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I. Reaktionäre Experimente u. revolutionäre Gcgenschläge. 789 so sehr ins Gedränge gebracht, daß sie mit Zurücklassung der Zelte, der Kriegs und Mnndvorräthe sich in wilder Flucht zerstreuten. Sie sammelten sich jedoch bald wieder auf den nahen Höhen, von wo aus sie durch ihre geübten Schützen den langsam vorrückcndcn Franzosen nicht unerhebliche Verluste zufügten. In dem Gefechte von Staueli fiel einer der vier Söhne Bourmont's. Endlich bcmäch- tigten sich die Generale Berthezene, d'Escars und Lovcrdo der Hügel, an deren Fuß Algier liegt, und richteten das Belagerungsgeschütz, das mittlerweile aus den Schiffen herbcigcschafft worden, auf die Stadt. Nach mehrtägigem Bom bardement wurde das von 1500 Janitscharen vcrtheidigte, mit Kanonen, Mör sern, starken Mauern und Thürmen geschützte Kaiserschloß erobert und damit 4. J»«. zur Beschießung der Citadellc des Schlosses Hussein eine günstige Stellung ge wonnen. Der unerwartete Fall des festen Kaiserschlosses setzte den Dei in die größte Bestürzung und erstickte in seiner Seele jeden Gedanken eines Widerstan des. Er versuchte zu unterhandeln; als aber der französische Befehlshaber so wohl die angebotcne Gcnugthuung auf Grund der früher verweigerten Bedin gungen als die englische Vermittelung zurückwies, bewilligte der Korsarcnfürst die verlangte Uebcrgabe der Stadt gegen Zusicherung des Lebens und des Pri vatbesitzes für ihn selbst und seine Familie. Darauf zog die siegreiche Armee in Algier ein und besetzte die Räuberstadt, die drei Jahrhunderte lang der Schrecken 5. Jun. aller seefahrenden Nationen gewesen. Im Schatz der Kasbah fand man acht undvierzig Millionen an baarem Gelde, die ungefähr die Kosten der Expedition deckten; was an Maaren, Produkten und Kricgsvorräthen erbeutet ward, war Ueberschuß und Gewinn. Den Bürgern wurde Ausübung ihrer Religion und ihrer Gebräuche, dem Handel und der Industrie aller Schutz, dem mohamme danischen Fürsten und den Janitscharen freier Abzug gewährt. Darauf schiffte n.Jao. sich der Dei mit acht bis neun Millionen Privatschätzen nach Neapel ein, dem Oberbefehlshaber allerlei nützliche Nathschlägc erthcilcnd. Zwanzig Tage hatten hiugereicht, die alte Piratenstadt unter die Herrschaft Frankreichs zu bringen. Der begeisterte Empfang, der dem Dauphin, welcher der Einschiffung der Auslösung»» Truppen in Toulon bcigcwohnt, auf seiner Rückkehr nach Paris bei der Bevöl- kerung des Südens, insbesondere bei dem Heere zu Theil ward, stärkte in den Tuilericn den Glauben, daß die Nation in ihrer Mehrheit königlich gesinnt sei, die Opposition nur von einem kleinen revolutionären Bruchtheil ausgehc. Daher reifte der Plan, das monarchische Regiment gegenüber einem anmaßungsvollen Parlamentarismus festzustellcn, selbst aus die Gefahr eines Staatsstreiches. Der früher angeführte Artikel 14 der Charte (S. 500) sollte dabei als Rechtsbasis dienen. Demgemäß wurde am Tage nach der Rückkunft des Dauphin die De- putirtcnkammer für aufgelöst erklärt, das Zusammentreten der Wahlcollegicn w. Mai angeordnet und der 3. August zur Eröffnung der neuen Kammer bestimmt. Im ' " Ministerrath herrschte Meinungsverschiedenheit über die Auslegung des Artikels. Um nun die Regierung einheitlicher zu gestalten, nahm man daher die erwähnte