IV. Umsturz und Neubau. 531 Marken dem Papste zurückerstattet zum Verdrusse Metternich's, der das römische Gebiet für Oesterreich gewinnen wollte. Diese Wechselfälle machten auf Murat einen überwältigenden Eindruck. Mur-»» Die begeisterte Ausnahme des rückkehrenden Papstes durch das römische Volk ^ benahm ihm die Hoffnung, daß seine Popularität für die Verbündeten ein Be weggrund für seine Anerkennung sein möchte. Seinem graden militärischen Sinn widerstrebte der im Momente der Aufwallung, Mißstimmung und selbst süchtiger Regungen vollführte Verrath an der gemeinschaftlichen Sache. Ein Manifest Bcllegarde's, das den Italienern verkündigte, es sei die Absicht der Alliirten, so viel als möglich in der Halbinsel wieder die Zustände zurückzufüh- rcu, wie sie vor Napoleon's Eindringen gewesen, machte vollends das Traum bild eines italienischen Königthums zerrinnen. Murat hielt mit seiner Mitwirkung bei den Ausgleichungs- und Restaurativnsversuchcn zurück; mit Napoleon auf Elba wurde das gute Einvernehmen hergestellt und unter Vermittelung von Pauline Borghese Versöhnung gestiftet; im Schlosse zu Neapel sah man Per sonen ein - und ausgehen, die den Gesandten der Alliirten verdächtig und un heimlich waren. Durch diese zweideutige Haltung steigerte Murat das Miß trauen der Verbündeten. Beim Wiener Congreß, wo insbesondere Talleyrand dem „Menschen, der sich König von Neapel nennt", feindselig entgegentrat, wurden seine Gesandten nicht zugclassen; der Papst versagte ihm die Anerken nung ; Ferdinand von Sicilien verlangte sein Erbland und wurde dabei von den Engländern unterstützt. Murat's Aussichten auf Erhaltung seiner neapoli tanischen Königskrone verdüsterten sich immer mehr. Er wußte aus vertrauten Mittheilungen, daß Napoleon entschlossen sei, seinen Glücksstern noch einmal zu erproben; und auch er faßte den Entschluß, wie einst am 18. Brumaire. seine Zukunft an die des Schwagers zu knüpfen. Durch Festlichkeiten und Zer streuungen suchte man die argwöhnische» Blicke der fremden Gesandten über das rege Leben und Treiben am Hofe abzulcnken, durch den Schein der Unbefangen heit und Zuversicht die eigene innere Bewegung zu verbergen. Da trafen in Neapel die Botschaften ein von der Abfahrt Napoleon's von Elba, von seiner Landung an der Küste der Provence, von seinem Siegcszug nach Paris. Diese aufregenden Nachrichten zerrissen vollends den Bann, der auf Murat's Seele lastete, sie wurden für ihn das Zeichen zu einem Abfall von den Verbündeten, zu einer neuen Schildcrhebung für die Bonapartische Politik. Cs war nur Trug und Täuschung, wenn er Couriere an die Höfe von Oesterreich und England absandte, mit der Erklärung, er werde treu zu den Bündnissen stehen. In sei nem Innern hegte er andere Gedanken. Umsonst warnte ihn Napoleon von Auxcrrc aus vor übereilten Schritten: wie einst die Königin Karoline konnte er nicht abwarten, wie sich die Dinge gestalten würden. Er wollte mitwirken an der Herstellung des Imperiums und zugleich für sich selbst eine mächtigere Krone erwerben, als die er bisher getragen. 34*