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II. Literatur u. Geistesleben im neunzehnten Jahrhundert. 863 Seine ersten Gedichte machte er unter dem Namen Florens bekannt. In Matthisson's Geist dichtete auch der Freiherr v. Salis aus Graubündtcn, dessen gemüthvolle Te- dichte und Naturschilderungen während eines bewegten Kriegslebens entstanden. Mit geringeren! Erfolg wurde die dramatische Poesie von den Romantikern bearbeitet. Zu den bekanntesten Namen, deren Stücke sich zum Theil noch aus der Bühne erhalten haben, gehören: H. v. Kleist (Prinz von Homburg; die Familie Schrof- senstcin; Käthchcn von Heilbronn; der zerbrochene Krug u. a. m.); auch mehrere treffliche Erzählungen l„ Michael Kohlhaas") haben Kleist zum Verfasser; Heinrich v. Collin aus Wien (Coriolan; Regulus; Balboa u. A.). Der Däne Oehlen-CM» schläger, ein vielgereister, mit den Häuptern der romantischen Schule befreundeterem!^' Mann, der deutsch und dänisch dichtete (Correggio u. A.), führt uns in seinen weichen dramatischen Werken meistens in die Mythengeschichte der deutschen und scandinavischen Urzeit („Hakon Jarl"; „der Palnatoke"; „Baldur der Gute"; „die Drillingsbrüder von Damask" sind eine Ticck'sche Nachahmung). Zach. Werner nahm bei seinen, von dunkler Mystik, .schauerlich erregten Ahnungen und Gefühlen und wunderbaren Ver hängnissen angesüllten Tragödien (die Söhne des Thals; die Mutter der Maccabücr; der vicrundzwanzigste Februar; das Kreuz an der Ostsee; Martin Luther oder die Weihe der Kraft u. a.) Caldcron zum Vorbild und bewirkte durch seine Ucbertrcibun- gcn, „daß die Dramatik des Tags ganz verwildert und den Schauspielern jeder Sinn für Natur und Wahrheit wieder entwöhnt ward". Werner war das carikirte Urbild eines zerfahrenen Menschen, der sich weder im Leben noch in der Kunst zurechtzufindcn verstand. Nach einer in Unsittlichkeit und ziellosem abenteuerlichen Umherwandern ver geudeten Jugend, dreimal vcrheirathet und dreimal geschieden, trat er in Rom zur katholischen Kirche über und beschloß seine letzten Lebensjahre als Priester in Wien. Durch seine Einwirkung wurde auch Sophie von Schardt, Schwägerin der Frau von Stein, einst wohlgclittcn in dem Weimarer Dichterkrcis, zum Uebcrtcitt bewogen, den sie jedoch bis zu ihrem Tode geheim hielt. Angeregt von Werner gericthen Adolph Müllner, Advokat in Weißensels, ein Mann von nüchternem Verstand und mit derMMmr Gabe, sich fremde Muster anzucignen (die Schuld; König Angurd. die Albanescrin u. a.), Franz Grillparzer (die Ahnfrau), ein sonst verdienter charakterfester Wiener Dichter, der erst nach seinem Tode recht gewürdigt ward, E. v. Houwald sdas Bild; der Lcuchtthurm Hc!!wan' ' u. a.), aus die verschrobene, an Schiller's Braut von Messina angelehntc Schicksalstca- gödie, gegen welche August von Platcn-Hallcrmund, der Dichter der orientalischen eu Pia»» Ghaselcn, seine dramatischen Satiren (die „vcrhängnißvolle Gabel"; der „romantische Oedipus") in aristophanischer Weise und mit hohcr Formvollendung und Sprachgewandt heit richtete. Auch der fruchtbare Romanschriftsteller Baron de la Motte Fougue gericth in seiner den Sagen der Edda und der Nibelungen nachgcbildeten Trilogie „der Held des Nordens" (Sigurd der Schlangcntödter, Sigurd's Rache, und Aslauga) in die unnatürliche Ucbcrtreibung des Tages. Will). Schütz verfolgte in seinen romanti schen Dramen („Lacrymas, Niobe; Karl der Kühne" u. a.) die Bahn der Schlegel; ebenso der Tragödien- und Rovcllendichter Johann August Apel (ch 1816), dessen Trauerspiele (Polyidos; Kunz von Kaufungen) und Novellen (Gcspenstcrbuch) den Werth hoher Formreinhcit besitzen. Apel's Mitarbeiter an dem „Gespcnsterbuch" war der unter dem Namen Fricdr. Laun bekannte Fr. A. Schulze, ein fruchtbarer Dichter und Ro manschriftsteller (-s 1849). Am fleißigsten wurde die Novellen- und Romanliteratur gepflegt. Eine hervorragende Stellung in der romantischen Dichterschule nehmen Arnim und Bren tano ein: Clemens Brentano, Enkel der Sophie Laroche, vcrfaßtc u. A.„ die Gründung CvBimwno Prags", eine dramatische Dichtung voll barocker Einzelheiten; „vom braven Kasperl und'"^'^'