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der Torgauer Rat, daß „man es gerne gesehen hätte, wenn er hätte bleiben mögen." In Görlitz wurde er am 12. April 1715 eingesührt; er hätte hier neben dem Kirchenamt an der Peters- Kirche auch das Kantorat am Gymnasium zu versehen. Außer- dem Gesangunterricht, der damals allerdings gegen frühere Zeiten schon recht zurückgedrängt war, hatte er wohl wie seine Vorgänger namentlich Latein in Tertia nnd Sekunda zu geben. Nachdem Urban schon 1730 einen Schlaganfall erlitten hatte, der ihn aber in der Ausübung seiner Amtspflichten nicht hinderte, wurde ihm durch einen zweiten Anfall im Jahre 1739 die Zunge gelähmt, was ihn jedoch mehr beim Sprechen als beim Singen störte. Er mußte aus diesem Grunde sein Schulamt aufgeben und trat im Juni 1740 als Lehrer in den Ruhestand: sein Sohn Christian Daniel nahm als Gesanglchrer seine Stelle ein. Das Kirchenamt behielt der alte Urban bis zu seinem Tode am 19. April 1756, wenn er auch hierin seines hohen Alters wegen (er hatte zuletzt die 85 überschritten) von seinem Sohne unterstützt werden mußte. — Urban zeichnete sich als Komponist, deutscher und lateinischer Dichter und „eine schön schreibende Hand" aus. In den Stamm büchern seiner Zeitgenossen begegnen uns viele „Symbola" von ihm, das waren Verse, die in den Anfangsbuchstaben ihrer ein zelnen Worte die Initialen eines Namens enthielten (Dr. W. v. Bötticher, Stammbuchblätter oberlausitzcr Gelehrter. N. Laus. Mag. 74). Ottos „Oberlausitzer Schriftsteller-Lexikon" nennt als von Urban verfaßt: I. Beschreibung der Frauenkirche, 1716. 2. Das Lied Nr. 691 im Görlitzer Gesangbuche „Gott weiß die allerbesten Wege." Lateinische und deutsche Gedichte von ihm sind in verschiedenen Gelegenheitsdrucken (zu Hochzeiten, Trauer fällen, Jubiläen usw.) seiner Zeit zu finden. Bon seinen Kom positionen hat sich nichts erhalten, wiewohl ihm sein Torgauer- Kollege, der Organist Friedrich Frohberg, in einem Schreiben an den Rat besonders nachrühmt, daß er, was die musikalische Komposition betreffe, „das seinige gar wohl hierinnen gethan habe." (Taubert, Musikpflege in Torgau.) Aus der Görlitzer Zeit wissen wir nur von einer Kirchenmusik über Ps. 37, 4. 5 „Habe deine Lust an dem Herrn," die er zur Einweihung des neuen Altars der Frauenkirche schrieb und deren Text in der Milich- schen Bibliothek (B. VII 38 Nr. 6) zu finden ist. Jedenfalls hat er auch die Schuldramen seines Rektors Grosser mit der nöligen Musik versehen. Christian Friedrich Hasse, der vor 150 Jahren, am 3. März 1771, geboren wurde, ist zwar kein geborener Ober lausitzer, denn er erblickte an den Usern der Wolga das Licht der Welt, aber sein Studiengang führte ihn in unsere Landschaft, und ihr gehörte auch sein späteres Wirken an. Die Brüder gemeinde hatte im Jahre 1765 im russischen Gouvernement Saratow die Kolonie Sarepta gegründet, und als Sohn des Vorstehers der dortigen Gemeinde Heinrich Christoph Hasse wurde unser Christian Friedrich geboren. Er studierte auf dem Pädagogium zu Niesky und dem Seminar zu Barby und wirkte nachher als Lehrer in Niesky und Uhyst. In Uhyst rückte er zum Inspektor des dortigen Pädagogiums auf; diese Stellung behielt er auch, als die dortige Anstalt im Jahre 1802 nach Großhenners dorf verlegt wurde. Otto, dessen Schriftsteller-Lexikon wir diese Angaben entnehmen, nennt ihn einen Musiker und Komponisten und führt eine Klaviersonate zu 4 Händen (1802 in Leipzig er schienen) von ihm an. Uber sein späteres Leben und das Datum seines Todes konnte ich nichts in Erfahrung bringen; vielleicht ist ein Kenner der Geschichte der Brüdergemeinde imstande, die Lücke zu füllen. Vor 100 Jahren wurde zu Ebersbach i.S. Karl Bergmann geboren. Nachdem er erst Schüler von Zimmermann in Zittau und darauf von Adolf Friedrich Hesse in Breslau gewesen war, ging er 1850 nach den Vereinigten Staaten und wurde Violon cellist des wandernden Orchesters „Germania". Schon nach wenigen Monaten schwang er sich zum Dirigenten dieser Kapelle auf und leitete sie bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1854. 1855 trat er in das Philharmonische Orchester zu New-Park ein, dessen Konzerte er zunächst abwechselnd mit Th. Eisfeld, seit 1862 bis zu seinem Tode allein dirigierte. Auch als Dirigent des be rühmten deutschen Männergesangoereins „Arion" zuNew-Pork hat er einige Jahre gewirkt. Als Komponist ist Bergmann nur mit einigen Orchesterstücken an die Öffentlichkeit getreten, da gegen hat er sich große Verdienste um die Verbreitung musikali scher Kultur in den Bereinigten Staaten, namentlich um die Pflege deutscher Musik in Amerika, erworben. Er starb am 10. August 1876 in New-Pork. (Niemanns Musik-Lexikon.) Von geringerer Bedeutung für die Allgemeinheit ist sein Lands mann und Zeitgenosse Gotthelf Michel, der 1821 in Nieder- Leutersdorf geboren wurde. Trotzdem verdient er, in einer Heimatzeitung erwähnt zu werden, weil er sich um die Pflege ländlicher Musik durch die Gründung vieler Musikchöre verdient gemacht hat. Michel starb 1883. (Zittauer Geschichtsblätter.) Zum Schluß sei endlich noch Gottlieb Christian Giese erwähnt, der 1721 in Crossen geboren wurde, das Görlitzer Gym nasium und die Universität Halle besuchte und von 1755—1788 Geistlicher in Görlitz mar. Seine Bedeutung auf musikalischem Gebiet gründet sich aus seine „Historische Nachricht von den Orgeln der Petri- und Paulikirche in Görlitz", die er 1766 für die Umgangszettel des Ädituus Christian Daniel Brückner schrieb. Vom Verbands „Lusatia" Zittau. Auch der dritte der diesjährigen Globusausflügc, der am 18 Mai stattfand, verlief zur allseitigen uneingeschränkten Be- friedlguug der Teilnehmer. Reichlich 50 Personen benutzten den Dresdner MiUagszug bis Scheibe und wanderten durch das an mutige Mandautal nach Hainewalde, wo die Sland-sherrschafI in entgegenkommender Weise die Besichtigung des Schloßparks gestaltet hatte Der herrschaftliche Reoieroermaltcr Herr Rößner, der auch die Führung durch die ausgezeichnet gepflegten Waldungen übernahm, gab bcreitmüligst über alles Wissenswerte Ausknuft. Auf der weiteren Wanderung wurde die Kräh en Hütte und die denkwürdige Karasekhöhle besichtigt, wo Herr Professor D r. Weder die wünschenswerten Erläuterungen gab. Im Gastbof zur „Stadt Zittau" in S pitzkunnersdors erquickte man sich ge hörig und erkletterte dann den „großen Stein", der eine besonders schöne Aussicht aus das Gebirge nnd die weile Tallandschaft bot. Von hier aus erreichte man auf angenehmen Wiesenwegen bei unter gehender Sonne den Warnsdorfer Burgs berg, wo nochmals längere Rast gehalten wurde. Der Tag war heiß gewesen und hatte andauernd mit Gewitter gedroht, hielt aber erfreulicher Weise aus und bot den Teilnehmern außerordentlich viel Schönes. Von Seifhennersdorf aus wurde schließlich mit dem Abendzug die Rückfahrt angetreten. Büchermarkt*) Durch den Verlag der „Oberlausitzer Heimatzeitung" (Buchdruckerei von Alwin Marx) Reichenau, Sa , sind zu beziehen: Preis des Buche- elnschlleßlich Porto Friedrich, Uus der Franzosenzeit 5,60 Mb. Gärtner, Äbrlaufitzer Loft 4,20 „ Herrmann, Geschichte der Burg Nohnau 2,80 „ Rösler, Krenzgeschichten 560 „ *** Äbrlaufitzer Guttlieb 1.75 „ Durch den Verlag I G. Walde, Löbau, Sa , Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung, sind zu beziehen- Preis-tuschu-Wch Teuerungszuschlag Blasius, R, Ve on« derrheem 1 80 Mk. B la sius, R , WieonsderSchnoablgewachsnös 150 „ Schwär, O, Die Heimatdichtung der Oberlaufitz I 80 „ -> Bei Ankündigungen im „Büchermarkt" kostet die Mtllimeterzeile 40 Psg. ^c'^ttN<5NV61<5 der Gbsrlausitzsr Heimatzeitung bei freier Su- — steliuug durch dis Post Mk. 5.50, durch den Voten MK. 5.7C Sahlungsn Können auf das Postscheckkonto Amt Leipzig Nr. 275.34 erfolgen. Vei Nichtabbestellung spätestens 14 Tags vor Beginn eines Vierteljahres läuft das Abonnement weiter. Anzsigenberechnung: Der Inseratenteil besteht aus zwei 2 L- Spalten. Dis Berechnung erfolgt nach Millimetern und beträgt der Preis für einen solchen in einspaltiger Breits 40 Pfennig. Verantwortlicher Leiter: GttoMarx, Reichenau, Sa. Druck und Ver lag Alwin Mark (Inh. Gtto Marx), Buchdruckers!,Reichenau, Sa.