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verwinden, daß nicht sein früherer Verfassungsentwurf zur Einführung gekom men, und stand mit mehreren seiner Collcgen auf gespanntem Fuße. Es fiel daher den Parteigenossen Bonaparte's nicht allzu schwer, den Staatsmann für ihre Pläne zu gewinnen, obwohl er eine Ahnung hatte, daß der Inhaber der Militärgewalt ihm die einflußreiche Stellung, die ihm sein Ehrgeiz und seine Eitelkeit bei dem neuen Regiment vorspiegelte, nicht einräumc» würde. Sicyes und Lucian Bonaparte wurden die Leiter des Complots, dessen Zweck war, durch einen neuen Staatsstreich die Directorialvcrfassung zn stürzen und eine einheitlichere Regierung zu begründen. Es war nicht zweifelhaft, wen i»an als den künftigen Beherrscher Frankreichs betrachtete. Napoleon's kleines Haus in der Victoria-Straße wurde von Besuchern aller Klassen gleichsam belagert; cs bildete sich eine Art Hof um den Mann der Zukunft, ehe noch die Entscheidung getroffen war. Die Polizei schien von Allem was vorging nichts zu merken. Fauche, der Leiter derselben, wollte nicht vorzeitig eiligreifen, sondern den Erfolg abwartcn. So gespannt und voll Mißtrauen waren bereits die Gemüther, daß s. No«, i'vg. bei dem Festmahl, welches die Directoren und Räthe dem General Bonaparte veranstalteten, dieser die Speisen und Getränke der Tafel nicht berührte, sondern sich von seinem Adjutanten ein Brod und ein Fläschchen Wein reichen ließ. M-Skmns Als alle Einleitungen getroffen waren, bewirkte Sicyes im Rath der Alten, "stttich^wo er einen überwiegenden Einfluß hatte, daß der Beschluß gefaßt wurde, die Sitzungen der beiden Räthe nach St. Cloud zu verlegen, um, wie man geltend machte, gegen eine jacobinische Verschwörung, von der damals viel geredet ward, gesichert zu sein. Durch diese in der Verfassung vorgesehene Maßregel wollte man die Vertreter der Nation in die Gewalt der Soldaten bringen. Zugleich sollte Bonaparte zum Befehlshaber aller in Paris anwesenden Truppen sammt der Nationalgarde ernannt werde». Eine Musterung, die Napoleon auf die Kunde von dem Siege seiner Parteigenossen im Rath der Alten am 8. November j17. Brumaire) in dem Tuileriengarten und auf dem Revolutionsplatz abhielt, überzeugte ihn, daß er auf die Anhänglichkeit des Militärs und der National- gnrde zählen könne. Nach Beendigung der Revue lud er die Generale zu einer Zusammenkunft in seinem Hause auf den nächsten Morgen ein. Dort wurde auch Lefcvre, der General des Direktoriums, der nicht zu den Eingeweihten ge hörte, durch die berechnete Freundlichkeit Napoleon's gewonnen. Indem er dem General den Säbel überreichte, den er selbst bei den Pyramiden getragen, fragte er ihn: „Wollen Sie die Republik, zu deren Stützen Sie gehören, unter den Händen von Advokaten zu Grunde gehen lassen?" „Wir werden sie in die Seine werfen", war die Antwort. Von der Zeit an war Lcfevre bemüht durch Zeichen der Ergebenheit und Devotion für den neuen Gebieter seine langjährigen Ver bindungen mit den glühendsten Republikanern in Vergessenheit zu bringen. Auch Bcrnadotte fand sich ein, aber nicht in Uniform, ein deutliches Zeichen, daß er mit dem Vorhaben nicht einverstanden sei. Diese zweideutige Haltung hat ihm