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§2 Oberlausther Heimarzsitung Är. V „Trumpf aus!" einer Erzählung meines lieben Großinütterchens lebte vor vielen Jahren in einer gut bekannten Ort- schäft der Oberlausitz ein Pfarrer, ein äußerst gütiger und ehrwürdiger Herr, welcher es vorzüglich verstand, packende und fesselnde Predigten zu halten. Nur an einem Übel litt der gute Herr, und das war das Spiel. Er „klitschte" für sein Leben gern einen Skat. So war es auch eines Freitagabends Anno dazumal, als er wieder eirmrl in einem etwas abgelegenen Wirtshause im Kreise einiger Bekannten mit aller Lust „trumpfte". Es schien ihm aber heute das Glück nicht hold zu sein. Wenn auch anfangs das Spieltellerchen ein schönes Häufchen barg, so war es doch gegen Ende des Spieles äußerst schlecht um seine Kasse bestellt. Nicht nur, daß er sein ganzes Geld verspielte, er hatte auch noch einen ganz schönen Berg Schulden gemacht. Zu der damaligen Zeit war bekanntlich das Gehalt eines Pfarrers nicht gerade glänzend. So war es also sckon ein. ziemlich empfindlicher Perlust, den der gute Herr erlitten hatte. Diesem Umstand schien auch einer seiner Mitspieler Rechnung zu tragen und machte ihm folgenden Bor- schlag: „Lieber Freund, wenn Du Sonntag in Deiner Predigt dreimal „Trumpf aus" sagst, bekommst Du Dein Geld^iufHeller und Pfennig wieder zurück!" Und siehe da, er versprach es. Als nun der bewußte Sonntag kam, war auch das Spieler- Kleeblatt in der Kirche versammelt und lauschte mit Spannung aus die Worte des Priesters, welcher heute ganz gewaltig auf die Spieler einhieb. Sein Versprechen war ja auch ein zwingender Grund, dieses Thema anzuschlagen, denn nur so konnte er das „dreimal trumpfen" anbringen. Es mährte auch nicht lange, so mußte die Spannung des Kleeblattes einer gewaltigen Verblüf fung Platz machen. Der gute Herr hatte sich.ganz warm geredet, und so sprach er auch unter anderem: „... . Trumpf aus. Trumpf aus, Trumpf aus sagen die schlechten Spieler!...." Niemand, außer den drei Genossen, in der versammelten Ge meinde hatte eine Ahnung von dem großen Werte dieser Worte. So hat sich der pfiffige Herr Pfarrer sein Geld wieder erobert. Der Geschlagene aber schwor, sich nie wieder in solche Speku lationen einzulassen. mmmnmimmttmimimttmumllttmiumimimmttmmummmmumummimmmrrttm Unser Papiergeld man jetzt von einer Reise zurück und mustert seine Geldtasche, so findet man die verschiedenartigsten Notgeld- scheine, die man unterwegs aufgezwungen bekam und nicht M/WM wieder los werden konnte, saubere und schmutzige, neue und halbzerfetzte, künstlerisch gehaltene lz. B. die Lautzner iWL^/mit dem Siadtbilde auf der Rückseite) und dürftig aus- geslaiteie: die reine Reise- und Landschafiskartc. Ich werde dadurch an die Verhältnisse in meiner Jugend erinnert. An dem Juni-Sonnabend 1866, an dem die Preußen in Sachsen einmarschierteu, hatte mein Vater von einem Bautzncr Fabrikbesitzer «ine gristere Zahlung zu bekommen. Sie erfolgte in „wilden" Ein- thalerscheinen der verschiedensten deutschen K einslaaien, die mein Vater bei dem Bankhaus Heydemann zum Kur e von 29 Neuaroschen einwechseln lasten mußte, um seine Arbeiter in völlig wertvoliem Geld« auszahlen zu können. Als ich im Herbst 1871 von Torgau mit der Post nach Dahlen, Station der Leipzig-Dresdner Eisenbahn, fahren und den Fahrschein lösen wollte, wurde der Thalcrschcin der genannten Eisendahngesell- schast auf der Kaiserlichen Post zu Torgau nicht angenommen. Ein unserer Familie befreundeter Postbeamter war so freundlich, mir den Schein gegen einen Königlich Preußischen Thalcrschcin umzutauschen, sodaß ich nun zahlen konnte. Bemerkenswert ist noch, was der durch die amtlichen Berichte der ersten Wochen dieses Webkricges bekannte, ipätcre Kriegs minister von Stein in seinen bet K. F. Köhler in Leipzig erschienenen „Erlebnisten und Betrachtungen aus der Zeit des Weltkrieges" über die Augusllage 1SI4 in Ostpreußen erzählt: „In Deutsch Eylau zeigten sich bald einige unschöne Folgen der Mobilmachung. In einigen Ge schäften wurden deutsche Papterschetne nicht mehr zum vollen Wert« angenvmmen. Tür hundert Mark warden nur achtzig Mark Münze gegeben ... Die Schäden wurden bald beseitigt. Ich ließ Bekannt machungen anschlagen, in denen jeder mit Standrecht bedroht wurde, der deutsches Papiergeld nicht zum vollen Werte onnehmen würde. Unter den Arbeitern entstand Unruhe, weil wegen Mangel an kleiner Münze immer mehrere zusammen mit einem größeren Schein aus gelohnt weiden mußten. Auf diesen Ubelstand hatte der Gcneralsiab schon vor Jahren aufmerksam gemacht und beim Rcichsschatzamt beantragt, daß kleine Scheine für fehlende Münze vorgesehen werden möchten. Das war auch geschehen, machte sich aber nicht sofort bemerk bar." Ähnliche Ersahrunaen sind auch in der Lausitz aemackt worden. Mitteilungen der Schriftleitung Den oeschntzten Lesern zur Kenntnis, daß die Fortsetzung deo Romans „Am Brkieich" infolge Platzmangels in dieser Nummer nicht ersch inen kann Die lieben Veilchen (Sum Todestag meiner Mutter) And als in deinem Garten Dis Veilchen blühten, blau. Da stand in dunkler Stube Dein Sarg, du müde Frau. Drinn ruhtest du geborgen Von vielem Gram und Leid, Kein Heute und kein Morgen War mehr für dich bereit. Nur ein paar blaue Veilchen, Dom Enkelkind gebracht, Nus deinem dunklen Sarge, Dis hielten Totsnwacht. Dis waren ein Versöhnen, Als lichte sich dis Not, Ein frühlingsblaues Grüßen Nmjchmsichslte den Tod. Marg. Aoichsl-Aarston Büchermarkt*) Durch den Verlag der „Oberlausitzer Heimatzeitung" (Buchdruckrrei von Alwin Marr) Reichenau, Sa., sind zu beziehen: Pr«io des Buches einschließlich Port« 5,40 MK. 3,90 ,. 2.60 „ 5 40 „ 1.60 „ Friedrich, Bus der Franzosenzeit Gärtner, Abrlausitzer Lost Herrmann, Geschichte der Burg Rohuau Rösler, Grenzgeschichten * « ° Übrlausitzer Gulllieb -) Bei Ankündigungen im „Büchermarkt" kostet di« Miüimeterzeile «0 Pfg. der Gberlauschsr Heimatzeitung bei freier Au- stellung durch die Dost Mk. 5.50, durch den Voten Mk. 5.70. Aahlungen können auf das Postscheckkonto Amt Leipzig Nr. 275 34 erfolgen. Bei Nichtabbestellung spätestens 14 Tage vor Beginn eines Vierteljahres läuft das Abonnement weiter. Änzeigenbsrechnung: D-rIus-ratent-il besteht aus zwei L 5 L- Spalten. Dis Berechnung erfolgt nach Millimetern und beträgt der Preis für einen solchen in einspaltiger Breite 40 Pfennig. Verantwortlicher Leiter: Dtto Mar», Reichenau, Sa. Druck und Ver lag Alwin Mar» (Inh. 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