Volltext Seite (XML)
66 -O Europa unter Bonaparti schein Einfluß. wieder iu seine Würde einsetzen wollten, bewiesen, daß auch sie nur von Selbstsuchk nnd Eigennutz geleitet wurden, daß auch ihnen die Herstellung der monarchischen Ordnung und einer conservativen Politik weniger am Herzen lag, als die Meh rung ihrer Seeherrschaft, als die Colonie- und Handelsinteressen. Begleitet von Aug. 1799. dem Sohne des Crbstatthalters landeten die Engländer unter dem Schuhe ihrer Kriegsschiffe am Helder, der Nordspitze von Holland, brachten unter Beihülfe der oranischen Parteigenossen, die in der Marine sehr zahlreich waren und durch ein Manifest des Erbstatthalters zum Anschluß aufgesordert wurden, die bota nische Flotte von dreißig Schiffen verschiedener Größe, darunter zehn Linienschiffe und fünf Ostindienfnhrer, die am Texei vor Anker lag. in ihre Gewalt und ver schanzten sich in Nordholland, die orauische Fahne aufpflanzcnd. Als aber die Republikaner unter Brune und Daendels das englisch-russische Heer bei Bergen, t». S-pt. nordwärts von Alkmar augriffen, erlitten die Verbündeten eine Niederlage, die besonders den auf sumpfigem Boden aufgestellten und der Wege unkundigen Russen verderblich war. Sie wurden abgeschnitten und ein großer Theil in Kriegsgefangenschaft geführt. Dagegen gelang es dem Hauptheer unter Aber- cr'ombie, sich in Hoorn am Zuyder See festzusetzen. Die Oranischgesinnten ge- riethen in lebhafte Bewegung; heftige Parteikämpfe standen in Aussicht, na- 2- c>-t. nicutlich als die Anglo-Russeu in einem heißen Treffen bei Alkmar in Vortheil blieben und die Feinde bis in die Nähe von Harlem zurückdrängten. Aber durch die Unfähigkeit und Unschlüssigkeit des englischen Befehlshabers gingen die Früchte des Sieges verloren. Anstatt nach Süden vorzudringeu, verweilte Nork mehrere Tage in der ungesunden nördlichen Landschaft und gab dadurch dem General Brune Zeit und Gelegenheit Verstärkungen an sich zu ziehen und K.O«. durch ein siegreiches Gefecht bei dem Dorfe Castricum, zwischen der See und dem Harlemer Meer, die Niederlage bei Alkmar auszugleichen. Nork zog sich in seine frühere Stellung zurück; und da nun die erwartete Volkserhebung aus blieb, die ungünstige Witterung des Spätherbstes Krankheiten im Heer erzeugte und die Ueberfahrt schwierig zu machen drohte, zugleich auch von dem Kriegs schauplatz an der Limmat entmuthigende Nachrichten einlicfen, so schloß der w. o-t. Herzog mit dem französischen Heerführer eine Capitulation ab, worin er sich und den Seinigcn ungehinderte Einschiffung erkaufte und die Freilassung der franzö sischen und holländischen Gefangenen in England versprach, ohne sich um die russischen Hülfstruppen zu bekümmern. Dieses unedle selbstsüchtige Benehmen der Verbündeten erbitterte de» über den Untergang so vieler tapfern Krieger be kümmerten Zaren so sehr gegen die Coalition, daß er mißmuthig zurücktrat. Und so groß war sein Verdruß gegen die egoistische Politik Oesterreichs und Englands, daß er einige Zeit nachher sich an Bouaparte auschloß, dessen straffes militärisches Regiment mit Ordnung und Gehorsam seine Bewunderung erregte, und der Meuschenkenntniß und Weltklugheit genug besaß, den wunderlichen, launenhaften Selbstherrscher bei seiner schwachen Seite zu fassen.