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Gberlausitzer Heimatzeitung l2ö Nc. S uns in dem noch von Nachtkälte erfüllten Wagen zusammen fanden. In der Stadt erwachte das Leben. Auf dem Bahn hos war emsiges Kommen und Gehen. In den Straßen strebten Scharen von Arbeitern ihrer Werkstatt zu, und die Kinder eilten zur Schule. Hier und da öffneten bereits die Läden ihre geschlossenen, blanken, großen Augen. Das alles flog vorbei, und nach wenigen Minuten sauste der Wagen zwischen Feldern und Wiesen die einsame Landstraße dahin, in immergleicher Melodie. Wir stiegen vor dem Kloster, in Schweinerden, auch um dem Orte einen morgend lichen Besuch abzustaiten. Das ist so recht ein wen disches Dors, wie es so charakteristisch in der Lausitz nicht viele geben dürfte. Es hat nur einen Zugang, und wenn man auf diesem den großen Dorsplatz, um den sich in Huseisenform der Ring der Häuser lagert, betritt, weiß man tatsächlich nicht, wo man am andern Ende aus dem Orte heraus gelangen kann. Ein ganz schmaler Pfad führte uns schließlich hinab in die Wiesen. Die Gegend wird gepflegter mit jedem Schritt Man verspürt die waltende Hand des Klosters. Die Parklandschast wird zum Pulk und» geschmackvolle Brücken führen hier undda über den klaren Bach, ge pflegte Wege, an denen Ruhebänke zur Rast ein laden, schlängeln sich zwi schen Wiesenplänen und Buschwerk dahin. Jetzt er reichen wir die Kloster mauer, die grau im Grünen ausragt, ernst und gewaltig. Wir gehen an ihr entlang und erreichen endlich den Eingang zum Kloster selbst. Das ist ein sinniger Gang zum Kloster, es ist, als sollte der Pilger, der eben von der breiten Straße kommt, sich durch die Wanderung im stillen Park erst würdig oor- Patcr Martm begrüßt uns, überbringt Grüße des Propstes, der heute nicht im Kloster sein kann, und führt uns durch die Klosterhöfe und Gärten zuerst zum Friedhof der Geistlichen hinter der Kirche. Ein slimmungstieses Fleckchen. Saubere Kieswege durchschneiden ihn. Georginen und Astern blühen aus Gräbern und Wegrändern, Georginen und Astern blühen in der kleinen Kapelle, die am Ende des Friedhoss steht und durch deren offene Tür die Helle Morgen sonne flutet, das Muttergottesbild auf dem schlichten Altar vergoldend. Ein eisernes Geländer schließt den klei nen Friedhof nach Süden hin ab, und hinter ihm, et was tiefer, liegt derFricd- hof der Jungfrauen. Ein schlichtes Geländer! Und doch, was bedeutet es? Es bezeichnet die Grenze der Klackfur, den energischen Scheidestrich zwischen Welt und Klosteremsamkeit. Bis hierher darf der Wanderer treten, jenseits ist das Reich derIungfrauen.in das kein Weltkind den Fuß setzen darf. Die Gräber sind schlicht, eins gleicht dem andern, eins trägt wie das andere ein schlichtes, schmiedeeisernes Kreuz. Während der Fried hof auf der einen Seite von einer Mauer begrenzt wird, hinter welcher, sich bis zur eigentlichen Klostermouer erstreckend, der Konvent garten liegt, wird er auf der gegenüberliegenden Seite abgeschlossen von den öst lichen Häusern der Kloster gebäude,in denen sich Kreuz kapelle, Kapitelsaal und verschiedene Wirtschafts räume (alte Küche u.ähnl.) befinden. Bor den kleinen, sauberen Fenstern blühen Pelargonien, und man forscht hinter den Scheiben, ob sich nicht dieHand zeige, die sie allmorgendlich pflegt. Einige Worte über die Anlage des Klosters 2. Die Dreifaltigkeilssäule im Klosterhof bereiten und seine lauten Sinne einfühlen auf den heiligen Ort. Auch ein Noviziat! Wir treten durch das dunkle Klostertor — ein wuch tiges Gewölbe, über dem sich die Gasträume befinden — in das Innere des Klosters und streben der Kirche zu. Es ist eben Konventmesse. Oben im Iungfrauenchor singen die Nonnen zur Orgel. Man kann sie nicht sehen, und eben das regt die Phantasie an, sich nun die Jungfrau an der Oigel vorzustellen und oll die andern Jungfrauen in weißen Gewändern im Kreise um sie — frommen Herzens aus alten Büchern singend: ein Bild der heiligen Läciliu. — seien hier eingeschoben: Es liegt in einer Bodensenkung, zwischen der Landstraße Bautzen—Kamenz—Dresden und dem Klosterwasser. Jene schließt es an der Nordseite ad, dieses umfließt es an der Süd- und Westseite. Das Kloster setzt sich zusammen aus einer großen Zahl von Gebäuden, Höfen und Gärten, die sämtlich von der mächtigen Kloster mauer eingeschlossen sind. (Abb. 10.) Den Mittelpunkt bildet der quadratische Kreuzgang, der auf allen vier Seiten von Gebäuden umgeben ist: im Norden von der Kirche, im Osten vom Kapitelsaal, im Süden von einem Hause, in dem sich neben Refektorium und Institut verschiedene