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Der Name des Pfarrers Storch ist u. a. noch in einem im Lahre 1658 von Frau Blandina von Maxen, geborenen von Rüdinger, der Kirche geschenkten vergoldeten Abendmahlskelche zu finden. Der breite Fuß dieses Kelches geht in sechs Blätter auseinander, von denen drei leer sind, eins ein eingraviertes Kreuz zeigt, die übrigen zwei aber je ein Wappen der Herr schaften von Maren (drei abwärtshängende Blätter im Wappen schild) und von Rüdinger (einen von einem Schwerte von oben nach unten durchbohrten Stierkopf im Wappenschild). Im Innern des hohlen Fußes sind die Buchstaben 1^. 8.0.1..?. ein graviert, sowie die Jahreszahl und das Datum: 1658 d.23.Iuny. Die Buchstaben bedeuten: Ü.uurentiu8 8torcft ZrutiL loci p38tor (L. S., aus Gnaden Ortspfarrer). Durch diese und andere urkundlich verbürgte Tatsachen wird das Andenken an den würdigen alten Herrn jedenfalls besser geehrt, als durch abergläubische Fabeln, die jeglicher Begründung entbehren. Ein altes Neujahrslied*) von Kandidat Ernst Pilz ist ein Jahr verschwunden, MkIAHAch, es war ein schweres Jahr, «KGMAlle haben wir's empfunden, xg ttiib und trouria war. Schmerze», Sorgen, Angst und Kummer Störten oftmals unfern Schlummer. Krankheit hat uns schwer betroffen, Biele von uns weggerafft, Ach, noch stehn viel Wunden offen, Doch wird er, der Hilfe schafft, Herzen, die der Schmerz zerrissen, Auch mit Trost zu heilen wissen. Ost auch war des Nachts der Himmel Von den Flammen blutig-rot, Und von schwerem Kriegsgetümmel Waren wir schon nah bedroht. Doch es bat vor großem Schaden Uns der Herr bewahrt in Gnaden. Schlitze, Herr, uns auch aufs neue, Segne Kirche, Schul und Haus, Führ mit Deiner Batertreue Herrlich auch dies Jahr hinaus. Segne Obrigkeit und Lehrer, Segne auch des Wortes Hörer. Segne ferner unfern Wandel Auch in diesem neuen Jahr, Gib Gewerbe, Kunst und Handel Froh Gedeihen immerdar, Gib auch, daß des Landmanns Saate» Dieses Fahr ihm wohl geraten. Nun, wir gehn mit frommem Sinn Frisch ins neue Jahr hinein I Was ein Jeder auch beginn, Soll mit Gottes Segen sein. Dann wird, wie sich's auch mag wenden, Jeder dies Jahr freudig enden. *) Dieses Lied, gedichtet zum Neujahr 1851, kann nunmehr auf rin Alter von 70 Jahren zurückblicken. Es wurde uns aus unfern, Leserkreise in Reichenau zur Verfügung gestellt und danken wir für die erwiesene Freundlichkeit. Der Verfasser war, wie uns mitgeteilt wird, ein Sohn des damaligen Steinmüllers: er war verlobt mit einer Zittauer Stadtratstochter, ist aber in jungen Jahren, bevor er seine Auserwählte Heimführen konnte, gestorben. In unserem Verlags erschienen und durch uns zu beziehen ist das Werk Grenzgeschichten »NNIIIIIIIIIII»»N»IIIIttIIIIIIIUIIUIII»IIIMI»II»IIINI»N!III»I»II>IIIIIIIII»IIIIINIII Erzählungen aus dem sächsisch, böhmischen Grenzgebiete von Fran; Döslsr. Preis geheftet Mß. 5.40. Gberlaus. Heimat-Zeitung, (Reichenau, Sa, Reingefallen Von S. R. schützt vor Torheit nicht. Auch nicht den waschechte» AW Lausitzer. Der Dahnhofswirt zu W. hot's kürzlich er- MssM fahren. Zwar ist er schon ein starker Einziger und im ' allgemeinen das, was man hierzulande „pumplich" nennt. Aus der Ruhe kannst du ihn nicht bringen — wenn du ein Mannsbild bist. Willst du kurz vor der Einfahrt de» Zuges noch irgend etwas haben, so kannst du dich schwarz ärgern über das „Gewähre" des Hantschl Gustav. So heißt er nämlich. Und wirst du heftig und drängst, dann sagt er seelenruhig: „Ich Kanns nich. Tut ock warten. Was ne gih», giht ne!" Und damit ist sür ihn die Sache erledigt. Hast du aber eine Schürze um und auf dem Halse ein hüb sches, junges Gesichtet, dann solltest du ihn einmal springe» sehen. Nicht zum wiedererkennen ist der Gustl. „Aber koste» därss nischt!" sagt er. Das ist seine Bedingung. Sonst reizt ihn das schönste Mädel nicht. Na, reden und „e bissel schee» tun" kostet ja auch nichts. Und weiter will er nichts von de» Mädelchen. Scharwenzelt er aber einmal — in diesem Falls existierst du sür Gustl überhaupt nicht mehr, und wenn du Wei» oder Champagner — den er übrigens auf seiner Quetsche gar nicht hat — bestellst. Nicht, daß unser Gustl etwa zu der Sorte gehört, die man gemeiniglich mit „Schürzenjäger" be zeichnet. Bösartig ist er nicht. Aber nett, liebenswürdig und riesig süß wird er, wenn er mit einer Hulda oder Minka z» tun bekommt. Seine Frau, die Miene, weiß das. Sie hat ihm schon oft die Paten gesteckt. Sonst ist ja Gustl brav und folgsam. Aber in dieser Sache erreicht sie nichts. Gustl ist verliebt in Weiberblut und bleibt es. Die Miene muß sich damit abfinden. Sie ist aber schars dahinter her und läßtih» nicht aus den Augen. Sehr zum Berdrusse Gustls. Im Dezember 1919 war es. Draußen schneite und regnete es. Der Wettergott wußte selbst nicht, welcher Sorte er de» Vorzug geben sollte. Gustl saß brummig in seiner Sofaecke. Der 3 Uhrzug war fort. Nun kam ihm kein Gast mehr di» vor 7 oder 8 Uhr zu nahe. Seine Frau setzte ihm ein „Tippet Kassie" vor und sagte: „Gust, ich gieh etze surt. 's ward wull elfe warben, eb'ch hrem- kumm." Ohne auf das Gebrumme ihres Teuren zu achten, schwenkte sie hinaus. Gustav hockte stumpfsinnig in seiner Ecke und starrte geistlos hinaus in dos „Schweinewelter". Er hat schlechte Laune. Kein Wunder. Früher war es halt doch ander» aus seinem Bahnhose. Da wurde die Gaststube den ganzen Tag nicht leer. Aber seit die Verwaltung die besten Züge weg gestrichen hat, kommt Ihm vom Nachmittag bis Abend keia Gast mehr zu nahe. Nun ist die Miene fortgegangen. Mit wem soll er denn reden? „Mit'n Bierhahnl konn'ch ne disch- derieren," pflegt er zu sagen. Er ist verdrießlich bis in dis Zehenspitzen hinab. Die Tür geht auf. Ein Bahnbeamter erscheint: „'n Schnitt Helles!" Gustl rührt sich nicht. Der Gast wiederholt und sögt Hinz«: „Aber fix! Keene Zeit." Gustl guckt ihn mit großen Augen an. „Ha?" spricht er. „Bier! Rasch!" „Nu do! Helles?" Was nutzt es dem Ungeduldigen, wenn er heftig wird. Gustl nimmt sich eben Zeit. Endlich hat der Eisenbahner sein Bier und stürzt den Inhalt des halben Glases hinunter. Er wischt sich den weißen Schaum aus dem Schnauzbart und sagt: „Da draußen! Hähä! Do sucht eene öffn Fahrplane sch»» eene ganze Weift I" Der Gustl horcht. „Eene" hat er gesagt. „Was?" fragt er. Der Eisenbahner sogt es noch einmal. „E Freilein? Hä?" fragt Gustl. „Ja, und e hibscher Kerl is se." Damit trinkt er sei» Bis» aus und geht ab.