Volltext Seite (XML)
I. Von Campo Formio bis zum 18. Brumaire. 59 Genua gesandt, um mit Moreau und Macdonald vereinigt die wankende Herr- s^Aug. schaft in der Halbinsel wieder aufzurichten. Dem Direktorium mochte bei der Wahl der Gedanke vorschweben, den feurigen Republikaner, der auch in die poli tischen Parteikämpfe der Zeit eingeweiht war, dermaleinst als Rivalen gegen Bonaparte verwenden zu können, wenn dieser den Versuch machen sollte, seine militärische Machtstellung zu einem Gewaltstreich gegen die bestehende Regierung zu gebrauchen. Nun wurde der Kampf von beiden Seiten mit erneuter Anstren gung ins Werk gesetzt. Aber das Glück war von den französischen Fahnen ge wichen und kehrte auch jetzt nicht wieder. Bei Novi, zwischen Genua und Alessandria, ereignete sich eine der blutigste» Schlachten des Jahrhunderts. Sie w.«»«. war schon dadurch verhängnißvoll, daß Joubert gleich Anfangs durch eine Kanonenkugel getroffen den Heldentod starb, und Moreau, der nur unvollkom men in den Schlachtplan eingeweiht war, die Leitung übernehmen mußte. Den noch wogte der Kampf, der von beiden Seiten mit der größten Erbitterung ge führt ward, fast einen ganzen Tag lang ohne Entscheidung hin und her. Erst als gegen Abend Melas mit frischen Strcitkräften von Alessandria her auf dem Schlachtfclde erschien und Smvarow und Kray unterstützte, endigte die sech- zchnstündigc Ricscnschlacht mit der Niederlage und dem regellosen Rückzug der Franzosen. Ein Drittel ihrer Armee und achttausend Feinde lagen todt oder verwundet auf dem Waffrnfelde; siebenunddreißig Geschütze wurden von den Ver bündeten erbeutet. Italien, die Frucht von Bonaparte's Siegen schien verloren. Die Rückschrittspartei erhob ihr Haupt stolzer und hoffnungsreicher als je. Noch einmal schien in der Halbinsel das alte monarchisch-hierarchische System Boden zu ge winnen ; ja in Suwarow's feuriger Seele keimte der Gedanke einer neuen Invasion in das republikanische Frankreich. Aber auch diesmal war der Zwiespalt unter den Verbün deten und die Verschiedenartigkeit der Ziele und Tendenzen der beiden kaiserlichen Regie rungen den Franzosen ein starker Helfer und Bundesgenosse. Als Suwarow im Be griff stand, in Ligurien einzurücken und nach den Westalpen vorzudringen, mußte er einem neuen zwischen Wien und Petersburg vereinbarten strategischen Plane gemäß nach der Schweiz abziehcn und den italienischen Krieg den Oesterreichern überlassen. In Mailand und Piemont gewannen die alten Ordnungen und Staats- Monarchisch- formen, die man wieder znrückführte, keine dauernde Lebenskraft mehr; dagegenNeapä""'" wurde iu Neapel die junge Republik im Blute ihrer Gründer und Anhänger erstickt und mit eiserner Despotenhand die alte menschenfeindliche Tyrannei wieder aufgerichtet. Die parthenopäische Republik, die nur in den Reihen der Gebil- « detcn ihre Anhänger und in einer ungeübten Bürgerwehr ihre Stütze hatte, während die Masse des Volkes am Alten hing, sank schnell zusammen, als nach dem Abzug des französischen Heeres der gräßliche Cardinal Ruffv, der unterstützt und angetricben von dem flüchtigen Hofe in Palermo, die Landbevölkerung zu Haß und Widerstand gegen Republikaner und Franzosen aufgcrcizt und in Ver bindung mit einigen entmenschten Ränbcrführern, wie Fra Diavolo, Pronio, Mammonc einen Guerillakrieg in den Gebirgslandschaften organisirt hatte, mit