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Nr. 7 Erscheint alter 14 Kag» Geschichte, ^KunssLitepatuv" Drucf u.Vericig:Älwin Marx (Inh. Otto Manz') SüdlaufiHen Nachrichten, Reichenau^Sa. 2. Jahrgang Unberechtigte»' Ilachöruc^ venboren Blatten fün L)elmatkunöe Schristleitung und Geschäftsstelle in^Neichenau, Sa. Fernsprecher Nr. 21S Sonntag, 3. April 192) Die sächsische Lausitz—ein ornithologisches Schatzkästlein in deutschen Landen Von Martin Braeß (Fortsetzung und Schluß). unübersehbare Menge größerer und kleinerer Teiche WWW bilden den Reichtum unserer Lausitz, wenigstens ihrer flachen nördlichen Hälfte. In volkswirtschaftlicher Be° Ziehung sind sie von hohem Wert, reichbesetzte Fisch- gemässer, die alljährlich viele Hunderte von Zentnern an Karpfen und Schleien liefern. Auch landschaftlich ist ihre Be deutung groß: ein hoher Reiz, der von ihnen ausgeht. Ob wir am frühen Morgen das schilfumrandete Ufer betreten, wenn das Licht in der Höhe noch mit dem weißen Nebel kämpft, der auf der dunkeln Wasserfläche ruht; ob wir zu heißer Mittagsstunde uns nahen, wenn der Spiegel des Gewässers gleich flüssigem Silber im Sonnenstrahl glitzert — kein atmendes Lüftchen, oder ob kühler Abendhauch leise durchs flüsternde Schilf zieht und zwischen den Kronen der alten Eichen oder Föhren der Mond erscheint und nun sein lieblich mildes Licht über den Teich gießt: immer wird uns das Bild solch friedlichen Gewässers entzücken. Aber was wären unsre Lausitzer Seen und Teiche, wenn sie des reichen Vogellebens entbehrten, das auf, an und über ihnen herrscht. Dadurch erst gewinnt das Bild an Leben, fesselt die Aufmerksamkeit und erhebt Herz und Gemüt. Ich weiß nicht zu entscheiden, ob diese Lebendigkeit des Landschaftsbildes mir mehr durch das Auge oder mehr durch Vermittlung des Ohres zum Bewußtsein kommt. Noch ehe man durch das Röhricht an die Wasserfläche tritt, hört man die Hellen Lockrufe der Bläßhühner, das tiefe „gröck gröck" der Haubentaucher, die grunzenden Laute der Rothalstaucher, mit schneidend scharfen Tönen vermischt, die garstigen „quäh" - Schreie ausfliegender Stockerpel, die ange nehmer klingenden Stimmen der Krickenten, das Schwatzen der Rohrsänger und das hundertfache „krrrriäh" unruhiger Lach möwen. Tausende von Wasservögeln müssen hier vereinigt sein. Und n: n tritt man an den freien Wasserspiegel. Enten der ver schiedensten Art, Taucher, Blässen, grünfüßige Teichhühnchen, weißeMöwen.riesigenSchneeflockengleichdurchdieLuftwirbelnd, Rotschenkel, Trauersecschwalben beleben die Landschaft. Anfangs verwirrt das Gesamtbild der schwimmenden, tauchen den, unmittelbar über dem Wasserspiegel dahinflatternden oder sich hoch in die Lüfte erhebenden Vögel, dazu das vieltönige Etimmenchaos unsre Sinne; aber bald verlangt das ornitholo gische Gewissen in uns, daß wir versuchen, mit dem Prismenglas vor dem Auge Ordnung in das bunte Gewirr zu bringen. Das ist nicht ohne Schwierigkeit; namentlich die verschiedenen Enten- arten müssen auseinander gehalten werden, was wegen der nach Geschlecht und der Jahreszeit verschiedenen Kleider nicht immer leicht ist. Aber schließlich sind doch alle Namen in unsre unblutige Schußliste eingetragen, und nun können mir uns beruhigt so ganz dem ästhetischen Genuß hingeben, den das reiche Leben und Treiben einem jeden gewährt, dessen Auge offen und dessen Herz für die heimatliche Natur empfänglich ist. Es kann nicht der Zweck dieser Zeilen sein, all die Entenarten aufzuzählen, die wir als Brutvögel oder auch nur als Gäste unsers Gebiets angetroffen haben; nur einige, die uns besonders erwähnenswert scheinen, wollen wir hervorheben. Da sind es zunächst die Schellenten, die wegen ihres scheckigen Kleides besonders auffallen. Zwei große Felder auf den Flügeln leuchten schneeweiß, ebenso Brust und Hals und ein Fleck auf der Wange gleich hinter dem Schnabel, während Rücken und Schwanz tief schwarz gefärbt sind. Das Gefieder des ein wenig behaubten Kopfes glänzt in schwärzlichem Grün. Ich habe Schellenten wohl auf den meisten größeren Teichen gesehen, freilich immer nur in beschränkter Anzahl, gar nicht zu vergleichen mit der Menge der Stock- oder Tafelenten. Ihre eigentliche Heimat liegt weiter im Nordosten, und erst seit einiger Zeit sind sie bei uns in erfreu licher Zunahme begriffen. Wenn die Schellente vorüberfliegt, so hört man seltsam schwingende Laute, ähnlich denen, die ein horizontal geworfener Stein verursacht, wenn er auf einer Eis fläche dahinhüpft, ein Geräusch, dem die Art ihren Namen ver dankt. Höchst merkwürdig ist es, daß die schöne Ente mit Vor liebe Baumhöhlen zu ihrer Wochenstube wählt, oft ziemlich hoch über dem Boden und mit so engem Eingang, daß man nicht recht begreift, wie ein immerhin größerer Vogel hindurchschlüpfen kann. Die Schellente gehört wie die Tafelente zu den Tauchenten; un aufhörlich übt sie ihre Kunst. Mit einem kleinen Kopfsturz ver schwindet sie unter dem Wasserspiegel und dann taucht sie wieder empor so leicht und frei, daß man an einen Kork denkt, der einige Zeit unter dem Wasser festgehalten und plötzlich freigelassen wird. Ein ganz besonders reizendes Entchen ist die zierliche Reiher ente, die aber meines Wissens hier nicht brütet. Sie ist noch kleiner als die bekannte Tafelente, schwarz der Rücken, weiß die Unterseite, der Erpel mit einem etwa S cm langen Federschops als Kopfschmuck. Aus dem dunkeln Gefieder leuchten die licht gelben Augensterne seltsam hervor. Zu den sogen. „Schwimmenten", die sich damit begnügen müssen, an seichteren Stellen zu „gründeln", wobei der Hintere Körperteil senkrecht aus dem Wasser emporragt, gehören die stattlichen Löffelenten, die z. B. im Königswarthaer Teich- und Seen gebiet allgemein verbreitet sind. Charakteristisch ist für sie der große, am Grunde sckmale, vorn aber stark verbreiterte und ge wölbte Schnabel, dessen Form der Art den Namen gegeben hat. Das Prachtkleid des Erpels ist das bunteste; besonders das viele Weiß leuchtet weithin. Der Kopf erglänzt schwarzgrün wie beim Stockentrich. Kropf, Hal» und ein großer Fleck auf dem Ober-