Nr. Gbertausitzer Heimatzeitung für uns galt es vielmehr, die kunstgeschichtlichen Sehens würdigkeiten ins Auge zu fassen, die Kamenz in seinen Mauern birgt. Den Mittelpunkt der Kunstdenkmäler in Kamenz bildet die Haupt- und Pfarrkirche „St. Marien." Bon außen betrachtet, läßt die Kirche den Eindruck des Einheitlichen vermissen, sie scheint vielmehr aus ver- schiedenen Gotteshäusern zusammengesetzt zu sein (Abb. 1) Tatsächlich ist viel an ihr Herumgebaul worden, und die verschiedensten Jahrhunderte haben Anstückungen hinter lassen. Mehrere verheerende Brände und die Zerstörung durch die Hussiten (1429) machten Neubauten nötig. Der älteste Teil ist wohl der Unterbau des mit einer barocken Haube geschmückten Turmes. Die Schiffe ge hören der Hochgotik an, der Chor ist neuerdings renoviert. Teile davon gehen ebenfalls in die Hochgotik zurück, Der Anfang der Bauzeit dürfte ins 13. Jahrhundert fallen, das Langhaus wurde 1390, der Chor 1490 vollendet. Das Innere der Kirche ist vierschiffig — geplant war es wahrscheinlich fünsschiffig, das fünfte Schiff wurde aber nicht ausgebaut, sei es, daß der Raum nicht ausreichte (denn an der Südseite fällt das Gebäude stark und steil zum Flusse ab), sei es, daß es an Mitteln fehlte, oder was immer für Gründe bestimmend gewesen sein mögen. Bielleicht auch wollte man später das fehlende Schiff er gänzen, ist aber nicht dazu gekommen. Die Kirche ist typisch für die spätgotischen Lausitzer Hallenkirchen, sie gehört in die Gruppe der Petrikiiche zu Bautzen und der Petri- und Paulskirche zu Görlitz. Wohltuend be rührt die gleichmäßigeHellig- keil, die den weiten Raum durchflutet. DieOrgelempore ist gründ lich umgebaut, nicht gerade zum Borteile des Ganzen. Im Jahre 1887 wurde aus schwer zu verstehenden Grün den die Veränderung durch den Architekten Ludwig Möckel oorgenommen. Die prächtige Baiockorgel mußte weichen, an ihre Stelle setzte man ein neues Orgelgehäuse, das in der Wirkung wett hinter dem alten zurücksteht. Der alte Orgelprospekt war außerordentlich reich verziert mit Engeln, Gehängen und sonstigem Schmuckwerk, selbst die Orgelpfeifen zeigten an ihren Lippen Verzierun gen (Fratzen). Während ur sprünglich der Orgelprospekt bis an die Emporenbrüstung oorging, wurde beim Umbau die Orgel zurückgerückt und eine gotijche Brüstung für die Orgelempore geschaffen. (Abb.2). Es gibt in der Kirche noch eine photographische Abbildung von dem früheren Aussehen der Orgelempore (Abb.3), sie zeigt deutlich, wie ungleich wirkungsvoller der damalige prunkvolle Ab schluß der Kirche nach der Ausgangsseite hin war. Die Spätrenaissancekanzel mit Biloern aus dem Alien und NeuenTeslament stammt laut Inschrift von der Hand des Kamenzer Malers An- dreasDreßler (1566) (Abb.2). Dieser Künstler, von dem auch sonst noch Bilder inKamenzer Kirchen zu finden sinb (auch die Neschwitzer Kirche besaß 2. Mittel« und Siidschiff der Hauptkirche