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552 Europa unter Bonapartischem Einfluß. Befehlshaber, der zahlreich herbeiströmenden Gäste aus ganz Europa herbeiführte. Es erwuchs dadurch der französischen Industrie und dem nationalen Wohlstand großer Gewinn. Die Einnahmen der Kaufleute stiegen auf das Zehnfache. Und dennoch sprach sich die öffentliche Volksstimme in Frankreich mit Entrüstung über den Friedensvertrag aus und erkannte in demselben den ersten Akt eines Regi ments nationaler Schmach und Erniedrigung. Selbst der Minister Richelieu sagte, er habe „mehr todt als lebend" unterzeichnet. So schwer fiel es den Franzosen dem Glauben, daß sie besiegt worden, Raum zu geben. Die Mißgunst des Volkes haftete fortan auf der Bourbonenherrschaft, die bald den Charakter eines Parteiregiments im Interesse einer Klasse von Ausecwählten und Bevorzugten annahm, und die öffentliche Stimme hat nicht aufgehört über die Lasten und Bedrückungen zu klagen, welche die Fremdenbesaßung vom'Jahre 1815 über das Land gebracht. Für Deutschland aber, sagt Pcrtz in Steins Leben, „ging aus diesen Kämpfen und Verhandlungen die theuer erkaufte Lehre hervor, daß keine der großen europäischen Mächte aufrichtig sein Heil, seine Sicherheit und Kraft wünschte; daß jede derselben unter allen Umständen bereit ist, mit deut schem Blute und deutschen Waffen ihre Kriege zu führen, daß deutsche Mächte, die großen wie die kleinen, in der Stunde der Noth gesucht und gefeiert und mit den bündigsten Versprechungen zur Hingebung ermuntert werden; daß aber, so wie deutsche Heere den Sieg errungen haben und der gemeinschaftliche Feind uiedergeworfen ist, keine deutsche Macht, weder große noch kleine, auf gerechte Entschädigung und auf die nothwendigen Bedingungen der Unabhängigkeit rechnen darf, sondern erwarten muß, daß die andern Mächte sich über Deutsch lands Verluste die Hände reichen. Deutschland darf seine Hoffnung so wenig auf England als auf Rußland oder Frankreich setzen, es darf auf Niemand rechnen als auf sich selbst; erst wenn kein Deutscher mehr sich zu des Fremden Schildknappen erniedrigen mag, wenn vor dem Nationalgefühl alle kleinen Leidenschaften, alle untergeordneten Rücksichten verstummen, wenn in Folge ein trächtiger Gesinnung Ein starker Wille Deutschlands Geschicke lenkt, wird Deutschland wieder, wie in seinen früheren Zeiten, kräftig, stolz und gefürchtet in Europa stehen". 6. Die heilige Allianz und der royalistische Fanatismus in Frankreich. G-n-sis d-s Während noch über den endgültigen Abschluß des Pariser Friedens unter- hm. Bunt.?, ward, kam zwischen den Monarchen der drei östlichen Großstaaten jener eigenthümliche Vertrag zu Stande, der unter dem Namen der heiligen Allianz eine so große Bedeutung für die politische Richtung der nächsten Jahre haben sollte. Die Idee ging von Kaiser Alexander aus. Wir erinnern uns, unter welchen Einflüssen derselbe während seines Pariser Aufenthalts stand. Frau von Krüdener, die durch einen überspannten Briefwechsel voll mystisch-prophc-