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II. Literatur u. Geistesleben im neunzehnten Jahrhundert. 953 treibung und Phantastik der Erzähluugsstoffe durch die farbenreichen effektvollen Schilderungen des Scclebens den Beifall der Leser. Aber weder durch diesen, noch durch den historischen Roman, dem er sich nachher zuwandte („Cccile"; »1e irrai-hnis cls Detoriäras«; „Jean Cavalicr" u. a.) erlangte er solche Berühmtheit, wie durch die an Zcitidccn angelehntcu, das Elend der Armulh und die Gräuel des Lasters schildernde» Sittengemälde mit socialistischcn Tendenzen, mit dem Zweck die Verkehrtheit des Weltlaufs darzuthun. Unter diese» haben die „Geheimnisse von Paris"; „die sieben Todsünden"; der „ewige Jude", ein dunkles Sittenge mälde der Jesuiten; „Martin der Findling" eine unglaubliche Verbreitung er langt und gleich den Romanen Soulic's »icht^vcnig zur socialistischcn Revolution des Jahres 1848 bcigctragcn. Die »lVlz-steres cku peuple«, Geschichte einer Proletarierfamilie in den verschiedenen Culturcpochcu der Welthistoric, wurden von dem Pariser Assiscnhof als ein unmoralisches und ausrührerisches Buch zur Vernichtung verurthcilt. Für die Versündigungen an der Sittlichkeit und künst lerischen Wahrheit gewährten die formalen Vorzüge seiner Darstellung, leichte, gewandte Erzählung, die Kunstfertigkeit im Anlegen und Beschreiben spannender Situationen und starker Effekte, und eine ungewöhnliche Beobachtungsgabe kei nen genügenden Ersaß. In den Romanen »Uurbsbleu« und »les äeux oa- äavrss«, beide aus der englischen Geschichte, sind die Gräßlichkeiten und Unna- lürlichkeitc» ins Maßlose, Ekelhafte und Monströse gehäuft. Eugen Suc war Virtuos in den Gemälden aus der schmutzigen Welt. „Bei ihm tritt das Laster nicht blos nackt auf, sondern mit dem fratzenhaften Ausputz der Frechheit, in der cs sich selber anschante". Nach dem Staatsstreich 1852 aus Frankreich flüchtig, starb er am 13. August 1857 zu Annecy in Sehnsucht nach dem Frcudeuleben in Paris, dem er von jeher sehr ergeben gewesen. Emil Souvestre, ders-mvan- in seinen früheren Schriften die Gegensätze zwischen Armuth und Reichthum socialistisch - romantisch ausbcutete, hat in seinen neuesten „Familienromanen" einen harmloscrn Stoff gewühlt. Zn den fruchtbarste» Schriftstellern auf dein Gebiete der erzählenden und beschreibenden Literatur gehören die beiden Alex. Dumas, Vater und Sohn, die wir schon oben kennen gelernt haben. Die m-x. Dumas, glänzendste Periode des älter» Dumas fiel in die Zeit des Julikönigthums, als iE-m. ihm die Gunst der Familie Orleans und des Publikums lachte. Von ringe-Sohn^""^' wöhnlichcc Produktivität, versah er, wie früher erwähnt, die angesehensten Tages- ^ blätlcr und Zeitschriften mit Romanen, Novellen, Sitten- und Rciscbildcrn, die er später als besondere Werke hcrausgab. Sein Hauptinteresse blieb jedoch stets der Bühne zugcwendet; mehrmals trat er selbst an die Spitze von Theatcrunter- nchmungcn. In gleichem Sinne wirkte sein Sohn. Beide haben eine zahllose Menge oberflächlicher literarischer Produkte zu Tage gefördert, die zuletzt fabrik mäßig zusam»,eingestellt wurden. Hat doch der ältere Dumas nach seinem eige nen Geständnis; einen großen Theil der unter seinem Namen veröffentlichten Schriften gar nicht selbst verfaßt, sondern nur entworfen und zugerichtct. Noch