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982 L. Nom Wiener Congreß bis zur Julirevolution. ruugeu des Elends und der Leiden der untern Klassen; Thom Hood (das Lied „vom Hemde"; „die Seufzerbrücke" und lyrische Gedichte humoristischer und pathetischer Gattung) u. A. schließen sich Byron und Moore an; Robert Pol lock, der srühverstorbene Verfasser des religiösen Lehrgcdichts „der Lauf ^iknnan,der Zeit"; Will. Tennant, der lahme Schulmeister von Anstrnther, Verfasser des komischen Heldengedichts »^U8t6r kuir« in Ottave rime und anderer Dichtungen; William Motherwell von Paisley, der gefühlvolle Elegiker und Herausgeber des »Minstrels aiioiant and irrockern« u. A. folgten der von Burns, Walter Scott und den Naturdichtern vorgezeichneten Bahn, indeß der B-wi-r geistliche Verfechter der Episcopalkirche, Will. Bowles, sich an Southey und die Seeschule anschloß. Unter de» noch lebenden Dichtern Englands steht allen T-nnys-n andern an Talent wie an Ruf voran: Alfred Tennyson, der Sohn eines ° ' englischen Geistlichen. Sein äußeres Leben ist wenig bekannt geworden und scheint ruhig verflossen zu sein. Er ist der Nachfolger Wordsworth's und Southey's in der ehrenvollen Hofstellung eines poets. laurautrm. Seine Ge dichte bestehen in Balladen, welche alle Harmonien und Mißtöne der Liebes- leidenschaft erklingen lassen, in lyrischen Ergüssen, epischen Erzählungen, Klagc- gesängen über die Vergänglichkeit und über den Materialismus der Gegenwart, in didaktisch gehaltenen Sachen, Visionen, Phantasien re. Sie haben einen außerordentliche» Reiz durch die hohe Schönheit, die elastische Vornehmheit von Form und Sprache sowie die ganz eigenthümliche Färbung und Empfindungs weise. Der Grundto» ist elegisch, manchmal fast weltschmerzlich, aber dennoch durchaus verschieden von der Byron'schen viel leidenschaftlicheren und wilderen Zerrissenheit. Durch seine prachtvollen Schilderungen und Stimmungsbilder aus dem Naturleben berührt sich Tennyson mit der Seeschulc, während sein Empfinden für die Bedürfnisse der Gegenwart, sein Drang, am Glück der Menschheit mitzuwirken, ihn zu einem durchaus modernen Dichter machen. Durch die Anmuth seiner poetischen Erzeugnisse, durch die Reinheit und Keusch heit seiner Gefühle, durch den ruhigen leidenschaftslosen Ton seiner melodischen Verse, fern von allem Ercentrischcn und Anstößigen ist Tennyson der Lieblings dichter der gebildeten wohlerzogenen und sittsamen Klassen der englischen Gesell schaft geworden. Das schöne Trauergedicht »In msnaoriaiu«, dem Gedächtniß eines verstorbenen Freundes gewidmet, und die drei Romanzencyklen »Dke prinoo88«, »Älunck« und »XiiiA ^rtlnir« erschienen später als die Sammlung seiner lyrischen Gedichte. Auch seine Episode aus dem Krimkrieg „Der Reiter angriff auf Balaclava" ist mit Recht bewundert worden. Sein rührendes Fischer-Idyll „Enoch Arden", eine Frucht aus schon gereiftem, Lebensjahren des Dichters, beweist, daß seine poetische Ader noch nicht verstecht ist, daß sie im Gcgentheil aus einfachstem Stoff und in geringstem Umfang eine unerschöpfliche Fülle dichterischer Schönheiten hervorzubringen, die fesselndsten Bilder des menschlichen Herzens zu gestalten weiß. Unter Tennyson's zahlreichen Jüngern