Volltext Seite (XML)
die Altäre U"d Farne wuchsen auf den Fenstersimsen der Häus chen. Winterstürme warfen wohl manches ganz zusammen und Frühjahrsübcrschwemmungcn der Röder rissen die Rindenlanben ganz fort. Die verschnittenen Bäumchen besannen sich ans ihre Kraft, die man ihnen jahrelang zurückdämmte. Hvchauf schossen die Wildlinge, und heule noch bewundert jeder Besucher dieses lauschigen Tales die über hundertjährigen Tannen und Fichten. Verwittert und efeuumrankt erhebt sich noch der Sockel eines Sarkophags aus dem Gesträuch zum Andenken an den mäch tigsten des Geschlechtes, den Premierminister Grasen Brühl. „Groß, aber nur groß durch sich selbst," steht in französischer Sprache in den Stein gemeißelt. Aus Brombeergerank erhebt sich am Fuße einer Felswand ein Amor, der zwei Sanduhren in den Händen hält. Auch dieses sinnige Bildwerk stand einst in einem Tempel, den die Flut schon längst zerstörte In einem wahren Dome, den große Buchen und hohe Fichten bilden, und wo die Sonne nur mühsam einige verlorene Goldkringei aus den verwachsenen Pfad malt, steht der Altar der Tugend und wirkt so in dieser Umgebung und Schlichtheit erhebender als einst unter einem Eäulendache. überwucherte Mauerreste und ein sumpfiger Graben, in dem einige Sumpfdotterblumen leuchten, bezeichnen die Stelle, wo der Eremit seine Klause hatte und an der klaren Quelle die Böglcin des Waldes fütterte. Das Tanzhaus ist längst verschwunden und bunte Schmetter linge führen ihren Reigen über der blumigen Wiese alks, und die Bäume am Rande stehen still und reglos, als wunderten sie sich immer noch, daß das Gelächter fröhlicher Menschen ganz verstummt sei. Ein schmaler, ganz vergessener Pfad windet sich durch uralten Duchenbestand zur Talwand hinauf. Hier oben kommt nur selten ein Mensch hin: denn selbst den meisten Einheimischen ist dieser Ott unbekannt. Aus einer Felsspalte am Fuße einer riesigen Buche quillt hier ein klares Wässerchen, der Quell des Schweigens. Aus moosbewachsener Tafel stehen darüber, kaum noch leserlich, die etwas rätselhaften Wort«: Schöpse schweigend, warum? So schöpfe nicht, warum nicht? Nur dem stillen Genuß ström ich erquickendes Naß. So wirken diese Reste aus einer längst vergangenen Zeit, die einen besonderen Kulturabschnitt darstcllt, in ihrem steten Verfall und dem Zurückdämmcrn in den Urzustand des Waldes ergreifend: denn jedem Besucher tritt die Vergänglichkeit aller Menschenwerkes vor Augen und gleich jener Kalturepoche stirbt auch dieses Geschlecht der Grafen Brühl aus und die Zeit wird nicht mehr lange währen, wo auch im Tale die letzten Zeugen verschwunden sind. Nur die Wellen der Röder plätschern wie einst, und in den Zweigen der ehrwürdigen Bäume singen die Vögel im Lenz ihrs Lieder wie einst. Böhmisch-sächsische Fernweg-Markierung 3. April fand in Böhmisch-Leipa unter dem Vorsitz des MUD Herrn Prof. Melzer-Lcipa eine Vertrclcrversammlung der MMI- nordböhmischen und südlausitzer Gebirgsvereinc statt, die für die Befestigung freundnachbarlicher Beziehungen zwischen zwei wirtschaftlich aufeinander angewiesenen Völkern von nicht zu unter schätzender Bedeutung ist Von böhmischer Sette waren die Gebirgs vereine Aussig, für die böhmische Schweiz, für das nördliche Böhmen (Schönlinde), für Gablonz und Umgebung, für das Ieschken- und Isergebirge und der Verein für Heimatforschung und Wanderpflege (Böhmisch-Leipa) zugegen. Der reichsdcutsche Verband südlausitzer Gebirgsvereine, „Lusatia", hatte seinen Vorsitzenden Herrn Professor Weder entsandt, in dessen Begleitung sich der unterzeichnete Be richterstatter befand. Nachdem Herr Herbrich-Leipa die Niederschrift Uber die letzte Vcrbandstagung in Tetschcn verlesen und die Einzelvcrtreter Uber die im Jahre IS20 in den Vereinen geleistete Arbeit Aufschluß ge geben hatten, machte Herr Lehrer Hanel aus Warnsdorf in längeren gehaltvollen Ausführungen Vorschläge über die Markierung dreier neuer Fernwege, die in süd-nördlicher Richtung den schönsten Teil des nördlichen Deutschböhmens durchlaufen und den Anschluß an die großen Wanderwege der südlichen Oberlausitz Herstellen Die Er schwerung des Reiseverkehrs auf der Eisenbahn hat die Lust am Wandern zu Fuße neu belebt und den Verkehr auf den Landwegen erheblich gesteigert; infolgedessen ist die Ausgestaltung eines Fern wegnetzes zur Notwendigkeit geworden. Beachtenswerte Anfänge hierzu sind diesseits und jenseits der Grenze bereits seit Jahren vor handen und in letzter Zeit verschiedentlich ausgebaut worden. Nun mehr sollen die bestehenden Fernwege in Böhmen, der Kammweg und der sogenannte Kegclweg, Querverbindungen erhalten. Das umfangreiche Wandergebiet zwischen der Elbe bei Leitmeritz und Raudnitz und der Sprachgrenze hinter Dauba wird gegenwärtig noch von keinem einzigen Fernweg berührt. 2n Aussicht genommen sind drei neue große durchgehende Wege, durch die von Norden und Süden Zugänge zum Kammweg, Lusatiawcg, zum roten und blauen ö-Weg (Kottmar—Isergebirge) geschaffen werden sollen. Dadurch soll ein wesentlicher Teil des Wanderoerkehrs auch nach den bedrohten deutschen Gemeinden an der Sprachgrenze hinter Dauba gelenkt und eine engere Fühlung mit diesen Außenposten deutschen Volkstums hergestellt werden. Ein gesteigerter Fremdenverkehr könnte zur Er haltung ihrer völkischen Eigenart förderlich beitragen. Der mittlere der drei neuen Wege wird gewissermaßen die Haupt rippe des Netzes bilden. Er nimmt seinen Ausgang bei dem Dorfe Liboch an der Elbe und führt über Schloß und Dorf Widim nach dem aussichtsreichen 456 m hohen Basaltgipfel der Nedoweska. Von dort aus wendet er sich nach dem freundlichen Hopfenstädtchen Dauba, dem Mittelpunkt der sogenannten Daubaer Schweiz und iib°r die Ruine Alt-Perstein nach dem ansehnlichen Städtchen Hirschbcrg, das inmitten einer prachtvollen Seenlandschaft liegt und Gelegenheit zu einzigartigen Abstechern bietet. Außerdem ist die Umgebung ein Dorado für Naturwissenschaftler jeder Gattung. Von tzirschberg aus führt der Pfad durch den reizvollen Höllengrund im Polzentale über das betriebsame Leipa nach dem 455 m hohen Spitzberg mit dem Stephanienturm und dem vielbesuchten Schwaiba mit schönem Schlosse des Grafen Kinsky und den Trümmern der alten Burg. Bei dem großartigen 755 m hohen Basaltkcgel des Kleis, eines botanisch hochinteressanten Berges, kreuzt der neue Weg den blauen Kegelweg. Wir wenden uns dann weiter nach der Lausche, wo wir den Kammwcg überqueren. Alsdann biegt der Pfad nordwest lich um, berührt das hochgelegene Schönborn, den Rauchberg, den 588 m hohen Wolfsbcrg mit seinen fünf- bis siebenkantigen Basalt säulen, die Pirskenbaude am gleichnamigen 605 m hohen Pirskcn- berge (zwischen Zeidler und Schluckenau), und betritt hmter dem 475 m hohen Ioachimsberge, nördlich von Hainspach und Lobcn- dau, das sächsische Gebiet. Er soll dann über den Valtenberg (587m) und den Mönchswalder Berg (449 m) den Czormboh (554m) erreichen. Bon hier aus gelangt man entweder nach Bautzen oder Uber den Hochstein (54l m) nach Löbau. Der westlichste der drei neuen Fernwege zweigt in Dauba ab und führt nordwestlich zunächst nach dem 551m hohen Ronberg mit seinen sehr ansehnlichen Burgtrümmern und nach der prachtvoll aussichtsreichen Hundorfer Beile (598 m) bei Wernstadt, sodann über Mertendorf und den Hutverg nack Sandau. Von hier an beiührt er bekanntes Gebiet: Steinfchönau, Kamuitzer Schloßberg, Kaltenberg, Hinterdittersbach, Tanzplan bei Nixdors Bet Seb nitz überschreitet er die sächsische Grenze, geht dann über den Unger bei Neustadt und erreicht aus dem Baltenberg wieder den Hauptweg. Der östliche Fcrnmcg soll bereits bei Widim, der Perle der Daubaer Schweiz, von dem großen Mittelweg abzweigen. Er wird über das schon genannte Hirschberg durch die wunderbare Wald einsamkeit des Kummergebirges und über Niemes nach dem Roll führen. Dieser ungemein stattliche Berg, dessen Gipfel eine Höhe von 694 m erreicht, besteht in seinem unterem Teile aus Sandstein und trägt dort einen immergrünen Mantel von prachtvollen Fichten, der obere basaltige Teil dagegen ist von schönen Buchen bestanden. Der Gipfel trägt die noch sehr ansehnlichen Trümmer der vielleicht schon aus dem 10. Jahrhundert stammenden Burg. Sie war der Stammsitz der im Mittelalter sehr gefürchteten Herren von Warten berg. Im Jahre 1468 drangen die Zittauer mit List in das gefähr liche Raubnest ein und legten den Herrschaften gründlich das Hand werk. Vom Roll aus wendet sich der neue Weg nach Nordwesten und führt über den 458 m hohen Schmiedeberg bei Kunnersdorf nach dem Hochwald, wo er den Kammwcg erreicht. Weiterhin er hält er Anschluß an den vom Bahnhof Jonsdorf ausgehenden j^ oder Lusatiawcg, der bekanntlich die wichtigsten Gipfel der westlichen Oberlausitz berührt. Die Markierung der drei neuen Wege ist in ihrer Anordnung ungemein praktisch und nachahmenswert. Sie wird, soweit nicht aussührliche Wegweiser ausgestellt werden, aus rhomben- oder rauten förmigen Tafeln bestehen. Sie werden so angebracht, daß die kleinere Diagonale, die zugleich die Fläche in zwei verschiedenfarbige Felder teilt, immer genau senkrecht zum Erdboden zu liegen kommt. Da»