Volltext Seite (XML)
758 u. Vom Wiener Congreß bis zur Julircvolution. «. zum 1828. weihungsfeicr unter religiösen Gebräuchen ungeordnet werden. Sollten aber die Janitscharen ruhig die Abschaffung der altislamischen Militärcorporation, deren Name so tief in die ganze vergangene Kriegsgeschichte der Osmanen verflochten war, vor sich gehen lassen? ohne Widerstand zusehcn, daß man sie aus ihren alten Rechten, Ehren und Gewohnheiten drängte, sie in ihren Einnahmen ver kürzte, die neuen Regimenter bevorzugte? Es war vorauszusehen, daß sich die Aufstände früherer Jahre wiederholen würden. Mahmud selbst erwartete, ja wünschte eine Empörung; denn nur auf solche Weise war es möglich, mit dem ganzen Janitscharemnstitut gründlich anfzuräumen. Er hatte zu dem Zweck einen der ärgsten Unruhstifter, den Aga Hussein, einen wilden Gesellen von athletischer Gestalt, durch Beförderung zum Pascha mit drei Roßschwcifc» und zum Statthalter von Brnssa und Nicomedia aus seine Seite gebracht, damit er ihm als Werkzeug diene. Wirklich gelang es den unzufriedenen Führern der zurückgcsetzten Ortas die Gemcincn zu einer Meuterei aufzureizen. In der Nacht "-iS. Juni vom 14. auf den 15. Juni versammelten sich gegen 20,000 Janitscharen auf dem Etmeidan, einem im Mittelpunkte Konstantinopels gelegenen freien Platz, der schon oft als Operationsbasis bei revolutionären Erhebungen gedient hatte, Abstellung der militärischen Neuerung fordernd. Sie sollten, wie man später behauptete, die Absicht gehabt haben, sich der Person des Sultans zu bemächtigen und, falls er sich weigern würde sie in ihrer alten Machtstellung anznerkcnuen, ihn sammt seinen Ministern, dem Mufti und den Ulemas niederzumachen, alle Rajah zu ermorden, sie ihrer Habe zu berauben, ihre Frauen und Töchter in die Sclaverei zu verkaufen. Gegen hundert Pfühle mit den Namen der zum Martertad Bestimmten soll man in einer ihrer Kasernen entdeckt haben. Sie schickten einige bewaffnete Hansen ab, um den Großwcsicr und den Janitscharen- Aga festzunchmcn. Diese waren jedoch entflohen. Die Meuterer konnten ihre Rache nur durch Gewaltthätigkeitcn gegen die zurückgebliebenen Frauen und Diener stillen. Auch bei dem Volke und den Beamten fanden die Aufrührer keine Unterstützung. Vielmehr eilte» die höchsten Würdenträger nach dem kaiser lichen Serai, um dem bedrohten Herrscher mit Rath und That bciznstehen. Man beschloß, die heilige Fahne des Propheten zu erheben und das Volk zum Kampf gegen die Empörer aufzurusen. Es bedurfte jedoch keiner solchen tumul- tuarischen Hülfe. Denn während die Aufständischen durch die List des Kul Aga, ihres zweiten Anführers sich bereden ließen, eine schriftliche Eingabe mit ihren Forderungen zu entwerfen und darüber zwei Stunden verloren, fand Mahmud Zeit zuverlässige Truppen mit Artillerie von Hussein Pascha und Mehcmed Bcy an sich zu ziehen. Bald waren die Aufrührer aus dem Etmeidan eingeschlossen. Noch hofften sie auf den Beistand der Alttürken und des Volkes und wiesen daher die Aufforderung, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben, trotzig zurück: als aber Kanonen abgefcuert wurden und die erwartete Volkserhebung nicht er folgte, entwichen sie in die Kaserne. Aber das schlechtbefestigte, aus Holzbalken