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Är. Gdsrlaußtzer ^yeimatzettuüg deckte eine nach Tausenden zählende Menge. Oberhaupt herrschte in Oybin ein Leben, wie wir es bisher nur ein einziges Mal, beim vorjährigen T > a ch t c n s cst, beobachtet haben. Zur Aufführung ge langten die ersten beiden Teile vvn Hebbels gewaltiger Ribe- iungentrilogie, mit der bereits im vorigen Sommer ein ganz bedeutender Erfolg erzielt würbe. Die Spielleitung führte unter sachkundiger Ausnutzung des Bühnenraums Walter Brandl, der auch darstellerisch als Siegfried wieder eine vollendete Leistung bot. Von den im Borjahr bewährten Kräften sind Egon Lindenau als Spielmann Volker, Horst Katzer als Giselher, Hilde H eld als Kriemhild und Larissa Voigt als Frigga mit in jeder Hinsicht vollwertigen Leistungen anerkennend zu verzeichnen. Als völlig neue Kraft erzielte der tzeldenvater Eduard Pötter (Hagen Tronja), der von Mährisch-Ostrau kommt, einen starken Erfolg. Als alte liebe Bekannte aus früheren Jahren sind namentlich Margarete Marx-Felden, die als Brunhild gastierte, Josef Swoboda (König Gunter), Martin Thiel (Ruinolt) mit Anerkennung zu nennen. Ludwig Schmidt-Pauly (Dankwart) war früher ein mal in Zittau und hat inzwischen viel gelernt. Bemerkenswert war schließlich das erste Auftreten von Marie Poppe, dec Heldenmutter vom Zittauer Stadttheater, auf der Waldbühne. Sie konnte als Königin Ute einen starken Erfolg buchen. Die zweite Aufführung am Pfingstmontag vollzog sich unter den gleichen günstigen Umständen; nur der Besuch war um ein Gering fügiges schwächer. Gespielt wurde die liebenswürdige Komödie: „Das Märchen vom Heilig e n wald", die sich auf der lauschigen Waldbühne von jeher besonders gut machte. Bei dieser Gelegenheit lernte man die neue Naive, Frl. Grete Scheer (vom Alberttheater in Dresden) kennen. Sie hinterließ einen ausgezeichneten Eindruck. Eduard Pötter zeigte sich auch hier wieder als ein besonders tüchtiger Künstler, dessen Gewinnung für Oybin nur zu begrüßen ist. Im übrigen wirkten die Damen Hilde Held, Larissa Voigt, Marie Poppe, die Herren Egon Lindenau, Josef Swoboda, Martin Thiel, Horst Katzer, Ludwig Schmidt-Pauly und Otto Voigt in bewährter Tüchtigkeit mit. Die Spielleitung führte wiederum Walter Brandt, der ja auch den Mijor von Bredereck zu seinen allcrglänzendsten Rollen zählt. Der Beifall der Menge war an beiden Tagen außerordentlich lebhaft. Am dritten Pfingsttage hielt unser Reichenauer Heimatdichter Wilhelm Friedrich seinen siegreichen Einzug auf der Oybiner Wald bühne und hat damit einen weiteren großen Schritt in die breiteste Öffentlichkeit getan. Mit ihm kamen seine Getreuen von der „Thalia" und erzielten auch für ihren Teil einen starken Erfolg. Der Tag bedeutet nicht nur für das künstlerische Schaffen unseres Dichters, sondern auch für unsere heimatlich- Mundart einen wichtigen Markstein: Beide haben auf einem erstklassigen Theater eine Stätte gefunden, die ihnen nun kaum jemand wieder streitig machen wird. Und wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß unser Idiom genau so gut literaturfähig ist, wie das Fritz Reuters, Anzengrubers, Ganghofers und ihrer Nachahmer, so wäre er an diesem Tage in einwandfreier Weife erbracht worden. Dieses Verdienst kann unscrm Friedrich und seinen Gefährten nicht hoch genug angerechnet werden. Zur Aufführung gelangte „D'r Engelkreuzer", dem der Be richterstatter hiermit zum ersten Mal auf der Bühne begegnete. Dem Dichter ist cs auch hier wieder gelungen, mit bewundernswertem Geschick ein Stück mitten aus dem Volksleben unseres Gaues auf die Bühne zu bannen. Die Gestalten, die da oben uns von ihren Leiden und Freuden berichten, sind so echt, wie die Älpler, die uns Meister Defregger auf der Leinwand festgehalten Hai. Die dramatischen Geschehnisse sind freilich an sich nicht besonders bewegt, aber man hat merkwürdiger Weise den Eindruck, als ob in diesem besonderen Falle die anderweit nicht immer willkommene epische Breite auch beim Hörer das Gefühl einer gewissen Behaglichkeit zurückläßt. Die Hauptstärke des Dichters ist, wie gefügt, seine Fähigkeit, Menschen zu schildern, denen immer der zuweilen herbe Erdgeruch der heimat lichen Scholle anhaftet. Unsere Mundart und die besonderen Eigen tümlichkeiten d»s Lausitzer Volkstums sind altes Kulturgut, dem der Massenzuzug aus anderen Teilen Deutschlands mit der Zeit verderb lich werden muß. Unser Friedrich übt mit seinem dramatischen Wirken praktischen Hetwatschutz im besten Sinne des Wortes. Die weitläufigen Bühnenverhältnisse und das Fr.mdartige der Aufgabe, hier zum ersten Male unter freiem Himmel zu spielen, konnten für diesmal aus die Darstellung nicht ganz ohne Einfluß bleiben. Die Sorge, den Auftritt ja nicht zn verpaffen, machte die Mitwirkenden mehrfach viel zu früh mobil. Sie mußten dann, all gemein sichtbar, untätig auf offener Bühne warten, bis ihr Stichwort kam. Dieser kleine Mangel, der selbstverständlich fchon beim nächsten Auftreten verschwinden wird, konnte natürlich die Wertung des so prächtig lebenswahren Gesamtspieis nicht wesentlich beeinflussen. Sehr gut hatte die verdienstvolle Spielleitung (Herr Julius Palme) ge arbeitet. Die Massenszenen wirkten so ausgezeichnet, wie wir es hier nicht anders gewöhnt find. Einen der Höhepunkte der durch gängig vortrefflichen Aufführung bildeten für die überwiegende Mehr heit der Besucher die in den 3. Aufzug eingeschobenen farbenprächtigen Altlausitzer Volkstänze, die ja jedesmal Helles Entzücken aus lösen, wo immer sie dargeboten weiden. Von den Hauptrollen sind wieder in allererster Linie Wilhelm Hluchy, Auguste Jäkel und Marie Palme mit ganz hochwertigen darstellerischen Leistungen zu verzeichnen MaxKra u se, Max Sch über t, Reinhard Sprenger und Alwin Menzel sind seit langem als besonders zuverlässige Stützen der „Thalia" bekannt, und erfreuten durch sauber ausgeglichene Gaben. Von den neueren Kräften, die in die durch das Ausscheiden einiger geschätzter Mitglieder entstandenen Breschen eingcsprungen sindf kam Johanna Riedel den erprobten Kräften am nächsten. Auch von den Damen Gertrud Schuster, Elsbeth Thum und Else Zimmermann wird für die Folge recht Tüchtiges zu erwarten sein. Der Beifall der gewaltigen Zuschauermenge war sehr herzlich und galt dem Dichter und den Darstellern in gleichem Maße. Wil helm Friedrich konnte am Schlüsse die dankbare Anerkennung der Hörerschaft persönlich in Empfaüg nehmen. Bruno Reichard. NWNMUNNNNMNMNNNMMNUMMNNNMNNNNNNNMMMMMNNNMNIMNUMMMUN Einige Gedenktage an Oberlausitzer Musiker Bon M. Gondolatsch - Görlitz en Monatsschrift" von 1807 beginnt inen Aufsatz „Musikalische Kultur der aus der „Allgemeinen musika- ipzig, 9. Jahrgang 37) abgedruckt >re Heimat wenig schmeichelhaften wr einigen Jahren in eine deutsche itz), die in manchem Betracht einen guten Ruf hat, in Absicht auf Musik aber, so wie diese ganze Provinz, nicht den geringsten." Ein Jahr vorher hatte der Gür- litzer Kantor Ioh. Friedr. Sam. Döring in derselben Zeitschrift einen Artikel „Uber die Ursachen der in den niederen Ständen unserer Provinz so geringen Liebe für Musik" veröffentlicht. Der Verfasser sah die Gründe für den beklagten Ubelstand in der noch herrschenden Erbuntertänigkeit und der großen Armut der Land leute, die es beide mit sich brächten, daß bei den zahlreichen Hose diensten und der Notwendigkeit, jeden Augenblick mit einer auf Erwerb gerichteten Tätigkeit auszufüllen, keine Zeit für die Pflege des Gesanges und der andern musikalischen Künste übrig bleibe. Trotz dieser Urteile zweier Fachleute ist aber die Oberlausitz immer ein Land gewesen, das die Musik, besonders den Gesang, geliebt und wohl auch gepflegt hat und das eine Reihe von namhaften Musikern, wenn auch keine Sterne erster Größe, hervorgebracht hat. Das Jahr 1921 umschließt die Gedenktage an einige dieser oberlausttzer Musiker, und die „Oberlausitzer Heimatzeitung" ist der rechte Ort, mit einigen Worten an sie zu erinnern. Bor 250 Jahren, am 18. Januar 1671, wurde in Kuhna bei Görlitz geboren Johann LH ri st ophUrban. Er besuchte das Görlitzer Gyntnasium, an welchem unter dem damaligen Rektor Christian Funcke (1666—1695) das Schuldrama eifrig gepflegt wurde. Urban ist 1692 unter den Spielern der Dramen „Ieph- thas Tochter-Mord" und „Die vergnügte Seele", 1693 als Abra ham in „Isaaks Opferung" und als Prologus im „Marschall von Biron" verzeichnet. 1694 bezog er die Universität Leipzig, um Theologie zu studieren; hier sang er als Bassist im Thomanerchor unter Direktion des Kantors Schelle fleißig mit und gehörte 1697 zu den vier Lausitzer Studenten, die zur „Görlitzischen Poetischen Gesellschaft", der Borläuferin der „Deutschen Gesellschaft", zu sammentraten. 1698 wurde er als Kantor nach Torgau berufen und trat am 1. Februar sein dortiges Amt an; „ein jungerMann voll genialen Schwunges, ein Komponist und Dichter zugleich, eine außerordentlich wohltuend berührende, stattliche Erscheinung, ein Mann von feinen und angenehmen Sitten, in kurzem der Liebling aller." (Taubert, Pflege der Musik in Torgau.) Als er 17 Jahre später das Kantorat in Görlitz erhielt, bezeugte ihm der „Oberlausitzisck ein Ungenannter se in der Oberlausitz", tischen Zeitung" (L ist, mit den für uns Worten: „Ich kam