Adam. 2n den letzten Szenen hätten wir gern ein Mehr an dramatischer Wucht und ein Weniger von Pathos vernommen, namentlich bei den Worten, die der Bibel bericht dem Herrgott in den Mund legt. Seyr aut gefiel endlich Josef Swoboda als Abel. Das heiter-sonnige dieses Charakters kam sowohl stimmlich als auch darstellerisch ausgezeichnet zur Wirkung. Es ist möglich, daß der materielle Durchschnittsmensch von heut zutage mit der Dichtung nicht viel anzufangen weiß. Aber die Tausende, denen der Sinn für ideelle Werte noch nicht abhanden gekommen ist, werden dem Werke in so tieser Ergriffenheit lauschen, wie es die Besucherscharen an diesem Tage taten. Bruno Reichard. Am vergangenen Sonntag ist unser Heimatdichter Wilhelm Friedrich auf dieser der echten Dichtkunst geweihten Stätte auch mit seinem bisher reifsten und besten Werke „Hennerch Lobels Feuer" zu Worte gekommen. Man sah mit berechtigter Spannung dem nicht ganz cinsachem Versuche entgegen, dieses für die szenisch-deko rative Ausstattung schwierigste Schauspiel aus dem Theater unter freiem Himmel zur Darstellung zu bringen. Der Gesamteindruck der Aufführung ist cm zwiefacher. Aus der einen Sette ist ein neuer und ziemlich bedeutender Ersolg für den Verfasser sestzujtellcn. Von den mehreren tausend Besuchern war der bei wettern überwiegende Teil Gäste von auswärts, die den Namen des Dichters sicher mit in alle Winde nehmen werden. Andererseits wollen wir aber doch nickt ver- hehlen, datz gerade dieses Werk auf ver gedeckten Bühne ungleich geschloffener wirkt. Dadurch, daß hier alle Szenen ins Freie verlegt werden müssen, büßt manches ohne Zweifel an Glaubhaftigkeit und Natürlichkeit ein. z. B. gleich dir erste Szene. Auch die Geschichte von dem Leuchtertanz wird in dieser szenischen Fassung niemandem, der die Gepflogenheit nicht kennt, verständlich werden. Die Dar stellung des Brandes, der sogar ordnungsmäßig mit der Spritze gelöscht wurde, hatte mancherlei für sich; aber die Trümmerstättk nach dem Brande kann natürlich nur im festen Theater wirksam wiedcrgegeben werden. — Diese Bemerkungen können natürlich die hohe Wertschätzung, die wir dem D'chter und besonders diesem Werke entgegenbringen, in keiner Weise beeinträchtigen. Uber die Ausführung ist an dieser Stelle schon so ost berichtet worden, daß wir glauben, uns diesmal kurz fassen zu dürfen. Der Spielleitung des Herrn Julius Palme ist, wie ausdrücklich an erkannt sei, uneingeschränkte Anerkennung zu zollen. Die Art und Weile, in welcher er die Zimmerszenen ins Freie übersetzt hatte, war die nach Lage der Verhältnisse denkbar geschickteste. Für die die Stimmung gefährdende Zwischenaktsmusik der wackeren Kapelle, die anderen wiederum sichtliches Vergnügen bereitete, wird er kaum verantwortlich zu machen sein. Das Spiel war, wie uns bediinken wollte, nickt ganz so flüssig, wie wir es z. B. bei den Gastspielen im Stadlheater oder im Lindenhof rühmen konnten. Immerhin ist die Gesamtleistung trotz einiger Stockungen als recht befriedigend anzusprechcn. Die Besetzung war die bekannte; als Hoannel war Frl. Hedwig Bi erlich mit bestem Erfolg eingesprungen. Der Beifall war außerordentlich herzlich. Besonders lebhaften Anklang fanden wieder die schönen altlausitzer Volkstänze, die ganz prächtig oorgeführt wurden. Jedenfalls freuen wir uns, daß Wil helm Friedrich bcrechtigtermaßen nunmehr auf der Oybiner Wald bühne B ü r g e r r e ch t erlangt hat und werden ihm dort immer wieder gern begegnen. Bruno Reichard Das Aeuer im Waldthsater am 2S. "Mi 1S21 (Der Asst entsprechend sind dis Tatsachen etwas „verschoben") Adam und Eva, Kain und Abel Kasten nicht weit von Mandau-Dabsl Im Waldthsater und spielten Schau. Auf einmal ertönte mächt'gsr Nadau, Beim Gpfsr war Kain mit Abel verkracht, Lin Windjtost das Feuer hat anasfacht, (Und weil gar trocken grad das Land, Lin jäher Waldbrand wild entstand. Da liesten die zwei ihre Streitaxt ruhn, And Kain und Abel löschten nun — Auch Adam und Eva waren bemüht And zeigten, wie man Gräben zieht And alle dis Kinder und Kindsskindsr, Darunter auch Schieber und sonstige Sünder, Den Stammvätern halsen sie gern dabei, Bis dast der graste Brand vorbei. And fröhlich sastsn sie dann beim Biere And löschten — den Durst bis früh um viere. <p. «., S Der Gang zum Waldtheater Von W. Stolle, Eckartsberg bei Zittau Uonntag ist's, zur Sommerzeit, die Glut prallt aufwärts von den Wegen, H kein Lüstchen regt sich weit und breit, es ist zur Zeit des Erntesegen. Die Vöglein selbst sind matt geworden und sitzen schläfrig in den Zweigen, die Falter gaukeln hier und dorten, und langsam sich die Halme neigen. Da stapfen her auf staub'ger Straße der Bauer Simmch mir Frau und Sohn, dahinter geht die alte Base in Trott und Tritt zwei Stunden schon. Sie ztchn dahin, es fällt kein Wort, nur manchmal wendet sich der Vater: „A bissel fix!" — Er schreitet fort —, sie wollen noch ins Waldtheater. Die Bas ist müd, es drückt der Schuh, schief sitzt der Hut vom schnellen Lauf, erbost ruft sie: „Renn ock ne sul" —, dann steckt sie sich den Rock herauf. Simmch nimmt jedoch die Uhr zur Hand: „Heut früh hoatt Ihr de Zeit vermart,