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Nr. 13 Gberlauflher Heimatzeltung 175 seinen Nachfolgern an, ja, diese führten das Stift zu noch größerem Ansehen. So wurde der in Crostwitz bei Kamenz geborene Jakob Johann Joseph Wosky von Bärenstamm, der die Kirche von Ostro erbaute und den Ostroer Kirchensprengel gründete, Bischof von Pergamos. Er ist der erste Dekan des Bautzener Dom kapitels, der den Bischofsstab erhielt. Unter dem Dekan Johann Josef Schüller von Ehrental (geboren in Ostritz) wurde die geistliche Gerichtsbarkeit der katho- lischen Pfarren des Zittauer Bezirks, die bis dahin dem Prager Erzbischof zustand, dem Bautzener Dekanat über tragen. Später hat es gleichzeitig zwei Bischöfe in Sachsen gegeben. Für die in den Erblonden wohnenden Katho liken setzte Papst Klemens IX im Jahre 1708 einen apostolischen Präfekten als geistliche Obrigkeit rin. Die Präfektur wurde aber immer auswärtigen Bischöfen (Köln, Hildesheim) übertragen, erst 1763 wurde sie von den jeweiligen Beichtvätern der sächsischen Kurfürsten als apostolischen Vikaren für das Kurfürstentum Sachsen verwaltet. Einer derselben, Schneider, wurde am 14. Juli 1816 vom Bautzener Dekan Bischof Lock zum Bischof geweiht, sodaß es damals zwei Bischöfe in Sachsen gab. Der Nachfolger Schneiders, Bischof Ignac Mauermann, wurde nach dem Tode des Bischofs Lock zum Dekan des Bautzener Domkapitels gewählt, womit erstmalig das Bautzener Dekanat mit dem apo stolischen Vikariat in Dresden vereinigt war. Die Bereinigung der beiden Oberhirtenämter Sachsens in einer Person ist — mit einer kurzen Unterbrechung — seitdem geblieben bis aus den heutigen Tag. Der im Dezember 1920 verstorbene Bischof Lödmann war der letzte, der als Bischof beide Ämter verwaltete. Seit seinem Tode geschieht die Verwaltung vertretungsweise durch Prälat Skala vom Bautzener Domkapitel. Der päpst liche Stuhl ist gegenwärtig über einer Neuordnung der katholischen Kirchenvcrfassung der Oberlausitz, die indessen noch keine greifbare Form angenommen hat. Überschaut man die Entwickelung des Bautzener Dom stifts in großen Linien von den ersten Anfängen der Wendenmission um die Iahrtausendwende über die Refor mation yinweg bis in unsere bewegten Tage hinein, so erkennt man im Domstift einen wichtigen Faktor in der Kulturgeschichte Deutschlands. Stürme sind darüber hin gegangen, Völker sind gekommen und gegangen, Reiche gegründet und begraben, Fürsten erhoben und gestürzt, Kriege sind geführt, Frieden geschlossen worden, Not ist über die Geschlechter gegangen, Aufruhr durch die Straßen gerast, Ideen sind geboren und verworfen, Kulturwerte geschaffen und zertrümmert worden, Zeiten haben sich ^wenoet und Geschlechter gewandelt: Die katholische Kirche steht, ein eherner Fels im Branden der Jahrhunderte. Und in dem Fels verwachsen ist das Bautzener Domstift, das nunmehr auf eine sn Schicksalen wie Taten reiche Vergangenheit von 700 Jahren zurückschauen kann. Aufs engste mit seiner Geschichte verbunden ist die Ge schichte der Lausitz. Ja, man kann in gewissem Sinne geradezu sagen: Die Geschichte des Domstifts Bautzen ist die Geschichte der Lausitz. Denn jenes ist so eng mit der Verwaltung unserer Heimat verbunden, hat soviel Einfluß aus ihre ganze Entwickelung gehabt und hat ost so bestimmend auch in das politische Leben eingegriffen, daß sie in mehr denn einer Hinsicht sein Gepräge zeigt. In den Erblanden lebten 200 Jahre hindurch so gut wie keine Katholiken, erst spät ist für sie ein Hort geschaffen worden, das Bistum Meißen konnte sich nicht halten, in der Lausitz ist das altehrwürdige Domstift geblieben. Städte und Dörfer tragen seinen Stempel und ein Teil der Wenden ist eng mit ihm verbunden. In vielen Zügen unterscheiden sich die Erblonde von der Lausitz, die im Domstift verankerte kirchliche Verfassung ist einer der wesentlichsten. Und selbst heute, wo die neue Zeit auch über Ostelbien weht, mitten ins moderne Leben der Lausitz greift ab und an in dieser wie in jener Richtung das alte Bautzener Domstift. Vom Verbands „Lusatia" Sonntag, den 29.Mal, unternahm der Globus seine vierte Wanderfahrt. Trotz Regen verheißendem Wetter fanden sich gegen vierzig Globianer, denen sich noch einige Mitglieder des Vereins für wissenschaftliche Unterhaltung in Hörnitz angeschlossen halten, zum Friihzug nach Löbau zusammen. Von Großschweidnitz aus trat man die Wanderung an bei schönstem Welter durch die von einem nächt lichen Gewitter erfrischten Fluren. Weiche Wiesen- und Waldwege führten die Wanderer über Dürrhcnnersdori. Schönbach und Beiers dorf zum Bieleboh, wo man bereits zahlreiche Mitglieder aus d-n Brudervereincn des Verbandes „Lusatia" antraf, galt doch als Ziel Schirgiswalde, der Vorort der diesjährigen Wanderoersamm lung des Verbandes. Abwechselungsrciche, liebliche Aussichten ver kürzten den Weg über die Kälbersteine und die Teilnehmer standen überrascht vor dem herrlichen Bilde, als sich der prächtige Hochwald öffnete und das schmucke Bergstädtchen mit seinem doppcltürmiqen Gotteshause zu ihren Füßen sich ausbreitete. Auf dem von echter Heimatkunst geschmückten Marktplatze im stattlichen Gasthof ..zum Erbgericht" mit seiner einladenden Rebenlaube sammelten sich am Nachmittag die zahlreichen Teilnehmer aus allen Teilen der Ober lausitz von der Neiße bis selbst zum Elbestrande. Die Wanderoersammlung des Verbandes „Lusatia" — über die wir schon in voriger Nummer einiges berichteten — eröffnete mit herzlichen Begrüßnnqsworten Herr Bürgermeister Vogt- Schirgiswalde. Nach einer Kaffeepause führten die Herren vom Gebirgsvcrein Schirgiswalde die Gäste durch das freundliche Spreetal nach Kirschau In der weitläufigen Ruine des Raubschlosses war bald eine gewaltige Menschenmenge versammelt. Herr Schuldirektor Rösler e-läuterte in klaren Worten Bau und Geschichte der denk würdigen Stelle. Der Bcrbandsvorsitzende ergriff die Gelegenheit, vor der Öffentlichkeit Wesen und Ziel der Gebiras- und Humboldt- vercine kurz darzulegen und mit begleitenden Worten zur Heimat liebe und Vaterlandstreue zu ermahnen. Darauf erfreute die Gäste ein lieblicher Elfcnreigen, veranstaltet vom Turnverein Bautzen. Auf dem Rückwege zur Stadt zeigte das hochgeehrte Ehrenmitglied des Gcbirgsvereins Schirgiswalde, Herr Oberjustizrat Seidler, den Gästen einen schönen Blick auf Stadt und Umgebung von der Höhe des Lerchenbcrges. Nachmittags 6 Uhr eröffnete im heimatlich aus gestatteten Festsaale des „Erbgerichts" der Vorsitzende des gastlichen Vereins, Herr Amtsqerichtsrat Dr. Graes, die Hauptversamm lung mit einer geistvollen Rede. Er gab eine kurze Geschichte der Stadt, die, ein anderes Danzig oder Fiume, von 1809—1845 eine eigenartige Devise als „Freie Stadt" führte. Diese beneidenswerten Zeiten, in denen die Bürger kein Militär zu stellen und weder nach Sachsen noch nach Böhmen Steuern zu geben brauchten, hörten auf, als die Stadt 1845 dauernd Sachsen einverleibt wurde. Im geschäft lichen Teile, den der Verbandsvorsitzende leitete, wurde vor allem die Weihe der Ehren st ätte am Kottmar besprochen. Diese soll am 24. August statlfinden. Ein Denkblatt, das die Namen und möglichst nähere Angaben über die gefallenen Vereinsmitglieder, sowie Baugescktchie und Festordnung enthält, soll am Weihetage ver teilt werden. Die Kosten sind durch weitere Sammlungen zu decken. * Alles Weitere wurde einem Festausschuß übertragen, dem außer dem Verbands-Borsitzenden die Herren Ändert-Ebersbach, Böhm- Walddorf, Kern-Kottmarsdorf und Menzel-Löbau angchören, der aber bereit ist, sich durch Zuwahlen zu vergrößern, wozu Vor schläge erbeten werden. Ebenso werden die Vereine gebeten, die Mar kierung des II -Weges in ihren Gebieten, wo nötig, zu erneuern, wozu beim Äörsitzenden, Dr. Wedcr-Zittau, Goldbachstraße 14, Mar kierungszeichen bczw. Schablonen erhältlich sind. Nur zu bald mußten die Gäste nach den Abendziigen eilen, um die Heimat zu erreichen. *) Einzahlungen können erfolgen auf Stadtgirokonto Zittau Nr. 1751, Verband Lusatia, sowie bei der „Oberlausitzer Heimat Zeitung" in Reichenau (Sa ), Postscheckkonto Leipzig Nr. 27 534.