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I. Von Campo Formio bis zum 18. Brumairc. 73 Uniform, trug meistens die Kleidung eines Mitglieds des National-Jnstituts. Desto thätiger arbeiteten Andere für ihn. Da kam es ihm denn sehr zu Statten, daß seine beiden Brüder Joseph und Lucian Bonaparte im Rath der Fünfhundert saßen, und daß Letzterer, ein Mann von stürmischer bilderreicher Beredtsamkeit und rastloser Thätigkeit, gerade Präsident war. Josephs Schwager war General Bernadotte, ein einflußreiches Haupt der Demokratenpartei in der Reitschule, und wenn auch der schlaue, geriebene Jacobiner sich nicht beeilte in das Bonapartische Heerlager eiuzutreten, sonder» für sich selbst den Weg zu einer Militärdiktatur im Falle eines Umschlags oder Mißlingens der Napoleonischen Pläne offen halten wollte, so waren doch er und seine Parteigenossen weit entfernt, für das herr schende Regiment in die Schranken zu treten. Auch Josephine diente den Zwecken des Gemahls. Hatte ihre Lebensweise während seiner Abwesenheit manche Nach reden hcrvorgerufcn, die den General nach Aegypten verfolgt und den Stolz und die Eifersucht des reizbaren Gatten furchtbar aufgeregt hatten, so stand sie bei seiner Rückkunft im innigsten Freundschaftsbuude mit Frau Gohicr, einer Dame, die sich des strengsten sittlichen Rufes erfreute, und war in der Lage, auch den Präsidenten des Direktoriums mit Vertrauen und Wohlwollen zu erfüllen. Diese Gefühle, die Napoleon durch freundliches, entgegenkommendes Benehmen zu stärken verstand, schlugen so tiefe Wurzeln in dem Gcmüthe des geraden einfachen Mannes, daß er den Gerüchten von conspiratorischcn Umtrieben der Bonapartisten bis zum letzten Augenblick keinen Glauben schenkte. Vor Allem aber waren Napoleon's militärische Freunde, Berthier, Murat, Marmont, Lärmes bemüht, die Generale und Offiziere der in Paris befindlichen Truppentheile für die Bonapartische Herrschaft zu gewinnen. Für die Soldaten war die Wahl nicht schwer zwischen einer schwächlichen Regierung, welche die Armee verkommen ließ, und einem Feldherrn, der sie bisher von Sieg zu Sieg geführt hatte. Unter der Garnison der Hauptstadt befanden sich zwei Regimenter, die in der italieni schen Armee gedient hatten und mit Begeisterung an Bonaparte hingen. Auf die Reiterei übte Murat einen bestimmenden Einfluß. Auch die Nationalgardc, deren Hnuptleute einst von Napoleon ernannt worden waren, stand fest zu dem gefeierte» Sieger. Sogar Moreau trat mit dem Feldherrn, nachdem er in ver trautem Freundeskreise ihn zum erstenuialc von Angesicht zu Angesicht gesehen, in Verbindung, wenn gleich mit einiger Zurückhaltung. Und selbst in den Kreisen der Staatsmänner gingen manche in die Bonapartische» Pläne ein, und liehen theils aus Ehrgeiz, theils weil sie eine Aenderung der Regierung für noth- wendig und zweckmäßig hielten, den conspiratorischcn Umtrieben ihren Beistand. So Talleyrand, Roederer, Cabanis, Cambaceres, Regnault de St. Jean dÄn- gely, und unter den Direktoren Sieyes und Roger Ducos. Auch Barras, der alte Freund und Gönner Napoleon's, stand dein ehemaligen Schützling nicht im Wege, lvurde aber nicht in den Kreis der Vertrauten gezogen. Vor Allem war der Beitritt von Sieyes entscheidend. Der eingebildete Abbe konnte es nicht