764 n. Vom Wiener Congreß bis zur Julirevoiution. druck zu geben, in den Hafen von Na varin ein, wo sie die türkisch-ägyptische Flotte in Schlachtordnung ausgestellt fanden. Schüsse, die vielleicht zufällig von türkischer Seite auf das englische Admiralschiff fielen, gaben das Signal zum Kampf. Es ist uns erinnerlich, daß der Volksmund dem nachherigen König William, als erstem Lord der Admiralität, die Aufforderung zum Feuern zu- 2°' schrak. Nach vier Stunden war die Flotte der Osmanen vernichtet. Die Nach richt erreichte den österreichischen Staatskanzler bei seiner Vermählungsfeier mit Antoinette von Leykam. Sie minderte seine Festfreude, spornte ihn aber zu neuer Thätigkeit an. Mach» nach Während sich die Diplomatie der Westmächte zu Konstantinopel in frncht- d-l Enttchc^ losen Unterhandlungen erschöpfte, während Fürst Metternich, ermuthigt durch den am 8. August ei»getretenen Tod Canuing's, die Pforte zu veranlassen wußte, sich vertraulich an Oesterreich zu wenden, um die Vermittelung des Kaiserhofcs zwischen ihr und den Verbündeten nachzusuchen, erfolgte diese gewaltige Ent scheidung am Kriegsschauplatz, die alle Pläne der Diplomatie zerriß. Der Sieg bei Navarino über die turko - ägyptische Flotte war mehr das Ergebniß der Volksstimme aller christlichen Nationen als die bewußte Unternehmung der ver bündeten Mächte. Er kam so rasch, daß die englische Regierung über das „un willkommene Ereigniß (untovrarä event)" in Bestürzung gerieth. Selbst in Pe tersburg verbarg man die innere Freude unter äußerem Bedauern. Nur in Paris siegte das militärische Ehrgefühl über die legitimistische Politik. Die öffentliche Meinung in dem für seinen Handel besorgten England sprach sich auf das Entschiedenste gegen einen Krieg mit der Pforte aus. Man glaubte, daß man durch die Wehrlosmachung eines alten Allürten indirekt nur das Interesse Rußlands befördert habe. Das englische Cabinet wagte nicht auf der Bahn der genialen Politik Canning's fortzuschrciten und fiel wieder in seine gricchenfeind- liche Haltung zurück, so sehr auch die Opposition im Parlament die feige Staats- raison verdammte, welche die glorreiche That von Navarino als einen unglück lichen Zufall hinstellcn wollte. Die englische Regierung trat dem im Sommer 1827 durch russischen Einfluß von der griechischen Nationalversammlung auf Anregung von Kolokotronis erwählten Präsidenten Griechenlands, Kapodi strias, kühl, ja feindselig entgegen; sie sah mit Mißtrauen, daß eine fran zösische Expcditionsarmee nach Morea geschickt wurde, um die Räumung des Landes durch Ibrahim zu erzwingen, die denn auch im Spätherbst des Jahres 1828 wirklich erfolgte, nachdem bereits im Frühjahr der Krieg zwischen Ruß land und der Pforte ausgebrochcn war. Russischem. In Konstantinopel hatte man die feindselige Intervention in die inneren Angelegenheiten des Osmanenreiches mit der größten Entrüstung ausgenommen. Selbst die Beschwichtigungsversuche des österreichischen Jnternuntius blieben ohne Einfluß auf die racheschnaubende Pforte. Der Sultan erklärte das kriegerische Vorgehen für ein völkerrechtswidriges Verbrechen, das alle Freundschaft und