Volltext Seite (XML)
I. Reaktionäre Experimente u. revolutionäre Gegenschlä ge. 745 brach Zwietracht aus, da er Unwürdigen Vertrauen schenkte und die Bojaren geringschätzig behandelte. Unter solchen Umständen war der Ausgang der un überlegten Schilderhebnng vorauszusehen. Als die Türken in drei Heersäulen von Widdin und Silistria aus in die Fürstenthümer vordrangen, konnten die schlecht bewaffneten Jnsurgentenhaufen trotz aller Tapferkeit keinen dauernden Widerstand leisten. Aber sie fielen mit Ehren. Bei Skuleni, am Pruth, fand Athanasios im heldenmüthigen Kampf den Tod, der erste Märtyrer der griechi schen Freiheit. Die heilige Schaar der Griechen unter der Führung von Ni colaus Vpsilanti, Alexander's Bruder, wurde in dem Verzweiflungskampf bei Dragatschan, wo sie mit dem Heldcnmuth eines Leonidas fochten, gänzlichst"' aufgerieben. Alexander Vpsilanti verließ heimlich seine Waffengefährten und flüch tete nach Oesterreich. Beinahe sieben Jahre lang ward er zu Munkacz und The resienstadt in ungroßmüthiger Haft gehalten, und starb später, da unter veränder ten Verhältnissen auf Kaiser Nicolaus' Verwendung seine Freilassung erfolgte, in Wien an den Folgen einer Herzerweiterung (1. August 1828). AuchMichacISutsos mußte sich als Flüchtling auf fremder Erde umhertreiben, bis das befreite Athen ihm ein Asyl gewährte. Der Hcldenkampf bei Dragatschan und der Fall der heiligen Schaar, die dahinsank, „wie blühende Zweige unter der wuchtigen Axt des Holzhackers", bewiesen, daß die Griechen von einem andern Geiste beseelt seien, als die spanischen und italienischen Freiheitsstreiter, wenn auch der Führer Alexander Vpsilanti, ein eitler charakterschwacher Mann von mäßigen Verstan desgaben, der hohen Aufgabe eines Befreiers des Vaterlandes nicht gewachsen war. Doch hat sein leidensvolles Schicksal seine Fehler in Vergessenheit gebracht und ihm die Gunst der öffentlichen Meinung zmückerobert. „Die Dichtung hat um den Gefangenen von Munkacz ihren verklärenden Glanz verbreitet und ein dankbares Volk sieht in ihm den Märtyrer der griechischen Freiheit". Die Ge fangenen wurden von den racheschnaubenden Türken erschossen, die Flüchtlinge wie gehetztes Wild gejagt. Als die Feinde das Kloster Sekko umzingelten, wo einige hundert griechische Patrioten sich verschanzt hatten, warf ihr heldcnmüthiger Führer Georgakis den Feuerbrand in den mit Pulver gefüllten Glockenthurm, wodurch viele der eingcdrungenen Türken mit ihm selbst den Tod fanden. Hatte der Aufstand in den Donaufürstenlhümern und die Niederlage der Griechisch- Hetärie bei Dragatschan in erster Linie nur eine diplomatische Bedeutung, indem '-impf- und daraus die Pforte die beruhigende Zuversicht schöpfen konnte, daß von Seiten G-Lun! der europäischen Mächte der Empörung kein Vorschub geleistet werden würde: so war dagegen der Abfall Ali Pascha's von Jannina in militärischer und politischer Hinsicht eine große Gefahr für die Osmanenherrschaft. Denn nicht genug, daß das Beispiel bei einiger Aussicht auf Erfolg, bei längerer Dauer des Waffen ganges und einer entscheidende» Wendung eine ansteckende Kraft hätte üben könne», das Ereigniß nöthigte auch die Pforte alle ihre Streitkräfte in den west lichen Landschaften gegen den mächtigen Rebellen aufzubieten und dadurch den