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v?nbo(en Unber-echrigrer GescHicHte ^KunstLitepatup" Drucf u.Verlag:ÄlwmMar^ (Jnls.OstoMai-^) Sudiaufttzen Naci)ricl)(en,Relci)enau7Sa. Grsci)pi'n< oller Tage A^reiVags' Blatten füi^ L?elmatkunöe Scftristlestung und (Geschäftsstelle m^Neict)enau,Sa. F^eensprecher Nr. 21S Nr. 8 Sonntag, N. Lklpril 192t 2. Jahrgang Abonnements-Betrag von Mk. 5 5Ü für vergangenes Vierteljahr ist fällig! Wir bitten freundlichst um Überweisung aus Postscheckkonto Nr. 27 534 Alwin Marx, Reichenau, beim Postscheckamt Leipzig oder auf Gemeinde-Verbands-Girokonto Reichenau Nr. 16. Die Geschäftsstelle der „Oberlausitzer Heimatzeitung". N^NlMWNMUIIIIIIIIIIIIIMINIIIMNIIIIIMNINNIMIIIINIINIIWIMNMMIIIMNIIIIMNNNMN Die Hussitenkriege in der Lausitz und die Pulsnitzer Hussiten - Festung oder das „Berferd" Bon vr. matt. Kreytzig as an der äußersten Westgrenze der Obcrlausitz gelegene WW Pulsnitz kann fchon auf eine lange Vergangenheit zurückblicken. Schon 1875 konnte es sein fünfhundert- jähriges Stadtjubiläum feiern. Seine Entstehung dürfte daher immer noch um einige hundert Jahre hinter 1375 zurück liegen. Die erste urkundliche Erwähnung geschieht mit 1225, aber auch damals hatte es schon eine Kirche; denn ihr damaliger Pfarrer Heinrich wird mit bei der Weihe der Kamenzer Kirche, welche der Herr Bernhard von Vesta oder Kamenz errichten ließ, als des Bischofs Bruno von Meißen Begleiter erwähnt. Puls nitz war also damals schon oppittum, Kirchort, und ist doch vor her jedenfalls noch eine ganze Reihe von Jahren villn, kirchloses Dorf, gewesen. Nun existieren zwei Urkunden, eine vom 27. Februar 1139 und eine von 1071, in denen beiden eine villa, namens Bulsice, Erwähnung findet. Es lag sehr nahe, des Gleich klangs wegen diesen Ort mit Pulsnitz zu identifizieren. Es han delt sich hierbei um den Austausch von fünf Dörfern Gozebudi, Iezelice, Hermannioille, Bulsice und Meradowice mit dem Bis tum Meißen und der Belehnung des „freien Slawen" Bor mit denselben. Hingegen findet sich auch die nähere Bezeichnung, daß diese Dörfer im Gau Nisan liegen, der bis in unsere Gegend nie gereicht hat, sondern unsre Gegend hat stets zum Gau Milsca, ungefähr derheuttgen Oberlausitz,gehört.Und endlich lagen obige fünf villae im Burgward Bresnice, Briesnitz, also jenseits der Elbe, nördlich von Dresden. Es hat also unser Pulsnitz mit Bulsice nichts zu tun. Auch der „freie Slawe" Bor ist in unsrer Gegend wahrscheinlich nie ansässig gewesen, höchstens jenseitig der Elbe. Pulsnitz ist eine slawische, eine wendische Siedlung und hat als Wortstamm „pol" und liegt am gleichnamigen Flüß chen Polsenica. Dieses bildet die Grenze zwischen den meißnischen und böhmischen Landen. Man hat infolgedessen auch die Bezeich nung von „pol" mit dem Wort „Grenze" in Verbindung gebracht. „Pol" soll so viel wie Markscheide, Grenzschcidc heißen. Andere haben es mit einem Eigenschaftswort gleichgesetzt, welches „lang sam dahingleiten" bedeutet und dieses auf die Pulsnitz bezogen. Nun gibt aber schon Meiche in seiner berühmten „Grenzurkunde von 1241", auf die ich unten nochmals zurückkommen will, an, daß die Westgrenze des Gaues Milsca viel weiter westlich liege als der Verlauf der Pulsnitz, nämlich entlang einem Waldgürtel, etwa kurz östlich vor Radeberg, von welchem der jetzige sogenannte Landwehrwald noch ein Überbleibsel sein würde und dann dem Röderverlauf entsprechend. Nun haben den Wortstamm „pol" aber auch die russischen Worte poldjch und pol-notsch, „Mittag" und „Mitternacht", wo „pol" so viel bedeutet als die „Mitte". Auf die Pulsnitz angewendet, würde es dann die Bedeutung haben, daß es das Flüßchen sei, das durch die Mitte des Bezirkes fließe. Meiche weist auch anderen Ortes nach, daß sich ein Burg ward immer zu beiden Seiten eines Flüßchens anlagere, daß das selbe mitten durch denselben fließe. Und schließlich gibt er auch an, daß die Wenden ihre Burgen nie an die Grenzen verlegten, sondern immer in ihre Mitte. Pulsnitz hätte aber eine solche Burg; ihrer Anlage nach war sie eine sogenannte „Wasserburg". Alle diese Umstände veranlassen mich zu der Annahme, daß zurzeit der Siedlung die Westgrenze des Gaues Milsca nicht die Pulsnitz war, daß der Stamm Pol nichts mit der Bezeichnung „Grenze" zu tun hat, sondern im Gegenteil „in der Mitte liegend", „hal bierend" bedeutet. Auch, meine ich, ändert es an dieser Annahme nichts, daß Pulsnitz nicht eigentlich ein „Burgward" war, son dern zum Burgward Kamenz gehörte. — Als freilich Ende des vierzehnten Iabrhunderts die bekannten Grenzstreitigkeiten aus Anlaß der der Frau Elisabeth, der Gemahlin Hansens v. Wettin, verreichten Güter ausbrachen, dürste die Pulsnitz die Grenze schon gebildet haben. Also über die Zeit der Wendensiedlung wissen wir nichts. Aber aus der Hussiteuzeit besitzen wir ein Wahrzeichen, die Hussitenfestung oder das Berferd, Barferd (durch Dialekt ver stümmelt), also der „Burgfried". Dieser Hussitenzeit widmet Gustav Freytag in seinen Bildern aus der deutschen Vergangen heit ein entsprechendes Kapitel. Vom historischen Standpunkt aus behandelt sie Kümmel in seiner Festschrift zum 800jährigen Jubiläum, sowie auch in seiner Deutschen Geschichte. Am aus führlichsten aber und die neue st en Forschungsergebnisse hat Zecht sie im Neuen Laus. Mag. 1911 (Bd.87), 1914 (Bd. 90) und 1916 (Bd.92) niedergelegt, ganz besonders für die Begeben heiten in der Lausitz, wodurch die vielen irrtümlichen, sich wider sprechenden Nachrichten in unfern Chroniken, namentlich der Prasserschen, endgültig beseitigt sind. Die direkte Veranlassung des Ausbruchs der Hussitenkriege ist bekannt. Es war die Aburteilung und Verbrennung des Refor mators Huß, die ihm trotz Geleit- und Schutzbriefes des Kaisers