I. Reaktionäre Experimente u. renolutionürc Gegenschläge. 631 berufen und erhob laut seine Stimme gegen Verrath und Vergewaltigung; die Milizen und Legionen strömten in Masse zu der Fahne der Landesvertheidigung unter W. Pepe's Oberbefehle; Colletta, zum Kriegsmiuister ernannt, und der Muratistische General Carrascosa trafen energische Vorbereitungen zum Wider stande; Gemeinden und Einzelne wetteiferten in opferwilliger Hingebung an das Vaterland; die Versammlungshäuser der Carbonari überströmten von patriotischen Reden. Selbst der Prinz-Regent ließ es nicht an vaterländischen Kundgebungen, an erheuchelter Freihcitsbegeisterung und Verfassungstreue fehlen, hemmte aber so viel er konnte die Kriegsrüstungen und Vertheidigungsanstalten. Regierung und Volk waren von dem besten Geiste beseelt, von dem feurigen Ent schluß durchdrungen, für die Unabhängigkeit und Verfassung des Reiches mit allen Kräften einzustehen. Der König stehe unter dem Zwang der Großmächte, ließ sich das Parlament vernehmen, daher seien alle gegen seinen Eid laufenden Handlungen und Erlasse als null und nichtig zu betrachten; man müsse Gewalt mit Gewalt zurückweisen. Ganz Europa blickte mit erwartungsvoller Theilnahme dem Ausgang des bedeutungsreichen Kampfes im Süden entgegen. Handelte es sich doch um das wichtige politische Prinzip, ob das Monarchen-Tribunal der Großmächte über die inneren Angelegenheiten und Streitigkeiten der Einzelstaaten die Entscheidung zu treffen, als europäischer Areopag das öffentliche Staatsrecht festzustcllen haben sollte. Selbst in Laybach wurde man betroffen über die krie gerische Gährung, die sich nicht nur in Neapel, sondern auch in Piemont und an andern Orten kund gab, über die agitatorische Thätigkeit der Patriotenpartei in der Lombardei; man überlegte, ob man nicht Verstärkungen hcrbeizichen sollte. Aber der Herzog Franz IV. von Modena, „der genaue und schlaue Kenner der Volksnatur", mahnte zum raschen Vorgehen. Er sah voraus, daß der Krieg einen ähnlichen Gang nehmen würde, wie im Jahr 1799 beim Ein marsch der Franzosen. Und so kam es in der Thal. Man konnte den Häuptern der Verfassungs- Partei, den Brüdern Florcstan und Wilhelm Pepe, den Generalen Carrascosa p<»>->. und Colletta weder Muth und Tapferkeit, noch Einsicht und guten Wille» ab sprechen; aber sie waren uneinig, hatten wenig Vertrauen zu einander und zählten mit zu großer Sicherheit auf die kühnen Worte und Verheißungen der Demagogen und Carbonariheldcn. Sie glaubten an den Kriegsmuth und das patriotische Ehrgefühl der wehrhaften Bevölkerung, und doch herrschte zwischen den Linicntruppen und den Milizen Zwietracht und Eifersucht und ein großer Theil des Militärs, vorab die Garde, hielt zu der königlichen Fahne. Als der österreichische General Frimont mit einer in zwei Heersäulen gcthcilten Truppen-4. s-br. 1821. macht von 43,600 Mann durch Toskana und die Marken an die Grenze des Königreichs vorrückte, als Ferdinand von Florenz aus in einem Manifeste die 2s. s-b-. Rückkehr in seine Staaten ankündigte und seine getreuen Neapolitaner auffor- dertc, sich ihrem König zu unterwerfen und sich nicht in einen Kampf eiuzulassen