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598 K. Vom Wiener Kongreß bis zur Julirevolntion. wurde in der alten Hauptstadt Aragoniens die heilige Woche so festlich gefeiert. Ein gleicher Empfang wartete seiner in Valencia. Das Volk spannte die Pferde isÄ! um den königlichen Wagen selbst in die alte Maurenstadt zu ziehe». Allein schon hier drängten sich die Absolutsten und Klerikalen an den König heran und beschworen ihn, das gottlose Werk der Cortes nicht zu bestätigen. Auch in Madrid erhoben die „Servilen" in ihrem Hauptorgan, Atalaya, den lauten Ruf gegen die „Liberalen", die „Feinde der Religion und des Vaterlandes". Fer dinand, der von der Beschaffenheit und der Tragweite der Verfassung sehr noth- dürftige Kenntniß hatte, glaubte in der Volksbegeisterung den Beweis zu finden, daß der Kern der Nation und insbesondere das Heer die Herstellung der staat lichen und kirchlichen Ordnungen des alten Spaniens wünsche, und öffnete sein Herz mehr und mehr den Einflüsterungen der Rückschrittsmänner, zumal als um dieselbe Zeit die Cortes die königliche Civilliste übermäßig beschnitten und belasteten. So gewann denn der Gedanke eines Umsturzes der Verfassung immer «.Ma>. mehr Boden. Noch in Valencia wurde das berühmte Manifest vom 4. Mai ausgearbeitet, welches die in Madrid versammelten Cortes zu schließen gebot, ihre Dekrete für null und nichtig erklärte, „um das getreue Volk von dem Druck verderblicher Gesetze und der gewaltthätigen Herrschaft einer kleinen Faction zu befreien", und zugleich die Grundlinien einer neuen Staatsordnung auf gemäßigt konstitutioneller Basis verkündigte. Wie wenig es aber dem König mit dieser letzten Zusage Ernst war, bewiesen die Gewaltmaßregeln, die dem Manifeste auf ,z. Ma>. dem Fuße folgten. In der Nacht, die dem Einzug des Königs in die Haupt stadt voranging, wurden etliche dreißig der angesehensten Männer der liberalen Partei, darunter die Regenten Agar und Ciscar, die Minister Guerra und Garcia Herreros, die Abgeordneten Munoz Torrero, Augustin und Canga Ar- gnellcs, Martine; de la Rosa, Villanucva und Calatrava, welche thcils den ordentlichen, theils den außerordentlichen Cortes angchört hatten, und mit ihnen der patriotische Schriftsteller und Dichter Quintana in ihren Häusern überfallen und in schmutzige Kerker geworfen, um, wie die fanatische Presse ankündigte, darin zu verfaulen. Die Einsetzung eines rcactionären Ministeriums, in welchem unter dem Vorsitze des Herzogs San Carlos, der das auswärtige Amt leitete, Don Pedro de Macanaz der Justiz, Salazar den Finanzen, Don Manuel Freyre oder vielmehr sein Ersatzmann Eguia dem Kriegswesen, Lardizabal den Kolonien Vorstand, bildete den Schluß des denkwürdigen Staatsstreiches. Kömz Fntn So wenig standen die Ideen des modernen Staats, denen die Liberalen und^^ncui huldigten, mit der Gesinnung des spanischen Volkes im Einklang, daß der Ein- zug des Königs in Madrid mit beispiellosem Jubel gefeiert ward, daß in ganz Spanien die Rückkehr des Monarchen in seine Hauptstadt und die Herstellung des alten Absolutismus in allen Städten Kundgebungen der ausschweifendsten Bolksfreude hervorricfe», verbunden mit Schmähungen, Drohrcden und Miß handlungen gegen die Liberalen. Im Atalaya erging sich der Mönch Augustin