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I. Reactionäre Experimente u. revolutionäre Gegenschläge. 671 der ollgenieinen deutschen Politik beherrschten ihn dabei Preußenhaß und die Triasdoctrin. Den deutschen Großmächten einen kleinstaatlichen Sonderbund gegenüberzustellen, war der Mittelpunkt seines Systems. Selbst in dem Zoll- streit zwischen Preußen und Anhalt stellte er sich, obwohl er sonst für größere Einheit auf handelspolitischem Gebiet, namentlich der Süd - und Weststaate» unter sich eifrig wirkte, auf die Seite der Gegner Preußens und erwärmte sich für die lächerlichen und unwürdigen Ansprüche des Herzogs von Köthen, der in seinem kleinen Lande ein Asyl für preußischen Schmuggel errichtet hatte; auch in der Bundeskriegsverfassung war er erfolgreich bemüht, die Selbständigkeit der kleinstaatlichen Contingente gegenüber den Großmächten zu wahre». Am Stuttgarter Hof, unter den Augen des ob seines Patriotismus und Freisinns vielgepriesenen Königs Wilhelm, wurden damals merkwürdige Pläne gesponnen, die kleineren deutschen Staaten, zunächst die süddeutschen, inniger zu verbinden, das „reine Deutschland" den Großmächten, namentlich dem „halbslavischen bar barischen" Preußen gegenüberzustcllcn, den Bund in eine Dreiheit von Gruppen aufznlösen. Das berüchtigte „Manuscript aus Süddeutschland", aus der Feder des in würtembergischcn Diensten stehenden Kurländers Friedrich Lindner, im Jahr 1820 erschienen und die innersten Gedanken des Stuttgarter Hofes dar legend, enthielt das Programm dieser Triaspolitik, mit viel widerwärtiger Rhcinbündclci vermischt. Diese Schrift und diese Pläne machten ungeheures Aufsehen und trieben Metternich in seinem Feldzug gegen die Opposition am Bundestag voran. Um das System der Reaction zu Ende zu führen und den Bund völlig unter die österreichisch-preußische Zucht zu beugen, mußten vor Allem die staats- BundM°gs. gefährlichen „liberalisirenden" Tendenzen aus dem höchsten Organ des Bundes ausgetilgt werden. Nach seiner Rückkehr von Verona im Winter 1822 auf 1823 berief Metternich eine Anzahl getreuer Staatsmänner, darunter auch den Grafen Bernstorff, nach Wien und legte ihnen eine Denkschrift vor, die Kriegs erklärung des Wiener Hofes gegen Wangenheim's Partei. Die süddeutschen Regierungen, hieß es darin, haben die demokratischen Elemente so um sich greifen lassen, daß binnen Kurzem selbst das Schattenbild einer monarchische» Regic- rungsform in ihren Händen zerfließen wird. Daß die Idee einer Opposition in der Bundesversammlung nur aufkommen konnte, beweise hinlänglich, wie weit sie von ihrem ursprünglichen Berufe schon abgewichcn sein müsse. Von solchen Elementen müsse zunächst der Bundestag selbst gereinigt werden, seine Geschäfts ordnung müsse vereinfacht, Abschweifung in abstrakte Theorien und Tribünen beredsamkeit verbannt, die Protokolle müßte» geheim gehalten werden. Der gereinigte Bundestag solle dann die deutschen Verfassungen so auslegen, „wie cs das höchste der Staatsgeseße verschreibt"; namentlich solle auch bei den Stände- verhandlungen die Heimlichkeit die Regel bilden. Auch gegen die „Licenz der Presse" sollte von Bundeswegen eingeschritten, die Karlsbader Beschlüsse sollten