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Jungfrau auf der schmalen Sichel. In dieser Standsicherheit bei all m dekorativem Schwung und aller Bravour zeigt sich die Meisterschaft des Barock, die nie wieder nachher erreicht worden ist. Dieselben Feinheiten in der Haltung zeigt die Nepomuksäule. Der heilige Nepomuk hält in der Linken das Kruzifix, in der Rechten eine Palme. Man mutz die Stellung des rechten Beines, wodurch die doppelte Frage zeichen-Form herauskommt, ins Auge fassen, um die Kom position ganz zu würdigen. Trotz späterer Übertünchung ist der reiche Faltenwurf des Gewandes noch. An Pracht und Macht über beide Werke noch hinausgehend ist die Drei faltigkeitssäule, die vor dem Gästehaus steht. (Abb. 2.) Auf hohem Postament, das auf einem wuchtigen Sockel ruht, steht rechts Gott-Pater — in der Linken das Szepter, die Rechte zum Segen erhoben —, links Gott-Sohn — in der Rechten das Kreuz, mit der Linken die Weltkugel fassend, zum Vater aufschau, nd. Beide Gestalten thronen aufWolken, die reich mit Eherubimköpfen durchsetzt sind. Der Heilige Geist darüber auf schmiedeeisernem Aussatz ist dargestellt als Gottesauge mit der Taube mit Lichtstrahlen, die nach allen Seiten ausgehen. Inmitten des Klosterhofes steht — vor der Kirche — der Brunnen, ein sechseckiges Sandsteiubecken mit dem ge krönten böhmischen Löwen als Brunnenfigur. (Abb. 3.) Und nun zur Kircke! Sie stammt aus der Zeit der Gotik, hat aber viel barocke Zutaten, wie sie überhaupt verschiedent lich umgebaut und umgeändert worden ist. Das zeigt gleich die Portalseite. (Abb. 4) Sie wird heute abgeschlossen durch einen hohen Giebel mit se tlichen Voluten. Das drei eckige Giebelfeld trägt einer; Stern (Marienstern), darunter steht in einer Nische der Zsilvutor rnuncii, die Rechte segnend erhoben, in der Linken die Weltkugel. Die Statue wurde 1721 aufgestellt und ist eine Arbeit des Bildhauers Vater. Die vier Strebepfeiler ebenfalls barocke Zutaten, tragen Heiligenfiguren. 2m Verhältnis zu der mächtigen Giebelwand sind sie zu klein und daher wenig wirkungs voll. Die Kirche ist dreischiffig angelegt, die Seitenschiffe sind aber eigentlich nur Anhängsel des allein d minierenden Mittelschiffes. Das Süoschiff ist später überhaupt abgetrennt wor den und bildet heute den Kreuz gang, nur in der über dem Kreuz gang gelegenen Empore ist cs noch erhalten. Der Kreuzgang bildet den Zugang aus dem Kloster, zu dem über dem Ein gang gelegenen Iungfrauenchor. Während Seiten-Altäre, Kanzel und Beichtstuhl ohne besonderen künstlerischen Wert sind, ist der Hochaltar (Abb. 5) eine be deutende Arbeit, vielleicht eine der hervorragendsten Barock arbeiten in Sachsen. Er ist ganz aus Marmor und die Arbeit verschiedener Prager Bildhauer: Franz Lauermann, Ignatz Platzer, Kaspar Gschwandtner. Das Mittelschiff ist ausgesllllt von einem mächtigen Ölbild, Mariä Himmelfahrt darstellend. Maria wird von Engeln empor getragen, unten ist das leere Grab, vor dem ein Apostel liegt. Die anderen Apostel schauen der Emporschwebenden nach. Zu bei den Seiten des Bildes streben kräftige Marmorsäulen auf, seit lich von diesen wieder führt je eine Tür zu dem Umgang hinter den Altar, von wo aus man in die Sakristei gelangt. Zwischen den Säulen stehen die beiden Heiligen Benedikt und Bern hard, über den beiden Türen die Heilige Margareta und die Heilige Katharina. Alle vier sind moderne Arbeiten. (Wenzel Hegenbarth 1888—1892.) Die vier ursprünglichen Statuen von Ignaz Platzer-Prag sind in den Nischen des Kreuzganges auf gestellt. (Abb. 6.) Die Bekrönung S. Hauptschiff der Klosterkirche