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Äc. 13 Vberlaufltzer Hetmaize!tmig 168 Wesentliche aus den Urkunden festgestellt. Uber ihn hinaus hat dann E. A. Seeliger (dis 1908 Seminar oberlehrer in Löbau, jetzt Bezirksschulrat in Döbeln) sich eingehend mit der Geschichte unsrer Stadt, die einst der Mittelpunkt und Vorort des alten Sechsstädtebundes war, beschäftigt und aus Grund der wichtigen Löbauer Rats rechnungen (1432—1549) eine grundlegende Arbeit „Zur Verwaltungs- und Verfassungsgeschichte Löbaus bis zum Pönfall" geliefert (Neues Laus. Magazin 79. Bd. 1903, S. 34—134). Damit war, wenigstens in der Darstellung der älteren Zeit, die ältere „Geschichte der Oderlausitzer Sechsstadt Löbau" von Alwin Bergmann (1895) überholt. Seeliger hat dann, gestützt auf seine umfassenden archi valischen Forschungen, die Geschichte von Löbau in der „Neuen Sächsischen Kirchengalerie" (Diözese Löbau 1907, Sp. 1—55) in gutem Überblick gegeben. Für Schule und Haus gleich wertvoll bearbeitete Seeliger den heimatgeschichtlichen Stoff in einer „Geschichte der Heimat" (Löbau, Walde 1908). Uber die „Geschichtsschreibung und Geschichtsschreiber der Stadt Löbau" unterrichtet desselben Verfassers Abhandlung im „N. Laus. Magazin" 94. Bd. (1918). Neuerdings hat er dann die „Geschichte der Stadt Lödau und ihrer Umgebung bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts" einer gründlichen und höchst inter essanten Untersuchung unlerworfen in der Festschrift zur 700-Iahrseier (zugleich der 97. Bd. des „N. Laus. Mag."). Bon ihr wird dann noch zu reden sein. Wie sich die Entstehung und Gründung vollzogen haben mag, schildert uns E. A. Seeliger, der beste Kenner der Löbauer Geschichte, in folgender Weise in seinem Über blick über die Geschichte der Stadt in der „Neuen Säch sischen Kirchengalerie": „Löbau verdankt sein Entstehen der Kolonisation der Oderlausitz durch die Könige von Böhmen, die erst mit dem dritten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts einzusetzen scheint und sich in der Neuordnung der kirchlichen Ver hältnisse deutlich zu erkennen gibt. Jedenfalls, um die einströmenden und sich überallhin verteilenden Kolonisten geistlich zu versorgen, gründete Bischof Bruno U. von Meißen das Domstift zu Bautzen und verlieh ihm einen Teil der Einkünfte, die der bischöflichen Kasse aus den eben entstehenden Siedelungen zufließen sollten. Dabei wird am 24. Juni 1221 Löbau zum ersten Male genannt. Das vorzugsweise mit Ackerbauern besetzte Land brauchte geschützte Märkte, wo die Landleute ihre Erzeugnisse gegen bares Geld umtauschen und die Gebrauchsgegen stände des täglichen Lebens dafür einhandeln kannten. Handel und Gewerbe zu treiben, kam im Mittelalter aber allein dem städtischen Bürger zu. Es entstanden daher mit den Dörfern zugleich an der alten Königs straße nach Polen die Städte Kamenz, Weißenberg, Reichenbach, Görlitz, Lauban. An der ebenfalls wichtigen Straße von der Oderlausitz nach Böhmen, halben Wegs zwischen Bautzen und dem böhmischen Zittau, mochte den königlichen Beamten der flache Granithöcker auf der Flur des wendischen Dorfes Löbau, der steil zum Löbauer Wasser und allmählich zur Seltenrein und zum Flössel abfällt, zur Anlage eines gegen räuberische Überfälle ge schützten Marktes trefflich geeignet erscheinen. Mit dem Pfluge umzirkten sie wohl den Raum, den heute die Promenaden einschließen, und steckten in seiner Mitte ein weites Rechteck ab, das sie zum Marktplatz bestimmten. Geradlinig von Süden, Westen und Norden leiteten sie auf diesen Raum die Straßen, die von den Nachbar städten herführten: nur die Ostseite am Steiläbhang blieb ohne Straßenmündung. Die an Markt und Straßen grenzende Fläche wurde in schmale Baustellen für die Siedler zerlegt, an der Nordwestecke des Marktes ein freier Platz zum Sitze des königlichen Richters, an der Nordostecke ein weiter Raum zum Bauplatz sür die Kirche, die Wohnungen der Geistlichen und den Friedhof bestimmt. Die ganze Stadt umhegten Erdwall und Graben, hinter denen sich schon im 15. Jahrhundert zwei oieltürmige Mauern erhoben. Auf dem Markte entstand ein Rat- und Kaufhaus, in dem und um das die Bürger an den Märkten ihre Waren feilboten. Als immer mehr Ein wanderer zuströmten, wurde auch der Raum zwischen dem Rathaus und der nördlichen und westlichen Markt seite bebaut und parallel zur Zittauer Gasse und dem Markt eine neue Gasse angelegt: die Hintergasse, jetzt Iohannisgasse genannt. An die Gründung der Stadt durch einen Böhmenkönig erinnert noch heute ihr Wappen, der zweigeschwänzte böhmische Löwe, und ihre Farben weiß und rot. Ihren Namen erhielt sie nach dem Dorfe, auf dessen Flur sie angelegt war und das von nun an Alt-Löbau hieß." Neuerdings hat der leider zu früh Heimgegangene, auf dem Felde der Ehre gefallene junge Gelehrte Walther Iecht gründliche Untersuchungen über die Entstehungsgeschichte der Oberlausitzer Städte angestellt (N. Laus. Mag. 1919 S. 1—62). Aus dem, was er über Löbau sagt, möchte ich folgendes herausheben (S. 41 ff.): „Die Stadtanlage, allseitig von den Abhängen des Hügels begrenzt, ist ziem lich klein: sie entspricht dem bei Kolonisationsstädten üblichen Schema. Eigentümlich und für die Beurteilung der Stadtgründung sehr aufschlußreich ist der außer gewöhnlich große Markt, der mit einer Ausdehnung von rund 100:140 Meter fast ein Fünftel des umzirkten Stadtgebietes einnimmt. Die Stadt, die schon durch die Wahl ihres Platzes burgartigen Charakter trägt, scheint wahrscheinlich gleich bei der Gründung auch befestigt worden zu sein. Im Rahmen dieser Umwehrung hat sich die eigentliche Stadt bis zur Neuzeit gehalten, trotz dem die Einwohnerzahl schnell wuchs. Die Lage auf einer fast isolierten Höhe verbot eine Erweiterung, wie sie etwa bei Görlitz vorgenommen wurde, so war die Vergrößerung unmöglich. Um trotzdem noch neue Bürger aufnehmen zu können, schritt man deshalb — wann, ist nicht bekannt — zur Bebauung des über die Bedürfnisse großen Marktplatzes. Fast zwei Drittel dieses Platzes wurden so mit Häusern besetzt. Aus diesem Vorgänge ist auf eine beträchtliche Bolksvermehrung zu schließen, die wahrscheinlich schon im Laufe des 13. Jahrhunderts stattfand, in der Zeit, wo fortwährend neue Auswanderer durch die Oberlausitz nach den ostdeutschen Kolonisations gebieten sowie auch in das böhmische Silberland zogen. Als wirtschaftliches Fundament in der Gründung muß vor allem Löbaus Charakter als Straßenstadt betrachtet werden. Darauf deutet die große Marktanlage, die einer recht beträchtlichen Menge durchfahrender Gefährte als Rastplatz dienen konnte. Es ist sicher ein ganz beträcht licher Transitverkehr durch die Stadt gegangen, sodaß er 1311 sogar durch landesherrliche Bestimmung geregelt werden mußte." Seine eigenen früheren Anschauungen und die Walther Iechts über die Gründung Löbaus hat nun Seeliger in jüngster Zeit wesentlich erweitert und vertieft durch seine neueste höchst anziehende Untersuchung der „Geschichte der