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184 Gberlausitzer Heimatzeitung Ne. 14 Es ist Iohannisabend. Von den Höhen leuchten allerorts die flammenden Feuer, Kinder schwingen ihre Besen im lichten Reigen. Fn Nord und Süd, Ost und West begeht man den uralten Gedenktag. Wolle sich jeder Deutsche dabei bewußt werden, daß wir Kinder einer Mutter sind. Sie schenkte uns das Leben, sie zog uns groß an ihrer Brust, sie liebt uns alle, die gute Mutter Germania. Wir sind ihres Geblüts, sind Brüder und Schwestern, halten wir von neuem fester zusammen als ein Volk, als ihr Geschlecht! Reinigen wir uns im heiligen Feuer von all den Schlacken, die uns jetzt anhaften! Dann wird von uns weichen die harte Not, aus tiefster Erniedrigung können wir uns vielleicht heraufarbeiten zu alter Höhe, zwar bloß langsam, doch sicher. Wenn wir ernst wollen, es wäre schlimm, fänden wir nicht das Vollbringen. Bauen wir unser Haus neu, so wohnlich eingerichtet, wie es uns lieb ist, machen wir unser Volk durch stete Arbeit und rechtes Tun frei von allen, die uns jetzt drängen. Dann kommt einmal der Tag, wo andere Völker wieder staunend auf uns schauen, hernach sind uns die Brüder in Polen, Oberschlesien, Böhmen, in Schles wig und am Rheine, in Österreich und den Alpenländern un verloren, sie dürfen uns die Hand reichen zu frohem Bunde. Den Germanen war ihr Feuer ein Opferfest: auf, bringen wir unsere Opfer auch: Vertrauen zueinander, Liebe zu Land und Reich, legen wir ab Selbstsucht, Lug und Trug, Lust an Tand und eitlem Vergnügen, alles, was undeutsch ist! Die hell aufleuchtende Flämme läutere unsere Herzen, reinige den Sinn, belebe das Gemüt. Deutschlands Wohl sei uns Ziel, nach des Volkes Größe laßt uns streben, so feiern wir den Iohannisabend recht, so kann er uns ein Segen werden. Unsere Kinder dürfen einst frei einherschreiten als Glieder einer edlen Volksgemeinde, die deutsch heißt, fromm, recht, treu, gut ist, Hellen Auges, klaren Sinnes, reines Herzens, starker Tat. Ihr Deutschen allüberall, schließt euch zusammen zu solch herrlichem Tun, ihr gehört einem Volk der Edlen an, macht euch eures Namens wert, daß niemand mehr zu sagen braucht: Ich schäme mich meines Volkes, sondern daß ein jeder froh bekennen kann: Es ist wieder eine Lust, ein Deutscher zu sein! Abendlied Äse; begehrte, et kaum. Was laut der Tag bescherte, das ward zu tiefem Traum — was hsip mein ist still und atmet kaum. Im Dämmern und im Frieden liegt Arbeit Lust und Leid.— Nun geht mit GlocßsnUingsn der Sommertag zur Duh. 2 Des Friedens Engelsschwingsn decken dis Fluren zu. D Ein leises Ahrsnnsigsn llj geht durch das Doggenfeld M und tiefes, heiliges Schweigen — Ach, wär auch mir bsschiedsn A sss sei still, es schläft dis Welt! einst solche Duhezeit! f Marg. Deichel-Karsten. 1 700-Iahrfeier der Stadt Löbau Erinnerung an die erste urkundliche Erwähnung (am 24. Juni 1221) hat die Stadt Löbau nicht nur WML dauernde Erinnerungszeichen geschaffen, sondern vom WllM 24. bis 26. Juni eine Reihe festlicher Deranstastungen getroffen, die wohlgelungen durchgesührt werden konnten und die der Heimatliebe der Löbauer und der Lausitzer überhaupt ein glänzendes Zeugnis ausstellten. Zunächst leitete ein hervorragendes Konzert des Chorgesangvereins „Con cordia" das Fest am 24. Juni abends in der alten Stadt kirche sehr würdig ein. Die herrlichen melodienreichen Solo partien und Chöre der „Jahreszeiten" von Haydn wirkten wahrhaft erhebend in der wundervollen Aufführung, wie sie Meister Osstan Reich ardt, unser heimischer, weithin bekannter feinsinniger Dirigent und Komponist, mit dem gutgeschutten Chor von annähernd 100 Damen und Herren wohloorbereitet hatte. Den mustergültigen Chorleistuugeu entsprechend gaben ausgezeichnete Solokräfte ihr Bestes, an erster Sülle Frau Mtlda Goldberg-Thiele von der Landesoyer in Altenburg, eine hervorragende Sopranistin, die den Löbauern als Ver treterin der Hanna im Gedächtnis bleiben wird. Ihr zur Sette standen trefflichste männliche Kräfte: Herr Kammersänger Emil Pinks aus Leipzig, ein kraftvoller Tenor, der auch jetzt wieder seinen uns schon bekannten bestrickenden Reiz entfaltete, dann Herr Konzertsänger Erich Reichel« aus Nossen, auch wohlbekannt als hochbegabter Pianist und Sänger, einst junger Lehrer in Löbau: er führte seine Baßpartie mit Liebe durch. Daneben halten noch verschiedene musikalische Talente von Löbau und Umgegend ihre Kunst als erste Geiger in den Dienst der guten Sache gestellt und das große Orchester von Mitgliedern der Löbauer und Bautzener Reichswehrkapelle und des Bautzener Konzertorchesters (33 Instrumente) verstärkt. Alles griff vor züglich ineinander, sodaß dieses Konzert für die 1200 Besucher zu einem großen Erlebnis wurde. Löbau darf sich bei jeder neuen musikalischen Leistung des Herrn Oberlehrer Reichardt dazu Glück wünschen, daß es seine heimische Mustkpflege in so hervorragenden Händen weiß. Der Spätabend führte viel« Schaulustige nach dem an- mutig zu Füßen des Berges gelegenen Sportplätze, wo die Turnvereine aus einer Freilichtbühne reizvolle Proben ihres Könnens darboten: entzückend wirkten auch verschiedene Hol- digungsszenen in prächtigen Lichtwirkungen, der Iohannisnacht ganz entsprechend. Der dunk'e wolkenschwere Himmel, der aber glücklicherweise keinen Regen sandte, und der schwarze Waldhiutergrund des Berges erhöhten noch die geheimnisvolle Stimmung des ersten Festabends. Die Vorführung,» waren zum Teil eine reizvolle Huldigung an den Löbauer Berg. Sonnabend vormittag kurz vor 11 Uhr versammelten sich zahlreiche Geladene, darunter viele Gäste von nah und fern, zu einem feierlichen Aktus im Lamm. Unter den Festgästen befanden sich neben zahlreichen Vertretern aller Sechsstädte, der führenden wissenschaftlichen Gesellschaften der Lausitz, vor allem der ehrwürdigen Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften (der Präsident Exz. v. Wiedebach Nostitz uud Iänkendors und Professor vr. k. c. Iecht), der sächsische Ministerpräsident Buck, der Landesälteste v. Bietinghoff Riesch. Nach der einleitenden Begrüßungsansprache des Herrn Bürgermeister Dr. Schaar- schmidt, die zugleich einen geschichtlichen Überblick gab, brachte Herr Ministerpräsident Buck im Namen der Landesregierung, Herr Oberbürgermeister Niedner (Bautzen) im Namen der Sechsstädte der Festgemeindr ihre herzlichen Glückwünsche dar. Letzterer überreichte zugleich eine Erinnerungsgabe der übrigen fünf Sechsstädte. Glückwünsche sprachen dann noch aus der Landesälteste des ehemaligen Markgrafentums Oberlausttz, Herr v. Vieting- Hoff-Riesch, im Namen der Oberlaustger Landstände, sowie der Bürgermeister von Kamenz und Vertreter der Zittauer Handels kammer und der Gewerbekammer. Im Namen der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissen schaften betonte Herr Kammerherr von Wiedebach-Nostitz auf Iänkendors die alten innigen Beziehungen zwischen der Stadt Lübau und der ersten wissenschaftlichen Gesellschaft der Lausitz und überreichte eine künstlerische Urkunde. Die Festrede des Stadtvrrordnrtenvorstehers Studienrat Professor Stau binger behandelte in großen Zügen die wirt- schaftliche Entwickelung der Stadt Löbau seit ihrer Gründung. Die auf gründliche Kenntnis der Heimatgeschichte beruhenden Darlegungen bewiesen, welch reiches und vielseitiges Wirtschafts leben selbst eine so kleine Stadt wie Löbau im Laufe der Jahr hunderte entfaltet hat, wie wertvoll es aber auch ist, wenn eine Stadt so weitschauende Bodenpolitik treibt wie Löbau, das sich heute eines städtischen Grundeigentums von über 1400 Hektar erfreut (auf den Einwohner 1212 Quadratmeter Gemeindeland, in Dresden knapp 12 Quadratmeter). Ein einfaches Mittagsmahl im festlich geschmückten Ratssaale des ehrwürdigen Rathauses vereinigte den Stadt- gemeiuderat und Festausschuß mit den auswärtigen Festgästen