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762 L. Vom Wiener Congreß bis zur Julirevolution. Ausführung dieses Pacificationsgcschäfts „im Voraus einen weiten Spielraum". Unter ihren Augen hatte der schreckliche Vernichtungskrieg zu Wasser und zu Lande seinen Fortgang. ^»Kämpfe Sultan Mahmud, dessen Selbstgefühl seit dem Falle der „heiligen Stadt" KamMakis, Mesolonghi und der Unterdrückung des Janitscharenaufstandes gewaltig gestiegen war, strengte alle Kräfte an, um die griechische Rebellion vollends zu ersticken. Ibrahim war nach dem Peloponnes zurückgckehrt, um sein künftiges Paschalik zu unterwerfen, und setzte seine barbarische Kriegsweise fort; im Archipelagos, wo griechische und türkische Korsaren einander an Raubsucht und Gcwaltthat überboten und österreichische Schiffe unter dem rohen Paulucci die Neutralität wenig achteten, wurden die Inseln und Küsten von den Einen wie von den An dern feindlich heimgesucht; in Osthellas setzten die Türken unter Kiutagi ihre ganze Kriegskraft ein, um Athen mit seiner festen Akropolis und damit ganz Attica in ihre Gewalt zu bringen. Die Kämpfe und Schlachten in diesem altklassischen Lande, wo Oberst Fabvier mit philhellenischen Freiwilligen und der Klephten- führer Guras und nach dessen Fall der kühne, verschlagene, redegewandte K a - raiskakis ihr Leben einsetzten für Freiheit und Vaterland, gehören zu den großartigsten Kricgsthaten der Zeit. Karaiskakis aus Arta, der unter Ali Pascha von Jannina seine Kriegsschule gemacht und eine bewegte Vergangenheit hinter sich hatte, war eine der romantischsten Heldengestalten der hellenischen Befreiungs kriege. Nach den Belagerungskämpfen von Mesolonghi, bei denen er sich in hervorragender Weise betheiligt hatte, wurde er von Zaimas, dem Präsidenten der Regierungsbehörde, seinem bisherigen Gegner, zum Befehlshaber der atti schen Streitkräste ernannt und schlug heldcnmnthig die Angriffe der Feinde ans die Akropolis zurück. Noch lange erzählte man sich von der grausigen Mord- e-D«l-r. nacht auf den Schnechügeln von Arachova, wo gegen zweitausend Türken mit ihren Führern den Tod fanden, so daß der Klephtenhcld Karaiskakis, den seine Geliebte in Amazonentracht in die Schlacht begleitete, aus de» Köpfen der Ge fallenen eine Pyramide errichtete mit der Inschrift: „Siegeszeichen der Hellenen über die Barbaren". Karaiskakis wurde das Idol der Soldaten, sein Name war eine Macht, die kühne Männer anzog. Aber auch er sollte den Ausgang nicht erleben. Die Oberbefehlshaber Cochrane und Church unteiuahmen einen Gcwaltangriff auf das türkische Belagerungshcer, um die bedrängte Akropolis zu entsetzen. Bei dieser Gelegenheit wurde die türkische Besatzungsmannschaft im 22-N! Kloster St. Spyridion trotz geschlossener Capitulation verrätherisch überfallen und niedergemacht. Karaiskakis, dem die englischen Feldherren diesen Vertrags bruch Schuld gaben, gerieth über die Vorwürfe in solche Aufregung, daß er in ein hitziges Fieber verfiel. Krank und von wilden Phantasieträumen ergriffen, unternahm er mit einer hellenischen Kricgerschaar einen Angriff auf türkisches -I. Mai 1827. Fußvolk. Da traf den griechischen Volkshclden das Todcsgeschoß. Er verschied ain Ufer des Meeres und wurde seiner Anordnung gemäß aus der Insel Salamis