II. Literatur ».Geistesleben im neunzehnten Jahrhundert. 961 waltstrcich non unten mit jähem Schlag ncrnichtet, so steige aus dem Demokra tismus der Despotismus auf. Von den zahllose» „Denkwürdigkeiten" berühmter Männer und Frauen, welche eine beliebte Unterhaltung?lectürc der Franzosen bilden und daher in wuchernder Menge zum Vorschein kommen, haben nur wenige künstlerischen Werth, so sehr auch manche durch ihren Reichthum an interessanten Einzelheiten und Begebenheiten hon Bedeutung sein mögen. So die Aufzeichnungen von Bourrienne, Marmont und die meisten der in den Uebersichten der Geschichtsliteratur aufgcführten Memoiren. Auch für diese Gattung ist die ruhmreiche Periode der Napoleonischen Herrschaft eine ergie bige Quelle. 6. Die englische Literatur. 1. Volksdichtung. Walter Scott. Die großen geschichtlichen Begebenheiten, welche, wie wir gesehen, England NeuE.^ zu einer Weltmacht ersten Ranges erhoben und das nationale Selbstgefühl'»»g. mächtig gestärkt haben, machten sich auch in dem geistigen Schaffen bemerkbar und gaben den Anstoß zu einer poetischen, publicistischen und Monographischen Pro duktivität, die nicht nur mit den übrigen europäischen Culturländern gleichen Schritt hielt, sondern in manchen Zweigen neue Vorbilder schuf, namentlich da ein großes öffentliches Staatsleben ihr als Folie diente und sich in den Gebilden des Geistes und der Phantasie abspiegelte. Denn alles Große und Gewaltige gibt der Seele einen Aufschwung und befruchtet die poetische Kraft. In der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts machte sich die englische Literatur allmählich frei von dem französischen Einfluß und Regelzwang, und kehrte wie der zu ihrer nationalen Eigenthümlichkeit, zu den einheimischen Stoffen und Dichtern zurück. Auf die Wendung des Geschmacks übte die neue Romantik, der sich auch England nicht zu entziehen vermochte, einen große» Einfluß, aber der gesunde, jeder Ucbertrcibung widerstrebende Sinn der Nation bewahrte die Literatur vor der krankhaften Entartung, in welche die französische und deutsche Romantik verfiel. Das Zurückgehen auf die Vergangenheit hatte in England zunächst die Folge, daß man das Mittelalter mit seinem poetischen Reichthum dem jüngern Geschlechte nahe zu führen suchte, indem man die alten Balladen und Volksdichtungen sammelte, oder in Romanen und geschichtlichen Schilderun gen das Leben der uutergcgaugencn Welt in allen seine» Erscheinungen zur An schauung brachte, daß man den während der Herrschaft des französischen Ge schmacks ganz vernachlässigten Dichtungen Shakespeare's wieder die gebührende Anerkennung zollte, zumal seitdem man in Deutschland diesen Dichterhelden so hoch stellte und der große englische Schauspieler David Garrick (1716—1779) durch sein meisterhaftes Spiel der Nation die ganze Tiefe und den unendlichen Wrber, WMgeschicht«. XIV. gl