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Gberlausttzer Heimatzettuttg Nr. k Im ^elds Gestern hab ich den Frieden gesehen. Nur einen Augenblick verweilte er: denn er ist flüchtig und scheu wie ein jchnellsüfliges Del). In dem kleinen Franzosendorf war's. das sich in das dichte Grün des Tales sinhuschslt. Mondslang sahen wir kein Haus, kein richtiges Haus mit Schieferdach oder rotem Siegel. Dann kein Mädchen, keine Frau, kein Kind. Duinen und Steinhaufen waren unsre Wohnungen in den Grten, wo der Krieg teuselisch, grinsend, einstiges Hausglück mit gellendem Lachen zertrümmert, zersplittert, zersetzt hatte. Nun kamen wir zurück müde und stumm, mit brennenden Augen, summenden Ghrsn und mit unruhig flatternder Seels Lin Dorf! Lin trautes Dors im srischgrllnsn Tals! Dach um Dach lugt aus den dichten Daumen, und eine Kirche mit Glocksnturm und Wetterfahne! Nnd Fensterscheiben in den Häusern, in der Sonne blinkend. Kinder schreien bei sorglosem Spiel, Mütter tragen die Kleinsten aus den Armen Nnd — horch Kamerad - horch! Wie dis Hähne krähn! Dlofl wie dis Hähne krähn! Da — dort! Siehst du ihn? Den Frieden im leichten wehenden Dustgswand? Mit flehenden Augen? Wo? Kamerad — Wo? 2ch sehe nichts! Ich auch nichts - mehr Siehst du den Herdrauch sich im Abenddust verkräuseln, Dort, wo die seine, wsifle, federleichte Wolke eilt? Dort ist er entschwunden .... — — Dort must der Weg zur Heimat sein l M. Äbsrt IMIIIIMIIIUMIMIIMIMIIIMIIMINUIIIIIttllMNIIIIIUNIMMIIMIIIIIIIINIMUIIIttllllllNINMN Frühling Erzählung von Htlda Mathes onnenlicht und linde Lüfte sind mit vereinter Kraft und Kunst am Werk, um das Frühlingsahnen der Natur zu erfüllen und ihr das duftende, schim mernde Brautgewand zu weben. Ist d>es beendet, so rüsten sich ungezählte gefiederte Sänger zum vielstimmigen Chor, und nun jubeln die Menschenkinder: „Der Frühling ist da!" Auch in dem malerischen, am Fuße des Lausitzer Gebirges gelegenen Städtchen L. herrscht solch liebliches Frühlings treiben, und man meint die Lenzesfreude nicht nur in den Augen der Bewohner, sondern aus jedem noch so kleinen Fensterlein blinken zu sehen. Wie schmuck, wie freundlich liegt es da mit seinen beschaulichen Türmen und Giebeln, mit dem lichten Blütenschnee der Bäume! Es ist ein milder Frühlingsmorgen und die Zeit noch nicht allzu weit vorgerückt. Vom Slldende der Stadt zieht sich eine prächtige Obstbaumallee, deren leuchtender Blüten schmuck das Auge fast blendet, nach dem nahen Stadt wäldchen hin, einem beliebten Ausflugspunkt der Bewohner. Dorthin pilgern, in kurzer Entfernung voneinander, zwei einsame Spaziergänger, die wohl auch von Frühlingsfreude durchdrungen zu sein scheinen, denn von Zeit zu Zeit bleiben sie stehen, blicken ringsum in die Weite und nehmen mit schönheitsdurstigen Augen den herrlichen Frühlingsreiz der Landschaft in sich auf. Der Eine der beiden mag ein angehender Siebziger sein, hat aber frisches, blühendes Aussehen und etwas jugend liches in seiner Erscheinung, das selbst die dichten, schloh weißen Haare nicht beeinträchtigen können. Seine schönen blauen Augen zeigen auch jetzt noch Spuren jugendlichen Feuers. Der Andere scheint um fast 10 Jahre älter zu sein! ein schwacher, müder Greis. Das einzig Fesselnde sind seine Augen, die einen gütig-sinnenden Blick haben. Die beiden weilen seit einigen Tagen in dieser schönen Gegend — vielleicht um den Reiz des Lenzes gerade hier auszukosten, vielleicht zur Erholung von des Lebens Mühe und Arbeit oder um allen, lieben Erinnerungen zu begegnen, — wer vermag es zu sagen? — Genug, daß ihre Wrge sich täglich gekreuzt; sei es in den sollen Straßen der Stadt, bei einsamen Waldgängen oder wo immer sonst. Wie merk würdig! Zwischen beiden schien — obwohl sie nie ein Wort wechselten — ein stilles Einverständnis zu bestehen, das ihnen selbst fühlbar wurde, denn h'Ute, an diesem Morgen, als sie abermals demselben Ziele zustreben und der Jüngere den Vorsprung gewinnt, zwingt sie ein unbestimmtes inneres Gefühl, einander stumm zu grüßen. Beide scheinen seltsam betroffen, und sinnend setzt jeder seinen Weg fort. Nur wenige Minuten und dämmernder Waldesschatten umsängt den jüngeren der beiden. Grübelnd durchstreift er die endlos verschlungenen Pfade und scheint erst dann Ruhe zu finden, als er das lauschigste Plätzchen des Parkes er reicht. Goldene Sonnenstrahlen brechen durch dichtes Ge zweig, das nur einen kleinen, aber reizvollen Blick srciläßt. Ein stiller, klarer Waldsee! Bon zartem Blattwerk umrankt, den Blicken der Vorübergehenden verborgen, steht eine Bank. Das Ganze so recht geschaffen zum Träumen und Dichten! Hier läßt sich der Mann nieder, schließt ausseufzend ein Weilchen die Augen und gibt sich der wohltuenden Ruhe hin. Dann — einem inneren Drange folgend — entnimmt er feiner Tasche Papier und Stift, und seine anscheinend kunst geübte Hand bringt das idyllische Eckchen naturgetreu zum Bilde. Er versenkt sich in diesen Anblick und je läi ger, umso erschütterter wird sein Innerstes; denn plötzlich schlägt er die Hände vor das Gesicht und stöhnt. Irgend eine Er innerung scheint ihn zu übermannen. Regungslos sitzt er da, aber seine Gedanken eilen rückwärts ins Land der Jugend. Dieses stille Städtchen, da vor langer, langer Zeit seine Wiege gestanden — er mußte es noch einmal im Leben Wiedersehen. Welch goldene Jugendzeit halte er hier verlebt, umgeben von der Liebe und Fürsorge seiner treuen Eltern, die sich zu den angesehensten, begütertsten Familien jener Zeit zählen konnten. Geschwister hatte er keine, aber mit dem einzigen, nur um ein Jahr älteren Sohn des damaligen Apothekers verband ihm reinste Freundschaft, der weder Lust noch Schmerz Abbruch tun konnte.