630 L. Vom Wiener Congreß bis zur Julirevolntion. m-m wm!"i Die Nachricht, daß der König von den verbündeten Monarchen zu dem '"d-sÄnig? Congreß eingeladen worden, setzte die Verfassungsfrcunde in Neapel in große Erregung. Im Parlamente war man Anfangs nicht geneigt, die durch 8- Dttbr. eine königliche Botschaft verlangte Einwilligung zu der Reise zu gewähren. Erst als Ferdinand der Versammlung die feste Zusicherung gab, daß er bei der Con stitution verharren und sie auf dem Congresse vertreten werde, ertheilte das Par lament die gesetzliche Zustimmung und zwar mit solcher Vertrauensseligkeit, daß nian sogar die Begleitung der von dem König verlangten vier Abgeordneten ablehnte, „da das Herz des Sohnes Karl's III. ein Tempel der Treue sei". Während seiner Abwesenheit sollte der Kronprinz Franz, ein Fürst von falscher, heuchlerischer Gemüthsart und Meister in der Verstellung, die Regentschaft führen. Darauf reiste der König, nachdem er nochmals seine Anhänglichkeit an die Cortesverfassung feierlich zugcsagt, auf einem englischen Schiffe an Gacta Jan. i82i. vorüber nach Livorno und von da über Modena nach Laybach. Einige Wochen nachher bestätigte der Reichsregent die mittlerweile vollendete Verfassungsurkunde si. Jan. und entließ dann die Nationalvertretung mit huldvollen anerkennenden Worten. Ein liberales Ministerium, das Ferdinand vor seinem Abgänge ernannt, und ein permanenter Parlamentsausschuß schienen für den Fortbestand des constitu- tionellen Staatslcbcns hinreichende Bürgschaften. Der Laybach« Aber wie bald hatten die Vcrfassungsmäuncc Ursache ihre Vertrauensselig« «Ebeschwß! keit zu bereuen! Weder der König, noch der Reichsregent trugen Bedenken, Wort und Eidschwur zu brechen. Während jener noch auf dem Schiffe und in Gaeta die Carbonarifarben trug und constitutionelle Gesinnung heuchelte und dieser keine Gelegenheit Vorbeigehen ließ, öffentlich in ostentativer Weise seine aufrichtige Ergebenheit für die neue Ordnung kund zu thun, waren beide ent schlossen, im Sinne Metternich's zu handeln und die Rückführung des Absolu tismus zu fördern. In Laybach, wo der Einfluß des österreichischen Staatskanz lers überwiegend war, wo Kaiser Alexander sich ganz in dessen politische Atmo sphäre hineinziehen ließ und die italienischen Fürsten den Befehlen Metternich's lauschten, wurde, ohne daß die Westmächte sich zu einer wirksamen Einsprache 2. Abi. i82i. ermannt hätten, der Beschluß gefaßt, den aus den Juliereignissen erwachsenen Zuständen in Neapel mit Waffengewalt ein Ende zu machen. Zu dem Zweck sollten österreichische Heere das Königreich besetzen und wenn nöthig russische Truppen sich ihnen zugescllen. Unterdessen ging der alte König Ferdinand dem Waidwerke nach und rühmte in einem Briefe an den Sohn die Vorzüglichkeit seiner Jagdhunde vor denen des russischen Kaisers. Wirkungen Als der Duca di Gallo, der den König nach Laybach begleitet hatte, dort sch!uff>s! aber durch' den Fürsten Ruffo ersetzt worden war, diese Beschlüsse der Negie rung und dem ständischen Ausschüsse in Neapel mittheilte, wurden die Gemüther von einer mächtigen Aufregung erfaßt und der nationale Geist schwang sich zu einer kriegerischen Begeisterung auf. Rasch wurde das Parlament wieder ein-