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Gberlaufltzer Hetmatzettung Är. 7 ganze Decke folgte. Draußen stand der Knecht. Verbrannten Antlitzes starrte er in das unheimliche Krachen und Knattern und dachte an die verkohlten Knochen, die man vor fünf undzwanzig Jahren aus dem Tiümmerhausen gezogen hatte. Der Barthl war bald wieder wohl auf, und da er nun keine Herberge mehr für seinen krummen Leib hatte, machte er bei den Bauern die Runde, was ihm das Leben im rosigsten Lichte erscheinen ließ. Seine Wirte sahen ihn zwar Sonnabends stets lieber gehen als kommen, aber er hatte doch gute Zeit bei ihnen, gutes Essen und ein warmes Lager, denn Mlt dem armen Teufel empfand jeder Mitleid. War auch der Brand sicher nur durch Barthls Unachtsamkeit entstanden, was konnte man mit dem halvkindischen Narren groß anfangen. tForrietzuna fetal.) Am tzimmelstor Bon Rudolf Gärtner-Hellerau Mum Himmelstor ein armes Seelchen schwebte E Und heischte Einlar hier, als müßts hinein, M Und doch tots manches, was von ihm nicht fein, Wies noch da drunten aus der Erde lebte. Sankt Peter aber legt die Stirn in Fallen, Und f agi den dreisten Klopfer etwa« rauh: „Sprich, Seele, woher weißt du so genau, Daß du hier oben dürfen Einzug halten?" „Woher ichs weiß/ antwortet keck die Seele, „Schließ mir nur auf getrost den Freudensaal, Hab ich gesündigt doch kein einzig Mal, Ich fühl mich frei von jeder Schuld und Fehle." „Ei, ei! Wer kann von sich das jemals sagen?" Kopfschüttelnd ern» Sankt Peter darauf spricht, „Dcmul ist deine stärkjte Seite nicht — Hier ob.n heißls gebührlich sich betragen!" Da spricht die Seele: „Wohl hat sich vergangen Der Mensch, dem ich aus Erden anaehört, Doch hat ihn immer nur der Leib betört, - Denn sieh, seitdem ich bin von dem gegangen, Ist Lust zur Sünde mir noch nie aekommen Und jener staubgetwrnen Hülle bar, Die schlimmer Freund mir und nur Hemmnis war, Klopf ich getrost nun an die Tür der Frommen!" „So, so!" hält ihr Sankt Peter draus entgegen, „Kann da der Leid nicht mit demselben Gründ Auch m en: 's war die Seele? Seit der Stund Da die entwich, hab ich stets still gelegen. Geh in dich und bekenne unverhohlen, Zuvor hör dir em kleines Gleichnis an: War einst ein lahmer und ein blinder Mann, Die hatten Gartenfrllchie sich gestohlen. Wie sie gefaßt, weist Jeder sein Gebrechen: „„Ich kann ja garnicht in den Garten gehn!"" „„Und ich kann doch die Früchte garnicht sehn'"" Da konnte ihnen niemand wid.rsprechen. Und niemand könnt des Rättels Lösung finden, Wie man auch immer hin und her gedacht — Da ries der Gärtmr: „„So habt ihrs gemacht, Nicht wahr?"" und hebt den Lahmen aus den Blind-n. Zn unserem Verlags erschienen und durch uns zu beziehen ist das Werk Grenzgeschichten ilMMillMIIMMMMNMiNMNNiNNMIIMMMiiMiiUIilMMIMUIIMIIMIIMilli Erzählungen aus dem sächsisch-böhmischen Grenzgebiete von Fran; Dösler. Preis geheftet Mß. 5.40. Oberlauf. Hoimat-Soitung, Reichenau, Ga. Die Kurrendaner Drei Straßenbilder von OttoFlössel, Bautzen I. Ein bodenständiger Abschied n Eisenach war's, an einem unvergeßlichen Augustiage. Wir Waren, ein vierblättriges Kleeblatt, am Tage vorher im Spätnachmittag zur Wartburg angcstiegen, und die tatensrohe, geistesschöne Vergangenheit Deutschlands hatte aus alten Sälen und von efeuumrankten, buntfensterigen Erkern herab uns mächtig zur Seele gesprochen. Als wir dann im Abend sinken zur Lulherstadt niedergingen, war uns leicht und rein ums Gemüt. Wenn je die Poesie des Sonnabend-Abend ihfen Zauber ganz ausgeübt hat, dann war es hier. Die Sonne war hinter den klastertiesen thüringer Bergwäldern zur Ruh' gegangen. Bor uns breitete sich das Helltal mit seinen grünen Buchen. Drüben im Garten der Reuteroilla blühten duftschwer die Rosen. Schlanke Mädchengestalten in weißen Kleidern schritten auf frischen Kies wegen drin auf und ab. Unten lag in Feierabendstimmung die Stadt. Alles atmete Festtagserwarten, wie an jenem Abende, da Heinrich von Ofterdingen, den stillen Klingsohr zur Seite, aus seinem derben Schimmel in Eisenach einritt. So im Gefühle edler Schönheit selig, beschlossen wir den Abend, so auch brach der Sonntagmorgen an. Die Sonne warf ihr Gold über die alten Dächer in die sonn tagstillen Straßen herein. Wir öffneten das Fenster und alle Wonnen d,s jungen Tages strömten herein. Bom Nikolaiturm läuteten die Glocken. Nun antwortete der Georgenturm. Still lag die Straße und träumte im Morgensonnenschein Da zog ein weiches Singen von zarten Knabenstimmen die Straße ent- ' lang.Bor einem der Nachbarhäuser sangen die Kurrendaner. Im Kreise standen sie um ihren Führer, einen feinen Jungen mit schmalem, bleichen Gesicht und leicht in die Stirn hängenden kastanienbraunen Wellen. Wir ließen unser Denken vier Jahr hunderte zurückschreiten und dachten, daß der Knabe dort der Bergmannssohn aus Eisleben wäre, der propter pansm vor den Türen sang. Ein Stück Geschichte aus dem Mittelalter be kam Leben, Farbe und Gestalt. Was sie gesungen haben? Ich weiß es heute nicht mehr. Vielleicht war es ein thüringer Volkslied, eins jener unschulds vollen Blaublümelein, die dort auf Wäldern und Wiesen wild wachsen. Ein Kranz wilder Blumen, wie er sie am Wege ge funden, war ja auch Ofterdingens Heldenlied, das er zur Wart burg brachte, und ein Kranz wilder Blumen war es, womit ihn Irmgard zum Preise schmückte. Aber das weiß ich noch: Als wir über den Markt gingen und unter dem Bilde Bachs stehen blieben, war es, als hing ein Helles Leuchten in des Altmeisters trüben Augen. II. Die Waise In meiner Heimatstadt hat ein wackerer Schulmeister ein Dutzend Jungen in Kurrendanerkittel gesteckt. Die gehen des Sonntags in der Früh durch die noch stillen Straßen und singen an den Türen. Gestern haben sie vor meinen Fenstern gesungen, Peter Cornelius unsterbliches Lied „Wie's daheim war". Im Hause gegenüber hatte zwei Tage vorher eine Mutter ihre Hände zur letzten Ruhe in den Schoß gelegt. Die Jungen wußten nicht darum. Was wissen auch die Leute in der Stadt von des andern Leid! „Wie's daheim war, wo die Wiege stand, wo der Mutter Arm dich weich umwand . ..." klang es die kahlen Häusermaucrn entlang. An den langen Fensterfronien gingen die Flügel auf. Zwischen gelben Gar dinen und roten Pelargonien horchte es hinunter auf die Straße. Drüben trat ein Mädchen ans Fenster. Das Schwarz des Kleides hob sich, die schlanke Gestalt zeichnend, vom Weiß der Vorhänge ab, hinter denen es stand. Die Weise rief die Kinderzeit in ihm wach. Eie sah dar flach-lockige Kind unterm Lichterbaum sitzen,