II. Literatur u. Geistesleben im neunzehnten Jahrhundert. 983 und Mitstrebenden dürste Charles Swinburne, der Dichter von »kosms unä Lullacks« und des romantischen Trauerspiels »OUastelrrrck« der bedeutendste sein. Den Dichtern des Mutterlandes traten in neuester Zeit einige nordameri- Am-rik<m>sch- kanische Sänger würdig zur Seite; allein wie sehr auch manche von ihnen, wie^'"' Bryant, der Dichter des Stilllebens in der Natur und im Menschen, dessen B-yan» episch-didaktisches Gedicht in sog. Spenserstanzcn „das Zeitalter" ftlrs cinc^'"^' kulturhistorische Fortentwickelung der Menschheit nach teleologisch-optimistischer Weltanschauung nachznwcisen sucht; wie Rich. Henry Dana, der im Geiste Dana^^ der englischen Seeschulc in lyrischen Gedichten die Eigenthümlichkeiten des Natur lebens seines Landes mit romantischem Sinn erfaßte und in der schauerlich unheimlichen Romanze „der Bukkanier" Coleridgc's Gedicht vom alten Seemann nicht unglücklich nachahmte, wie insbesondere der phantasiereiche, durch län gere Reisen in Europa gebildete Henry Wordswvrth Longfellow, selbst in der alten Welt Anerkennung fanden, so bildet doch die englische Literatur noch immer die Haupllectürc der Anglo-Amerikaner. Longfellow's hauptsächlichstes, auch in deutscher Uebersetzung bekanntes Werk „Evaugeline", in englischen Hexa metern und in Form von Goethe's Hermann und Dorothea, ist eine poetische Erzählung, worin das „Rauschen der Fichten des Urwalds und die ferne Meercs- brandung" den Grundton bilden. Es schildert die Schicksale französischer Pflan zer in Acadien oder Neuschdttland, die von den Engländern aus ihrer ursprüng lichen Heimath nach andern Kolonien mit großer Härte fortgeschleppt wurden (XIII, 210 s.) Die Sammlung seiner Gedichte enthält viel des Schönen, und besonders des sittlich und fromm Empfundenen, doch ist er kein Dichter von großer Originalität. Eine liebliche Anmuth und Friedlichkeit mit einer Richtung zum Elegischen ist über seine Poesie ausgegossen. Durch seine vielseitige Bildung und seine ausgedehnte Kenntniß der poetischen Literatur anderer Völker, nament lich der deutschen, ist er vielfach zu Reminisceuzen und Nachahmungen veran laßt worden. Auch hat er sich mehrfach als geschickten Ueberscher bewährt. Seine Reisenovclle „Hyperion" schildert thcilwcisc deutsches Leben. Die ursprüng lichste und interessanteste seiner Schöpfungen ist sein »8onA ok IIio,wrrUm«; Longfellow hat in diesem seinem jüngsten größeren Werk versucht, ein indianisches Heldenepos zu gestalten; gleichsam ein Schwaneugcsaug, empfunden und ge dichtet aus der Seele des unglücklichen und untergehendcn Volkes der Urein wohner von Amerika. In neuester Zeit ist ein Talent eigener Art hcrvor- gctreten und rasch zu großer Berühmtheit gelangt, der humoristische Schriftsteller Bret Harte, der uns in seinen Gedichten und Novelleuskizzen in Prosa und Versen „unter die Squatters und Goldgräber" Kaliforniens führt, und zwar mit einem Realismus, dessen packende Anschaulichkeit alle Achtung verdient. Wie in England hat sich auch in Amerika das weibliche Geschlecht mit Eifer und Er folg an der literarischen Thätigkeit betheiligt (Franccs Sargent Osgood; Stuart Sterne u. AZ