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Frühlings Heimkehr von Nleris Llaude Son den Fenstern hör ich's tropfen und es schwitzt das letzte Lis, lauter hebt das Herz zu klopfen bei dem ersten grünen Neis, ob der Mär; mit seinen Stürmen noch so heftig es erschreckt, tönt es doch von allen Türmen, das dis letzten Schläfer weckt, freudig in das Tal hernieder: Frühling, Frühling wird es wieder! Wär" es an den Fels gekettet, wär er in das Meer versenkt, in das srd'ns Grab gebettet — Fels und Ketten er zersprengt, mahnt dec Tag zum Nussrstshsn, schmückt sich ihm die Sisgssbahn, über Täler, über Höhen hebt er hell zu jauchzen an, klingen tausend Zubollisdor: Frühling, Frühling wieder! wird e s Durch des Weltmeers wilde Brandung bricht er Bahn sich mit Gewalt, — und der stolzen Schiffe Wandung bringt er Heimatgrütze bald. Leise naht er sich der Hütte, mit des Sephics weichem Hauch klopft er hier nach alter Sitte an das kleinste Fenster auch, „Schwestern", spricht sc, schnell in s Mieder: Frühling, Frühling wich es wieder! Frühling, Frühling wird es wieder, aller Liebling kehrt zurück, ihm nur gilt das Lied der Lieder und es jauchzt die Welt vor Glück und sie atmet nichts als Wonne, Lisbescausch und Blütsndust. und es lacht so hell die Sonne und der Schelm, dec Kuckuck, cust: Schmück mit Deilchsn dich und Flieder, Frühling, Frühling kehrt ja wieder! Am Birkteich Roman aus dem Lausitzer Volksleben 4 von Richard Blasius 6. Kapitel W-SW^er König Winter hatte seinen Hermelin allmählich über das Land gezogen. Der Atem des strengen Herrschers, ein hesttger Nordwind, fiel grimmig über Mensch und Tier her. Kein Wunder, daß dis Schenkstube an den langen Abenden nicht leer werden wollte, war es doch ein altbekanntes Lied, zu dem sie die Melodie wiedergesunden halten. Die Frauen sangen sie zu Hause aus purem Ver gnügen an solchem Sang, und die Männer hielten den Ton vor winterlicher Langerweile dis in die Schenke aus. Kürzer wird ein solches Lied nie, mag cs gleich ein Vierteljahrhundert alt sein. Der letzte Vers galt dem Schulmeister, dessen öftere Be suche im Birkhofe den Dörflern schon lange ein Dorn im Auge waren, die Heldin der vorhergehenden war noch immer die Bäurin. Der neue Vers lautete: „Im Birkhof gehen sie jetzt auf den Seelenfanq aus." Der, dem der Leute Rede galt, saß einsam in seinem Arbeitsstüblein, einem einfachen, schmucklosen Raume mit wenig Möbeln und viel Büchern. Uber dem großen Schreib tisch hing als einziger Wandschmuck ein Ölgemälde, eine ältere Frau mit stillem Leidensantlitz darstellend, des Lehrers gestorbene Mutter. Der Einsame saß am Fenster und schaute hinaus über das weiße Feld, bis dorthin, wo balbverdeckt von ver schneitem Gebüsch schneeverhüllte Dächer in dis Winterstille träumten. Auf der Brücke der Sehnsucht schritten seine Gedanken hinüber. Und die Sehnsucht hieß auch ein Augsnpaar auf dem Birkhofs versonnen herüberträumen. Die Augen nahmen ein Stück des Herzens mit, und tauschten es aus, wo sie üch begegneten. Und sie begegneten einander immer, im Wachen wie im Schlafen. Den Einsamen litt es nicht mehr Mischen seinen engen vier Wänden. Bald schritt er rüstig dem Birkhofe zu. Die Sonne hotte es eilig, das weiße Feld unter die sammetschwarzen Fittiche des Abends gleiten zu lassen. Im Gutsgebäude sahen schon goldneFenster in die heran^ wogende Dämmerung heraus und winkten dem Besucher mit freundlichem Gruße ihre Einladung zu. Als ob es dessen noch bedurft hätte! Schneller hätte kaum einer durch denSchnee stapfen können, als es der getan hatte, der sich jetzt auf den Fliesen der Hausflur abschüttelte und abklopfte. Da huschte es auch schon leichtfüßig die Treppe herunter und sprach mit silberhellem Frohlocken seinen Willkommen gruß. Die Hände ruhten merkwürdig lange ineinander. Lena wurde sich dessen erst in der Mitte der Treppe bewußt und zog die Ihre verlegen zurück, während ein heißes Er röten über ihr Gesicht flog. Drinnen im Zimmer saß die Mutter im Lehnstuhl und ließ ihre Hände im Schoße ruhen, wie sie es um diese Zeit im Winter gewöhnt war. Es war ihre Ruhestunde, dis sie im Winkel hinter dem Ofen verträumte. Dort spannen ihre Gedanken lange Fäden in die Zukunft hin, selten rückwärts. In die Vergangenheit schauen läßt des Menschen Seele meist in unnütze Reue versinken. Und Agnes hatte Grund, stark zu bleiben. Nicht lange währte es, so saßen die drei in traulichem Gespräch um den Tisch. Als vierter gesellte sich Heinrich zu ihnen, der, obwohl er in der benachbarten Stadt ein kleines Häuschen käuflich erworben hatte, doch die meisten Tage auf dem Birkhofe zubrachte. Felix hörte dem erfahrenen Manne gern zu. Soeben hatte Lena das Zimmer verlassen, um der Mutter beim Anrichten des einfachen Nachtmahls zu helfen. Agnes war schon vor ihr in die Nebenstube gegangen, von wo leises Teller- und Schüsselklappern herüberklanq. Da legte Heinrich dem Gaste, der traumversonnen der Stillgeliebten nachsah, die Hand auf den Arm. „Vorsicht, lieber Freund, Vorsicht. Im Dors spukts wieder." Der Angeredete biß sich auf die Lippen: „Ja, die Nieder tracht geht um und zeigt so recht, was für ein Tier eigent lich im menschlichen Leibe steckt." „Ja, ja, er hat deren etliche in sich, von denen der Esel dos minderwertigste ist." Felix sah finster vor sich hin. Die Anfeindungen der Dörfler, denen er seiner Birkhofbesuche wegen ausgesetzt war, hatten seine Seele nicht unberührt gelassen. Don seinem