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I. Reaktionäre Experimente u. revolutionäre Gegenschlägc. 743 Kapodistrias aus Corfu, seinem Freunde und Gesinnungsgenossen, damals Minisier der auswärtigen Angelegenheiten in St. Petersburg, die besondere Gunst des Kaisers Alexander genoß. Diese „ungeheueren Nachrichten" aus dem Orient erfüllten die ans dem Congresse zu Laybach versammelten Monarchen und Staatsmänner mit Bestürzung ; und Metternich benutzte das Zusannnen- treffcn des Aufstandes im Osten mit den gleichzeitigen revolutionären Bewe gungen in Italien, in der pyrcnäischen Halbinsel, in Südamerika, um den rus sischen Selbstherrscher, dessen Sympathien mit den christlichen Bewohnern der europäischen Türkei und insbesondere Griechenlands schon auf dem Wiener Con- grcß und in Paris bei verschiedenen Gelegenheiten hervorgctretcn waren, von jeder Unterstützung abzuhalten, die Ueberzeugung in ihm zu wecken, daß alle diese gleichzeitigen Erhebungen aus einem und demselben revolutionären Geiste hcrvorgingen, dessen Unterdrückung der Hauptzweck der Heiligen Allianz sei. Der Staatskanzler erreichte seine Absicht. Ein gleichzeitiges Schreiben Npsi- lanti's, worin er den Zaren in pathetischen Worten versicherte, daß er dem in mehr als zweihundert Adressen ans allen Provinzen Griechenlands an ihn er gangenen Rufe, sich an die Spitze einer durch „göttliche Inspiration" erfolgten Erhebung wider das abscheuliche Türkcnjoch zu stellen, nicht habe widerstehen können, war nicht vermögend, den Verdruß Alcxander's über das unzeitgemäße Losschlagen der griechisch-christlichen Patrioten zu verscheuchen oder ihn für die Bitte des Fürsten Michael Sutsos, russische Truppen einrücken zu lassen, günstig zu stimmen. Mochte der Kaiser in früheren Jahren gerne den geheimen Zuflü- sterungcn der Freunde gelauscht haben, wenn sie ihm die Rolle eines Vvrstreitcrs des Kreuzes gegen den Islam und eines Erlösers für Griechenland schmeichelnd ausmalten; im Augenblick lag er unter dem Banne der rücksichtslosesten Rc- actionspolitik Metternich's, der den griechischen Aufstand als ein Attentat gegen die Ruhe Europas und gegen die russisch-österreichische Allianz hinstcllte. Um jeden Verdacht einer Connivcuz zu cntkrüsteu und die von Gentz gerühmte „Harmonie der großen Höfe" zu bestätigen, mußte Graf Ncfsclrode eine scharfe Note an den russischen Generalconsul in Bukarest richte», worin der Aufstand hingestellt ward „als das Werk eines eidbrüchige» Soldatenhaufcns, der in der Walachei, wie in Madrid, in Lissabon und in Neapel der Unordnung die Thürc öffne, die Völker mit scheinheiligen Verheißungen verführe und Alles wage, um Alles zu zer stören". Auch in England, wo noch immer Lord Castlcrcagh dem auswärtigen Amte Vorstand, hielt die Regierung an dem System der Erhaltungspolitik fest. Metternich verfehlte nicht in einer persönlichen Zusammenkunft mit Georg IV., bei Gelegenheit einer Reise desselben nach Hannovcr, dem britischen Monarchen o-,br. ,K2>. seinen Standpunkt einleuchtend zu machen. In der That war auch die Erhebung der Griechen gegen die Osmanenherr- Di- H-iäri, schaft die Wirkung einer agitatorischen Propaganda, die seit vielen Jahren von einem Geheimbundc unterhalte» ward, nur daß es sich hier nicht um diese odcr d-rH°!bws,i. »